Burke 2 - Strega
nur vom Fett. Einst war er Bodybuilder gewesen; jetzt ging er allmählich in die Binsen.
Ein weihnachtsapfelroter Camaro stand rechts von mir, seine monströsen Hinterreifen füllten die Radkästen unter den Schutzblechen. Die Werkstatt war auf vogelwilde Straßenrennfahrer spezialisiert – Typen, die von Beschleunigungsrennen abseits der erlaubten Strecken lebten. Die Rückseite des Schuppens war dunkel.
Ich wartete nicht auf den fetten Typ. »Bobby da?« fragte ich.
»Was brauchste denn?« wollte er wissen, die Stimme noch immer neutral.
»Ich will’s mal mit ’ner Flasche Nitro probieren. Bobby hat mir gesagt, er könnte’s mir beschaffen.«
»Für den?« wollte er wissen und blickte auf die vier verblaßten Türen des Plymouth. Straßenrenner benutzen Nitrooxyd – Lachgas – für kurze Kraftschübe. Man braucht einen Druckausgleichstank, einen Schalter, um ihn reinzujubeln, und genug cojones, um den Abzug durchzudrücken. Sie sind nicht illegal, aber man möchte die Dinger doch so einbauen, daß der Gegner nicht weiß, daß man Extrapferde geladen hat. Der Plymouth entsprach nicht seiner Vorstellung von einem passablen Kandidaten dafür – vielleicht war es auch der Fahrer.
Ich zog den Hebel unter den Armaturen, und die Haube entriegelten sich. Der fette Typ ging zur Beifahrerseite herum, während ich ausstieg, und wir hoben gemeinsam das gesamte vordere Ende nach vorn. Die ganze Vorbaukonstruktion war aus Fiberglas – man konnte sie mit zwei Fingern wegziehen.
Der fette Typ blickte kopfnickend in den Motorraum.
»Sechskommadrei?« wollte er wissen.
»Siebenkommazwei«, beschied ich ihn, »mit weiteren tausend drauf.«
Er nickte wissend. Jetzt machte es für ihn Sinn. »Einsvierer Kolben?« fragte er – sollte heißen: Warum bloß einen Vergaser für so viele Kubik?
»Er is auf Drehmoment gebaut – soll hübsch leise schnurren.«
»Yeah«, sagte er, noch immer nickend. Der Plymouth war nicht zum Vorzeigen – genau das Gegenteil. Er lief um das Auto, guckte drunter und bemerkte, daß der Doppelauspuff nicht mal bis zur Stoßstange ging. Das hintere Fahrwerk verwirrte ihn eine Minute lang. »Schaut aus wie’n I. R. S. Jag?«
»Eigenbau«, beschied ich ihn. Einzelradaufhängung war besser zu handhaben, aber sie stand keine reifenverhobelnden Starts durch – kein einziger Beschleunigungsrennfahrer benutzte sie.
Und dem galt seine nächste Frage. »Was fährste denn mit dem ... Dreißig mit Ansagen?«
Du kannst ein Rennen aus dem Stand starten oder bei einem steten Tempo Seite an Seite und dann auf ein Zeichen loszischen.
Dreißig mit Ansagen ist, wenn jeder Fahrer einen Beifahrer mithat – du erreichst dreißig Meilen die Stunde, versicherst dich, daß die Vorderseiten auf gleicher Höhe sind, und dann schreit der Beifahrer im linken Auto »Los!« aus dem Fenster, und beide Fahrer latschen aufs Gas. Das erste Auto an der Stelle, die du abgesteckt hast, ist der Sieger.
»Zwanzig is okay«, sagte ich ihm. »Flutscht okay, wenn de erst mal rollst.«
»Willste die Nitroflasche in’ Kofferraum?«
»Wohin sonst?« fragte ich ihn, öffnete den Kofferraum und ließ ihn reinschauen.
»Meine Fresse! Is das ’n Benzintank?«
»Hundertachtzig Liter, doppelte Elektropumpen«, sagte ich ihm.
Der Junge, der ihn baute, wäre stolz gewesen.
Der Argwohn des fetten Typen war weg – er war im Himmel.
»Mann, da kannste nich mehr als einmal mit durchkommen – is ja ’ne super Tücke! Wo fährste denn?«
»Wo’s geht«, sagte ich, »solang sie das Geld haben.«
»Für was biste dabei?«
»Ein Riese – minimum«, sagte ich.
Der fette Kerl kratzte sich den Kopf. Er war an Typen gewöhnt, die Tausende über Tausende für den Bau ihres Autos ausgaben und dann um fünfzig Dollar fuhren. Typen, die einen Gutteil ihres Geldes ins Äußere ihrer Autos steckten – etwa in den dort rumstehenden Camaro. Er hatte von Typen gehört, die die ganze Sache als Geschäft betrieben – nicht fürs Ego, alles für die Kohle –, aber er hatte nie zuvor einen gesehen. »Ich geh Bobby holen«, sagte er, »warte hier.«
Ich zündete mir eine Kippe an und lehnte mich an die Seite des Plymouth. Ich ließ meine Blicke in der Garage herumschweifen, aber meine Füße blieben, wo sie waren. Ich wußte, was hinten war.
Ich hörte irgendwo eine Tür knallen, und Bobby kam aus der Dunkelheit, die Hände in den Taschen seines Overalls. Ein großer, kräftiger Junge – mit seinem langen Haar und dem Schnurrbart wirkte
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