Burke 2 - Strega
gedacht, sie auszunehmen.«
Ich reichte ihm zwei Riesen, lauter Hunderter. »Sind wir quitt?«
fragte ich ihn.
Er lächelte. »Ich zieh B. T.s Geld davon ab«, sagte er.
Ich hielt ihm die Hand hin. Er nahm sie – sein Griff war fest, aber kein Knochenbrecher. B. T. würde ich dieselbe Gelegenheit nicht geben.
»Ich muß jetzt schnell machen«, erklärte ich ihm.
»Mach, was du möchtest«, sagte er. »Nimm dir Zeit. Sie hat unsern Namen in den Dreck gezogen, verstehst du?«
Ich nickte – eines nicht allzu fernen Tages würde B. T. auf die Idee kommen, die Frau wäre ein Strohmann für die schwarze Bürgerrechtsbewegung.
Ich knallte Pansy die Tür vor der Nase zu, winkte Bobby zum Dank mit der geballten Faust und fuhr den Plymouth aus der Werkstatt.
Sogar Pansy spürte den Unterschied am Plymouth, während er zurück in Richtung Büro dahinschnurrte. Bobby hatte wunderbare Arbeit geleistet. Ich ließ ihn an einer roten Ampel an der Atlantic nahe der Grenze zwischen Brooklyn und Queens ausrollen. Ein oranger G. T. O. stoppte mit kreischenden Bremsen neben mir – zwei Kids in ihrem Straßenrenner. Der Beifahrer kurbelte das Fenster runter und lächelte mich an, während sein Partner auf Grün wartete und den Motor aufheulen ließ. In Anerkennung für ihren Dragster hob ich die Augenbrauen – und latschte, just als die Ampel wechselte, aufs Gas. Ich hörte die Reifen des G. T. O. quietschen, als sie auf der rauhen Straße nach Haftung suchend durchdrehten, doch der Plymouth zischte davon, als ob ihr oranges Gerät angepflockt wäre. Die Tachonadel zuckte auf siebzig, bevor ich ihn vor der nächsten roten Ampel zurücknahm. Ich hörte den G. T. O. hinter mir röhren und in vollem Schwung vom Gas gehen, daß seine Auspuffrohre knatterten. Sehr eindrucksvoll.
Diesmal stoppten sie auf der Beifahrerseite. Ich drückte grade rechtzeitig auf den elektrischen Fensteröffner, um den Fahrer die altehrwürdige Frage aller Straßenrenner rufen zu hören: »Was hast’n da drinne, Mann?«
Pansy stieß ihren Kopf vom Vordersitz hoch und knurrte gegen all den Lärm an. Ich hörte ein weiteres Quietschen der Reifen des G. T. O., und weg war er. Die Ampel war noch rot.
Es wurde dunkel. Zeit, mit der Telefoniererei anzufangen und meine Fallen zu checken. Ich wollte Pansy am Büro absetzen, doch mir wurde die Zeit knapp. Der Anführer der Wahren Bruderschaft wirkte wie ein geduldiger Mann, doch er war an den gleichen Orten aufgewachsen wie ich – Orten, wo, wenn dein Name in den Dreck gezogen wurde, dein Körper nicht lange danach folgte.
Ich stoppte hinter Mamas Restaurant und öffnete die Tür, um Pansy rauszulassen. Sie strich um die Mauern der engen Gasse und erleichterte sich schließlich an beiden Seiten. Sie schnüffelte in die Luft, ein sanftes Knurren kam aus ihrer Kehle. Ich weiß nicht, ob es die Gerüche aus Mamas Küche waren oder ob sie den alten B. T.
vermißte.
Ich ließ sie im Auto zurück und ging durch die Küche rein. Mein Tisch war wie immer leer, Mamas starke Tafelrunde füllte nicht mal den halben Schuppen – sie hielt die Preise hoch und das Ambiente mies, um die Yuppies zu entmutigen.
»Ärger?« fragte sie, sich meinem Tisch nähernd, mit sanfter Stimme.
»Keinen Ärger, Mama. Aber ich muß ’nen Haufen Anrufe machen – und ich hab Pansy dabei. Draußen im Auto.«
»Dein neue Hündchen, Burke?« Sie kannte Devil, meinen alten Dobermann.
»Sie ist eigentlich kein Hündchen mehr, Mama.«
»Groß Hund?«
»Großer Hund«, versicherte ich ihr.
»Vielleicht halt Hündchen im Keller, okay?«
»Perfekt, Mama. Bloß ’ne Weile, richtig?«
»Sicher«, sagte sie zweifelnd. »Ich sag Köche, alles okay.
Komm.«
Ich folgte ihr nach hinten in die Küche; sie ließ irgendwas Kantonesisches auf die Ansammlung von Schlagetots einprasseln.
»Geh Hündchen hol«, befahl sie mir.
Ich klinkte Pansy die Leine an. Sie hob den Kopf, wunderte sich, was vor sich ging. Sie kriegte die Leine nur, wenn sie unter Bürger mußte.
Als wir durch die Küchentür liefen, machte einer der Köche ein Geräusch wie »Eääah!« und verdrückte sich bis hinter den Ofen.
Sie fingen alle auf einmal an zu reden – stritten über irgend etwas. Pansy saß sabbernd an meiner Seite. Sie konnten sich nicht sicher sein, ob es wegen des Essens war. Zwei von ihnen deuteten auf den Kopf der Bestie, standen, einander anschreiend, Brust an Brust. Ich kriegte kein Wort mit. Ich hatte mich mit Pansy in den Keller aufgemacht,
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