Burke 2 - Strega
während das Geschirr abgeräumt wurde. Aus dem Nirgendwo tauchte Floods Gesicht auf, wiegte sich im Rauch der Zigarette – ich drückte sie im Aschenbecher aus, doch es half nichts.
Lily ging selber ran, als ich bei SAFE anrief.
»Burke hier«, sagte ich ihr. »Haben Sie mit Wolfe gesprochen?«
»Ja, habe ich.«
»Und?«
»Und sie gab mir eine Telefonnummer für Sie – rufen Sie irgendwann zwischen acht und neun Uhr morgens an.«
»Redet sie mit mir?«
»Sie gab mir bloß die Nummer für Sie.«
Ich hatte nicht erwartet, daß Lily so rasch mit Wolfe rüberkommen würde – McGowan war meine Zusatzversicherung gewesen.
Falls er es schaffte, sie morgen anzurufen, würde es nichts schaden.
Mit tödlicher Sicherheit würde ich ihn nicht wieder anrufen und ihm sagen, er solle es vergessen – dann wär er sicher, daß ich Böses im Schilde führte.
»Okay«, sagte ich. »Is der Bengel zur Behandlung gekommen?«
»Auf die Minute. Aber seine Mutter möchte nicht einbezogen werden.«
»Der Rotschopf?«
»Ja.«
»Sie is nicht die Mutter.«
»Oh. Wird seine Mutter ...?«
»Weiß ich nicht. Ich kümmere mich drum, okay?« »Aber nur soweit, daß sie das Kind weiter bringen.«
»Ich rede mit den Leuten. Und danke, Lily.«
»Seien Sie vorsichtig«, sagte sie und hängte ein. Ich sagte Mama Aufwiedersehen und las Pansy im Keller auf. Sie war noch immer hinter der Barriere, doch der Stahlbehälter war sauber wie geleckt.
Ich konnte ihre Bißspuren am Rand sehen.
Pansy war glücklich, wieder daheim zu sein, und bestand um der alten Zeiten willen auf einem Besuch auf dem Dach. Ich hatte ein paar Stunden, bevor ich Strega treffen mußte. Ich entdeckte eine Catch-Sendung im Fernsehen und legte mich auf die Couch, um sie mit Pansy anzuschauen. Sie knurrte vor Zufriedenheit – wenn sie B. T. noch hätte kaschen können, wäre der Tag vollkommen gewesen.
Das kalte Licht des Mondes drang nicht einmal auf die dunkle Straße durch, doch ich spürte es tief in meinem Rückgrat, als ich mit dem Plymouth an den ausgebrannten Gebäuden auf der Atlantic vorbeibrummte. Das Radio erzählte, daß sich Marcos auf Hawaii niederließ. Er hatte es vor ein paar Wochen auf den Philippinen gesteckt, war mit leichtem Gepäck abgereist – nur ein paar loyale Subjekte dabei und das Bruttosozialprodukt seines gesamten Landes der letzten zig Jahre. Ein Drecksack von Oberligaformat.
Ich stellte den Motor ab und ließ den Plymouth um die Garage herum nach hinten rollen. Die Tür stand offen. Nur der BMW
war da. Ich stieß mit dem Plymouth rückwärts rein, entdeckte den Knopf und schloß die Tür. Wartete in der Dunkelheit.
Eine Tür ging auf. Ich konnte im Gegenlicht ihre leicht schwankende Silhouette sehen – eine Kerzenflamme in sanfter Brise.
Ich kletterte aus dem Plymouth. Als ich wieder hochblickte, war der Eingang verlassen. Ich ging durch die Öffnung und sah sie sacht die Treppe hochschweben. Ihr Körper war in einen hauchfeinen schwarzen Stoff gehüllt, der sich unterhalb ihres roten Haares mit dem Schatten vermengte. Als ich zum Ende der Treppe kam, war sie wieder weg.
Im Haus war kein Licht an. Ich tastete mich bis zu ihrem weißen Wohnzimmer durch und zog die Jacke aus. Ich holte mir eine Zigarette raus, entzündete mit einem Ratschen das Streichholz. Als ich mit dem Zigarettenende die Flamme berührte, hörte ich ihre Stimme. »Für mich auch«, flüsterte sie, in den dunklen Raum schwebend, und beugte das Gesicht in Richtung Flamme.
Ein dicker Marihuanaglimmstengel war in ihrem Mund.
Ich hielt ihr das Feuer hin, sah sie paffen, bis der Joint in Gang war, und dann einen satten Zug einsaugen. Sie schwebte von mir weg zur Couch – das Jointende glühte stecknadelgroß im dunklen Zimmer.
»Hältst du Seance?« fragte ich sie.
»Hast du im Dunkeln Angst?« versetzte sie.
»Ich hab vor ’ner Masse Sachen Angst«, erklärte ich ihr.
»Ich weiß«, sagte sie, zog wieder am Joint, hielt die Luft an, stieß sie zischend aus.
»Es ist bald vorbei«, sagte ich. »Ich bin dicht dran.«
»Am Bild?«
»An der Person, die das Bild gemacht hat. Ich bin mir nicht sicher, ob das Bild noch dort ist – wie gesagt. Aber ich denke, ich kann bald ein paar Antworten kriegen.«
»Möchtest du, daß ich etwas tue?«
»Ich möchte bloß eine Antwort auf etwas. Ich muß noch ein paar andere Sachen tun – dann geh ich zu den Leuten, die das Bild gemacht haben, okay? Aber das Bild könnte unter ’nem ganzen Haufen anderer Bilder
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