Burke 2 - Strega
nicht unverschämt sein wollen ...«
Ich nickte zustimmend mit dem Kopf. Ich wollte nicht, daß er zu reden aufhörte. Des Maulwurfs Kopf war in seinen Papieren vergraben, doch ich konnte spüren, wie er mir mitteilte, ich solle aufpassen, wo ich hinlatschte.
»Meine Knaben genießen es, zu wissen, daß sie mir Freude bereiten. Und es bereitet mir Freude, anderen Männern mit der gleichen Vorliebe wie ich ihre Liebe zu mir zu zeigen.« Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink. »Um es klarzustellen, es mag ein egoistisches Element darin liegen, diese Fotografien mit anderen auszutauschen ... ich bin stolz auf meinen Erfolg. Doch – und ich bin sicher, Sie verstehen das – man muß zu jeder Zeit sehr diskret sein.«
Aber klar verstand ich das alles – und schenkte ihm ein weiteres zustimmendes Nicken.
»Es gibt jene, die Bilder von Kinder zu rein kommerziellen Zwecken herstellen. Nicht jene, die meine Vorliebe teilen ... meinen Lebensstil, wenn Sie so wollen. Doch niemand, der Knaben wirklich liebt, würde solche Bilder kaufen. Sie sind so unpersönlich, so geschmacklos. Man weiß nichts über den Jungen auf solchen Bildern ... nicht seinen Namen, sein Alter, seine kleinen Gepflogenheiten. Kommerzielle Fotografien sind so ... anonym. Sex ist nur ein Bestandteil der Liebe. Ein Stein des Fundaments. Verstehen Sie das?«
»Ich verstehe«, beschied ich ihn. Es stimmte, daß dieser Teufel aus der Schrift zitieren konnte, wie der Prof immer sagte. »Würde jemals eine Person diese Bilder zerstören – etwa, wenn er Angst hätte, daß ihm eine Hausdurchsuchung bevorsteht oder so was?«
»Ein wahrer Pädophile würde das niemals tun, mein Freund.
Ich kann Ihnen versichern, wenn die Polizei in eben diesem Augenblick meine Tür einschlüge, würde ich meine Erinnerungen nicht in jenen Kamin werfen.«
»Aber die Bilder sind ’n Beweis ...«
»Ja. Ein Beweis der Liebe.«
»Leute werden wegen ’nem ›Beweis der Liebe‹ verurteilt«, sagte ich ihm.
Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Das Gefängnis ist etwas, mit dem wir ständig konfrontiert sind. Ein wahrer Anhänger unserer Lebensart akzeptiert das. Weil etwas gegen das Gesetz ist, muß das nicht einfach bedeuten, daß es moralisch schlecht ist.«
»Isses wert, dafür ins Gefängnis zu gehn?« fragte ich ihn.
»Es ist alles wert«, sagte er.
»Die Leute, die ... Bilder von Jungen ... austauschen. Wüßten die, wie man an die rankommt?«
»Wir haben ein Netz«, sagte der Mann. »Ein sehr kleines, natürlich. Sehen Sie den Computer?« fragte er, mit dem Kopf in Richtung Bildschirm nickend.
Ich nickte.
»Das Gerät daneben, mit dem Telefon? Man nennt es ein Modem. Es ist wirklich sehr kompliziert«, sagte der Mann, »doch wir haben eine sogenannte elektronische Informationsbank. Sie wählen das Netz an, geben den Code ein, und wir können miteinander reden, ohne unsere Namen preiszugeben.«
Ich schenkte ihm einen verdutzten Blick.
»Wie ich sagte, es ist wirklich sehr kompliziert«, sagte er süffisant. Ich konnte des Maulwurfs Hohn quer durchs Zimmer spüren.
»Können Sie ’s mir zeigen?« fragte ich.
»Sehr gerne«, seufzte er. Er stand hinter dem Schreibtisch auf, das Glas nahm er mit. Der Mann setzte sich vor den Computer.
Er nahm den Hörer von der Gabel und plazierte ihn auf einer Plastikform. Er hämmerte einige Nummern in die Tastatur und wartete ungeduldig, die langen Finger pochten auf der Konsole. Als der Bildschirm hell wurde, tippte er eilig etwas in die Tastatur – sein Schlüsselwort. »Grüße vom Nikolaus«, kam als Erwiderung auf den Schirm, schwarze Buchstaben vor weißem Hintergrund.
»Der Nikolaus ist einer von uns«, fügte der Mann erklärend hinzu.
Er tippte »Gibt es neue Gaben für uns?« ein. Der Mann drückte eine weitere Taste, und seine Botschaft verschwand.
Eine Minute darauf flimmerte der Schirm, und eine Botschaft vom Nikolaus traf ein. »Sieben Taschen voll«, stand auf dem Schirm.
»Sein neuer Knabe ist sieben Jahre alt«, sagte der Mann. »Können Sie folgen?«
»Ja«, sagte ich ihm. Der Weihnachtsmann.
Der Mann wandte sich wieder dem Schirm zu. »Hier Tutor. Halten Sie es für zu früh, über gegenseitige Gaben nachzudenken?«
»Nicht bei Liebesgaben«, kam die Antwort zurück.
Der Mann blickte über die Schulter zu mir. Wieder nickte ich.
Deutlich genug.
»Später«, tippte der Mann auf den Bildschirm. Er drückte einen Knopf, und der Bildschirm leerte sich wieder. Er kehrte zu seinem Platz
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