Burke 2 - Strega
sicher genug, um mir den Namen zu sagen?« fragte ich.
»Ich muß mit dir gehen«, sagte er.
»Wieso?«
»Du darfst dieser Person nicht wehtun«, sagte der Maulwurf.
»Meine Freunde, die, die das hier arrangiert haben – sie machen die Regeln. Du darfst ihm nichts tun. Ich muß mit dir gehen – zur Sicherheit.«
»Wird er mit mir reden, Maulwurf?«
»Es ist alles vorbereitet. Er wird mit dir reden, aber nur um diese ... Sache, allgemein. Verstehst du? Nicht darüber, was er macht, nur, was sie machen. ›Tiefer Hintergrund‹ nennen es meine Freunde.«
Toll. »Darf ich ihm drohn?« fragte ich.
»Er weiß, daß du ihm nichts tun darfst. Es würde dir nichts bringen.«
Ich zündete mir eine weitere Kippe an, sagte nichts. Der Maulwurf las meine Gedanken. »Du wirst seine Adresse haben. Er wollte das Treffen da, wo er wohnt. Aber wenn ihm irgendwas passiert, geben dir meine Leute die Schuld. Er ist für uns wichtig.«
»Schleim wie der ist wichtig?«
Des Maulwurfs Augen blitzten hinter seinen dicken Brillengläsern. »Wir haben ein Sprichwort – der Baum, der Früchte trägt, schert sich nicht um das Düngemittel. Und wir müssen in der Wüste Nahrung anbauen. Okay?«
»Okay«, sagte ich. Ich hatte keine Wahl.
Der Maulwurf fuhr genauso, wie er auf seinem Schrottplatz rumlief – als würde er auf gar nichts achten, bloß durch die Gegend fuhrwerken. Doch er hatte den Ford gut im Griff, zwängte sich durch den Verkehr, achtete nicht auf das wütende Hupen, wenn er jemanden schnitt, ruhte ganz in sich. An der 9th Street, auf der West Side, fanden wir eine Parklücke. Der Maulwurf stellte den Motor ab, blickte rüber zu mir. »Hast du irgendwas bei dir?« fragte er.
»Ich bin sauber«, sagte ich ihm.
»Den Zigarettenanzünder, den ich für dich gemacht habe?«
Ich sagte nichts – er meinte das Butan-Wegwerffeuerzeug, das er mit Napalm gefüllt hatte.
»Laß es hier«, sagte der Maulwurf. Ich öffnete das Handschuhfach, schmiß es rein.
»Läßt du deinen Ranzen auch im Auto?« fragte ich ihn. Der Maulwurf blickte mich an, als gehörte ich in Behandlung.
Der Maulwurf blieb vor einem Stadthaus mit Kalksteinfassade nah bei der Fifth Avenue stehen. Es war drei Stockwerke hoch, gleichauf mit den übrigen Gebäuden des Straßenzugs. Vielleicht fünfunddreißig Schritt breit. In dieser Gegend ein Besitz von siebenstelligem Wert. Vier Stufen führten uns zu einer Teakholztür hinter einem schmiedeeisernen Gitter, das nach Einzelstück aussah. Mit seinen Wurstfingern fand der Maulwurf den perlmutternen Knopf, drückte einmal.
Wir mußten nicht lange warten. Die Teaktür ging aufein Mann stand da und wartete. Du brauchst kein Guckloch, wenn du ein paar hundert Pfund Eisen zwischen dir und jedem, der an die Tür kommt, hast. Das dunkle Innere konnte ich nicht einsehen.
Der Typ an der Tür war lang und schlaksig, hatte beide Hände in den Taschen von etwas, das wie ein seidener Bademantel aussah.
»Ja?« fragte er.
»Moishe«, sagte der Maulwurf.
»Treten Sie bitte zurück«, sagte der Mann. Er hatte einen britischen Akzent.
Der Maulwurf und ich gingen zurück auf den Gehsteig, damit das Eisengitter aufschwingen konnte. Wir liefen an dem Mann vorbei ins Innere, warteten, während er das Eisengitter verriegelte und die Tür schloß. Wir waren in einem rechteckigen Raum, viel länger als breit. Der Boden war aus auf Hochglanz poliertem dunklen Holz, das die überladenen, mit einem blauweißen Blütenmuster gepolsterten viktorianischen Möbel zur Geltung brachte.
Nur eine Lampe brannte seitlich, sie flackerte, als wäre es Gas statt Strom.
»Darf ich Ihnen die Mäntel abnehmen?« sagte der Mann, einen Kleiderschrank just hinter dem Eingangsflur öffnend.
Ich schüttelte verneinend den Kopf – der Maulwurf trug nichts über seinem Overall.
»Bitte ...«, sagte der Mann, winkte träge mit der Hand, bedeutete uns, wir sollten vor ihm die Treppe hochgehen. Ich stieg voran, der Maulwurf direkt hinter mir. Für diesen Menschen brachen wir sämtliche Regeln.
»Nach rechts«, kam seine Stimme von hinten. Ich bog in einen großen Raum ein, der kleiner wirkte, weil er so vollgestellt war. Ein mächtiger Schreibtisch mit schweren, geschnitzten Füßen beherrschte den Raum. Sie sahen aus wie Löwenpranken.
Ein Orientteppich bedeckte den Großteil des Bodens - der Hintergrund war in Königsblau, dazu ein rotweißes von der Mitte in die Kanten verlaufendes Muster. An der einen Wand war ein Kamin, in seinem
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