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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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haben sich unsere Wege aus genau dem Grund gekreuzt, ja?«
    Ich nickte – es war die Wahrheit.
    »Und du bist mein Bruder geworden, verdad! Denkst du, ich nenne einen Mann meinen Bruder und verstehe ihn nicht?«
    »Nein – ich weiß, daß du verstehst.«
    »Dann solltest du mir vielleicht verraten, warum du gekommen bist, um mit mir zu reden«, sagte Pablo.
    Ich zog ein letztes Mal an meiner Zigarette, spürte den kalten Wind in den Ecken seines Büros wirbeln. Er wühlte den Staub auf und erzeugte ein Heulen, das nur ich hören konnte. Und ich begann ihm von Strega zu erzählen.
    Ich erzählte ihm alles. Es dauerte nicht solange, wie ich dachte – vielleicht gab es nicht soviel zu erzählen. Pablo nahm die Brille ab, rieb sie sorgfältig am Revers seines weißen Mantels, wartete, um sicherzugehen, daß ich fertig war.
    »Was ist für dich so verwirrend, mein Freund? Eine Person, die eine Aufgabe erledigen muß, benutzt die Waffen, die sie hat, oder?
    Diese Frau möchte, daß du etwas tust – offensichtlich glaubt sie, das Geld ist nicht stark genug, dich an sie zu binden. Sex ist nichts als eine Kette, die sie dir um den Hals streift – die Leine, die du einem gefährlichen Hund anlegst.«
    »So funktioniert das nicht. Wenn sie mich beackern würde, um sicherzugehen, daß ich den Job mache, wäre Sex eine Verheißung, richtig? Eine Belohnung. Etwas, auf das man sich freut, wenn der Job erledigt ist.«

»Eine Verheißung also? Nicht Teil ihrer Rolle?«
    »Er wirkt immer wie eine Verheißung ... ist es aber nicht.«
    »Die Frau verheißt nichts?«
    »Nichts.«
    Pablo blickte zur Decke, überdachte es. »Sie hat dir bereits ein bißchen was von dem Geld gezahlt, ja? Wenn du das Geld nehmen und den Job nicht machen würdest ... was könnte sie tun?«
    »Nichts. Vielleicht denkt sie, sie könnte, aber ... nichts.«
    Pablo zuckte die Achseln. »Ich kann nicht begreifen, was da für dich so schwer dran ist. Wahrscheinlich deckt die Frau nur ihren Einsatz – geht sicher, daß du Blut geleckt hast, daß du weiter kommst und mehr willst. Erinnere dich, als wir junge Männer waren ... was hätten wir für eine Liebesnacht mit einer Frau alles riskiert?«
    »Ich bin nicht mehr jung«, sagte ich. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so jung gewesen zu sein.
    »Hör mir zu, Burke. Es ist nicht die Realität, die unser Leben regiert, es ist die Wahrnehmung dieser Realität.«
    »Noch mehr Politik?«
    »Du kannst die Wahrnehmung nicht abtun, indem du dich darüber lustig machst«, sagte Pablo in härterem Tonfall. »Solange mein Volk glaubt, sein Leben ist annehmbar, dann ist es annehmbar. Mein Volk lebt auf einer Sklaveninsel, doch seine Ketten sind Essensmarken und Wohlfahrtsprogramme.«
    »Ich komm da wo nicht mit«, sagte ich ihm.
    »Weil du deine Sinne ignorierst – weil du nicht auf das hören willst, was du bereits gelernt hast.«
    »Ich höre drauf. Ich hab dir alles erzählt, Pablo.«
    »Du hast mir nichts erzählt. Du hast nur gesagt, was du gesehen hast – und du bist in deinem Bericht präzise gewesen, wie ein Ermittler. Doch du hast mir nichts davon erzählt, was du fühlst, comprende?«
    »Nein«, log ich.
    »Was läßt dich diese Frau empfinden – das ist wichtiger als die Gesamtsumme von allem anderen. Schließ die Augen, Burke. Denke im Geist ihren Namen. Fühle es ... laß es zu dir kommen.«
    Ich schloß die Augen, spielte ehrlich. Ließ es in mich kommen.
    Pablo driftete weg von mir – ich konnte ihn im Raum spüren, doch wir waren nicht allein.
    »Was?« fragte er.
    »Ein kalter Wind«, sagte ich ihm. »Ein Frösteln ...«
    »All der Sex, und kein Feuer?«
    »Kein Feuer. Dunkler Sex. Es passiert, wie es soll, alles funktioniert, aber keiner lächelt. Nur ein Teil von ihr ist bei mir ... als stünde sie irgendwo anders ... ein Filmregisseur ... Sie ist jemand anders, wenn sie es will.«
    Pablo war ruhig, wartete darauf, daß ich etwas anderes sagte.
    Doch ich war leer.
    »Burke, wenn du mit ihr schläfst – denkst du dran, ein Kind zu machen?«
    »Das geht nicht. Ich kann nicht sagen, warum ... aber bei dem, was wir tun, könnten wir kein Kind machen ... Sie hat das einzige Kind, das sie möchte ... Es ist wie ... wenn sie wollte ... könnte sie Säure durch sich strömen lassen.«
    »Sogar ihr Kuß ist kalt?«
    »Ich hab sie nie geküßt«, sagte ich.
    Pablo sah zu, als ich mir eine weitere Zigarette anzündete, seine Blicke spielten mit den Bildern seiner Kindheit auf seinem Schreibtisch.

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