Burke 2 - Strega
iß?«
»Sie ißt nur, wenn sie mit mir allein ist, Mama. Warte, bis ich sie anfangen lasse, und dann komm ich hoch und mach diese Anrufe, okay?«
»Okay, Burke«, sagte sie.
Ich wartete eine oder zwei Minuten, bevor ich zu meinem Hund »Sprich!« sagte. Ein guter Überlebenskünstler teilt niemals alle seine Geheimnisse.
Der erste Anruf ging zu SAFE. Lily war bei einer Sitzung – sie fragten, ob ich eine Nummer hinterlassen könnte. Ich sagte ihnen, ich könnte nicht, und kriegte eine Zeit zum Zurückrufen gesagt. Sie schienen nicht überrascht.
Mit McGowan hatte ich Glück – zur Abwechslung war er in seinem Büro. »Erkennst du meine Stimme?« fragte ich ihn.
»Sicher, Kumpel.« McGowan hatte einen großartigen irischen Bariton – er benutzte ihn, um kleine Mädchen von ihren Luden loszuraspeln.
»Ich brauch ’nen Gefallen. Kennst du Wolfe, die Staatsanwältin für Sonder?«
»Kumpel, diese Frau ist Gold für mich, verstehste? Fälle, die andere Ankläger nicht anrühren würden – sie reißt sich drum. Mit ihr hast du lieber keine Schwierigkeiten.«
»Keine Schwierigkeiten. Ich möchte bloß, daß du bei ihr ein gutes Wort für mich einlegst, okay? Ich muß mit ihr reden – ich kann mir vorstellen, daß sie es tun würde, wenn sie wüßte, daß ich in Ordnung bin.«
»Mein Freund, du bist nicht in Ordnung, wenn du darauf aus bist, diese Frau auszutricksen.«
»McGowan, komm schon. Du weißt, was ich mache – es ist ’n Teil davon, okay?«
» Was für ein Teil?«
Ich holte Luft, überdachte es. McGowan wußte, daß sein Telefon angezapft sein konnte – wie jeder ehrliche Cop hatte er Angst vor der Inneren Sicherheit.
»Schau, alles was ich von dir möchte, ist, daß du ihr sagst, ich spiele ein ehrliches Spiel. Ich sage ihr, was ich brauche – sie kann sich selber eine Meinung bilden.«
Weiteres Schweigen an der Strippe. Schließlich kam seine Stimme wieder. »Du kriegst es«, sagte er.
Ich wollte ihn bitten, es morgen zu tun, aber ich redete zu einem toten Anschluß.
Strega ging beim ersten Läuten ans Telefon. »Ich habe auf dich gewartet«, sagte sie mit sanfter Stimme.
»Woher hast du gewußt, daß ich anrufe?«
»Ich weiß es«, sagte sie. »Ich hab’s dir schon gesagt – ich weiß es immer.«
»Es gibt einen Fortschritt.«
»Erzähl schon«, sagte sie mit kehlig werdender Stimme, mit den Worten spielend, sie streichelnd.
»Nicht am Telefon«, sagte ich.
»Ich weiß, was du möchtest – komm zu mir nach Hause – komm heute nacht – spät, nach Mitternacht – komm heute nacht – ich habe, was du möchtest.«
»Ich möchte bloß ...«, und ich redete zu einem weiteren toten Anschluß.
Ich ging ins Restaurant zurück, schlug die Zeit tot, bis Lily erreichbar sein würde. Einer der Kellner brachte mir etwas Suppe und einen Teller Bratreis mit Rind und aus dem Gemenge ragenden grünen Erbsenschoten. Lächelnd lief Mama her. Sie schmiß die News vor mir auf den Tisch. Ich überflog die Schlagzeilen. Halb Queens County drohte eine Anklage. Politiker nahmen ihre Anwälte an der einen Hand und mit der anderen ihren Mumm zusammen, jagten zum Gericht und boten jeden, den sie kannten, im Tausch gegen Straffreiheit für die Dinger feil, die sie zusammen gedreht hatten. Deswegen nennt man es Konkurrenzkampf.
Die Sportseiten lasen sich wie die Vorderseiten – ein Modellathlet nahm Kokain, ein anderer ging auf Alkoholentziehungskur. Ein weiterer behauptete, einen Preiskampf verschoben zu haben.
Doch auf der Rennseite sah ich wieder mein Pferd. Flower Jewel, sie rannte im achten Rennen gegen dieselbe Truppe, der sie letzte Woche gegenübergestanden hatte. Ich checkte meine Uhr – noch nicht mal halb zehn.
Maurice ging nicht vor dem sechsten Läuten ran – wahrscheinlich ein bißchen viel Action zu später Stunde.
»Burke hier«, sagte ich ihm.
»Kein Scheiß?« sagte er. Maurice hatte nicht mal die Manieren eines Schweins, doch er nahm Nachhilfe und hoffte, bald soweit zu sein.
»Das achte schon dicht?«
»Nicht vor zehn – wo warste denn, im Wilden Westen?«
»Flower Jewel«, sagte ich ihm. »Drei auf Sieg.«
»Flower Jewel, achtes Rennen. Drei auf Sieg. Richtig so?«
»Richtig«, sagte ich.
»Schick dein’ Mann morgen mit dem Geld vorbei«, sagte Maurice und knallte das Telefon auf.
Ich ging zu meinem Essen zurück und fragte mich, ob nicht sogar Pansy vor all dem Futter kapitulierte, das Mama ihr unten im Keller gelassen hatte.
Ich zündete mir eine Kippe an,
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