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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Marmorkäfig prasselten Birkenklötze. Schwere Samtvorhänge im selben Königsblau wie der Teppich verdeckten die Fenster. Alles stammte aus grauer Vorzeit – bis auf einen glimmenden Videoschirm auf einem Hirnholztisch parallel zum Schreibpult.
    »Nehmen Sie bitte irgendwo Platz«, sagte der Mann, mit dem Arm winkend, um das Angebot im Raum vorzuzeigen, während er sich hinter den großen Schreibtisch setzte. Ich nahm einen schweren, mit dunklem Rohleder gepolsterten Armsessel. Ein Aschenbecher aus Bronze und Glas war auf einem Metallständer neben dem Sessel. Der Maulwurf stand an der Tür, seine Blicke schweiften über den Raum. Dann setzte er sich auf den Boden, die Tür mit seinem Körper blockierend, und stellte seinen Ranzen ab. Er blickte von dem Mann zu meinem Standort, stellte klar, daß wir eine Übereinkunft hatten. Dann zog er einen Pack Papier raus und fing an, ein paar seiner Berechnungen zu studieren – versetzte sich irgendwo anders hin.
    »Nun, denn«, sagte der Mann und faltete die Hände vor sich auf dem Schreibtisch. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten? Kaffee? Einen exzellenten Sherry?«
    Verneinend schüttelte ich den Kopf. Der Maulwurf blickte nicht mal auf.
    »Vielleicht ein Bier?«
    »Nein«, beschied ich ihn. Ich hatte mich drauf eingelassen, ihn nicht zu bedrohen, aber ich mußte nicht vorgeben, sein Kumpel zu sein.
    Der Mann langte nach der Bleikristallkaraffe auf dem Schreibtisch. Etwas, das wie ein silbernes Blatt aussah, baumelte, an einer Silberkette befestigt, just unterhalb des Flaschenhalses. Er goß sich eine dunkle Flüssigkeit aus der Flasche in ein Weinglas, hielt das Glas in das Licht vom Kamin hoch, nahm einen kleinen Schluck.
    Wenn er noch ruhiger gewesen wäre, wäre er auf der Stelle eingeschlafen.
    Im gedämpften Licht war sein Gesicht schwer auszumachen. Ich konnte sehen, daß er sehr dünn war, oben kahl, mit einem dicken Kranz dunkler Haare an den Seiten seines Kopfes. Mächtige Augenbrauen sprangen aus dem Schädel und überschatteten die Augen. Das Gesicht war oben breit und verjüngte sich nach unten zu einem schmalen Kinn – eine Dreiecksform. Seine Lippen waren dünn – die Finger lang und spitz, ein feiner Schimmer Lack auf den Nägeln.
    »Nun«, sagte er, einen Schluck vom Glas nehmend, »womit kann ich Ihnen dienen, Mr. ...?«
    »Ich suche ein Bild«, sagte ich ihm, die Frage nach meinem Namen ignorierend. »Ein Bild von einem Kind.«
    »Und Sie denken, ich hätte dieses Bild?« fragte er, die mächtigen Augenbrauen hebend.
    Ich zuckte die Achseln. Ich hätte soviel Glück verdient. »Nicht unbedingt. Aber ich hoffe, Sie können mir im Allgemeinen was über diese Sorte Zeug erzählen. Mir eine Idee geben, wo ich suchen kann.«
    »Ich verstehe. Frzählen Sie mir etwas über das Bild.«
    »Ein Bild von einem Kind. Kleiner, untersetzter, blonder Junge.
    Zirka sechs Jahre alt.«
    Der Mann saß geduldig abwartend hinter seinem Schreibtisch.
    Ich hatte ihm nicht genug gesagt.
    »Ein Sex-Bild«, sagte ich.
    »Ahm ...« murmelte er. »Kein sonderlich ungewöhnliches Bild.
    Verliebte kleine Jungen tun so etwas.«
    Etwas brannte in meiner Brust. Ich spürte die Blicke des Maulwurfs auf mir, kriegte es unter Kontrolle, nahm einen weiteren Zug von der Zigarette. »Wer könnte ein solches Bild haben?«
    »Oh, in etwa jedermann. Das hängt völlig davon ab, warum das Bild aufgenommen wurde.«
    »Warum?«
    Der Mann bildete mit seinen Fingern ein Zelt, sein englischer Akzent ließ ihn wie einen Lehrer klingen. »Falls das Bild von seinem Mentor aufgenommen wurde, dann würde es nicht kommerziell vertrieben, verstehen Sie?«
    »Sein Mentor?«
    »Ein Mentor, mein Herr, ist jemand, der einen lehrt, durchs Leben fuhrt. Einem bei Problemen hilft ... und ähnliche Dinge.«
    Ich blickte ihn bloß an, malte mir einen kleinen verkrebsten Fleck in seiner Brust aus und hielt die Hände still. Ich hob meinerseits die Augenbrauen – eine Frage.
    »Männer, die Knaben lieben, sind sehr eigen«, sagte der Mann, die Stimme ehrfurchtsvoll. »Wie es auch die Knaben sind, die sie lieben. Es ist eine höchst einzigartige und besondere Beziehung.
    Und von der Gesellschaft sehr wenig verstanden.«
    »Klären Sie mich auf«, sagte ich, meine Stimme eisig.
    »Wenn ein Knabe eine sexuelle Vorliebe für Männer hat, geht er ein erhebliches Risiko ein. Die Welt wird ihn nicht verstehen – viele Türen werden ihm verschlossen bleiben. Es ist die Aufgabe eines hingebungsvollen Mentors, die

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