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Burgfrieden

Burgfrieden

Titel: Burgfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Neureiter
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Nacht gemacht?« Arthur konnte sich nicht vorstellen, wie der offensichtliche Kleinkriminelle es geschafft haben sollte, das Alarmsystem, mit dem die Dominikanerkirche zweifellos gesichert war, außer Betrieb zu setzen.
    »Das hätten sich Lukas und Tina so vorgestellt. Aber Speranza hat ihnen klargemacht, dass das unmöglich wäre. Stattdessen ist er gleich am nächsten Tag, kaum dass der Wärter die Kirche aufgesperrt hatte, rein, hat das Papier in den Spalt bei den Grabsteinen fallen lassen und ist wieder raus, bevor er Aufmerksamkeit erregte.« Auch Mordred erhob sich jetzt, vor Arthur blieb er stehen.
    »Tja, das war’s Onkel. Du siehst, ich bin unschuldig.« Wie zum Beweis hob er nochmals die nach außen gekehrten Handflächen. Arthur dachte allerdings nicht daran, auf die Unschuldsbeteuerungen seines Neffen einzugehen.
    »Und du, seit wann wusstest du, dass es sich um einen Schwindel handelte?« Arthur war nicht bereit, Mordred so einfach davonkommen zu lassen. Der wirkte jetzt auch – endlich – verunsichert.
    »Na ja, ich …« Mordred versuchte offenbar, Zeit zu gewinnen. Aber Arthurs Geduld war am Ende.
    »Also, seit wann, Mordred?«
     
    »Gut, wenn du es unbedingt wissen willst: seit gestern Abend.« Mordred sah Arthur aus schmalen Augen an, dann fuhr er fort. »Nachdem die Sommer mir die Karte geklaut hat, musste ich ja etwas unternehmen. Da habe ich Lukas noch mal ins Gebet genommen. Ob er sich erinnern könne, was genau auf der Karte stand.« Wieder zeigte der Neffe das verächtliche Grinsen. »Da hat er es mit der Angst zu tun bekommen und mir alles gestanden.«
    Arthur hatte wieder den Ellenbogen auf- und sein Kinn in die Hand gestützt. Er hatte ganz den Eindruck, dass Mordred noch stolz darauf war, dass er den Kommilitonen eingeschüchtert und Jenny und Lenz seelenruhig einer falschen Fährte überlassen hatte. Genauso verhielt es sich wohl auch, denn jetzt sagte Mordred:
    »Ich könnte die Sommer ja auch wegen widerrechtlichen Eindringens und Diebstahls belangen. Und Lenz Hofer als ihren Helfer.«
    Arthur wollte den Unterstellungen seines Neffen, auch wenn sie nicht gänzlich aus der Luft gegriffen waren, gerade mit einem strengen Verweis Einhalt gebieten, als plötzlich die Tür zur Bibliothek aufgerissen wurde und Lenz hereinstürmte.
    »Jenny ist weg.«
    Überrascht wandte Arthur sich dem Assistenten zu, der sichtlich aufgelöst mitten im Raum stand. Doch die nächsten Worte kamen nicht von ihm, sondern von Mordred.
    »Die also auch«, sagte der ungerührt. »Dann wären es schon drei.«
     
    *
     
    Die Gestalt, die sich in der Dunkelheit Schloss Runkelstein näherte, hatte bemerkt, dass ihr jemand folgte. Sie konnte es nicht wagen, sich umzudrehen. Zu groß wäre die Gefahr gewesen, erkannt zu werden. Aber eines war sicher: Jemand war hinter ihr. Jetzt war der Schemen am Burgtor angelangt und drückte sich rasch gegen eine Mauer. Drinnen schien alles ruhig. Die Aufführung von »Der Name der Rose«, die heute im hinteren Teil des Burghofes gegeben wurde, hatte längst begonnen. Keine Gefahr mehr, dass versprengte Schauspieler oder Zuschauer sich im Eingangsbereich herumtrieben. Trotzdem, es war riskant, noch einmal hierherzukommen. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Morgen würde es hier von Polizei nur so wimmeln. Dann gab es keine Chance mehr, an die Beute heranzukommen. Nein, die Sache musste heute zu Ende geführt werden. Was allerdings nicht ins Konzept passte, war der Verfolger. Aber damit würde man fertig werden müssen. Ob es wohl die Schnüfflerin war? Der konnte man alles zutrauen. Aber weder sie noch sonst jemand durfte zum Hindernis werden. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
     
    Immer noch an die Mauer gequetscht lauschte die Gestalt den Geräuschen. Wortfetzen der Schauspieler drangen herüber, sonst herrschte Stille. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, das Wagnis einzugehen.
     
    *
     
    Jenny Sommer war, kaum dass sie wieder einen Blick auf das rote Rücklicht erhascht hatte, diesem in gebührendem Abstand gefolgt. Die Lampe ihres eigenen Fahrrades ließ sie abgeschaltet, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Als das Fahrzeug vor ihr nach Überqueren der St. Anton-Brücke rechts auf den Kiesweg abgebogen war, wurde rasch klar, wohin der Radler unterwegs war: Er wollte nach Runkelstein, eine andere Möglichkeit gab es nicht. Denn der Weg endete genau an jenem Holzsteg, der wieder auf die andere Talferseite führte, wo sich der Aufgang zur Burg befand.
    Jenny musste also bei

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