Burke 2 - Strega
Innenarchitekt einen Doktorgrad in Krankenhausausstattung. Der ganze Raum war weiß – eine niedrige Ledercouch vor einem weißen Marmorklotz, ein Ruhesessel aus demselben weißen Leder. Eine Stehlampe reichte bis über den Ruhesessel – ein dünner schwarzer Stiel mit einem kannelierten Aufsatz an der Spitze. Auf dem Marmorklotz stand ein schwarzer Glasaschenbecher. Ein einzelnes schwarzes Regal zog sich über die gesamte andere Wand, und der Lack schimmerte im spiegelnden Licht. Auf dem Boden sah ich vier schwarze Stereoboxen, aber keine Geräte – wahrscheinlich in einem anderen Teil des Hauses. Der Fußboden bestand aus schwarzen Schieferkacheln, und an der Decke waren zwei parallele Lichtleisten mit einer Reihe winziger, konischer schwarzer Punktstrahler. Der Raum war wie ein Reptilienauge – ausdruckslos und hart und kalt.
Ich setzte mich in den Ruhesessel und zündete mir eine Zigarette an. Mein Mund brannte beim ersten Zug. Ich nahm die Kippe aus dem Mund – am Filter war Blut. Ich wischte mir den Mund am Taschentuch ab und saß wartend da. Ich hörte das Klacken ihrer Absätze auf den Kacheln, drehte, ohne mich zu bewegen, den Kopf. Wieder schmeckte ich das Blut auf meinen Lippen.
Sie trug ein schwarzes Seidenmieder über einem Paar dazu passender French Knickers. Die ganze Staffage wurde von einem Paar Spaghettiträger gehalten – sie zeichneten einen scharfen Strich auf ihre schlanken Schultern. Der Rotschopf hatte ein Paar schwarzer Pumps an den Füßen – keine Strümpfe, soweit ich sehen konnte.
Sie war ganz in Schwarz und Weiß, wie der Raum.
»Möchten Sie was trinken?« fragte sie.
»Nein.«
»Nichts? Wir haben alles hier.«
»Ich trinke nicht«, beschied ich sie.
»Einen Joint? Ein bißchen Koks?« fragte sie mich, eine Stewardeß auf dem Flug zur Hölle.
»Nichts«, beschied ich sie wieder.
Sie ging vor mir auf und ab wie ein Modell beim ersten Mal auf dem Laufsteg, nervös, aber eitel. Sie setzte sich auf die Couch, kreuzte ihre langen Beine, faltete die Hände über einem Knie. »Sind wir uns einig?« fragte sie.
»Wo ist das Geld?« sagte ich in Erwiderung.
»Ja«, sagte sie abwesend, fast zu sich selbst, »wo ist das Geld?«
Sie schwebte von der Couch und lief wieder aus dem Raum, überließ mich meinen Gedanken. Ich fragte mich, wo ihr Kind war.
Der Rotschopf war nach einer Minute zurück, einen flachen schwarzen Attachekoffer in einer Hand. Sie sah aus, als ginge sie arbeiten. Im Puff. In einer anmutigen Bewegung, die Knöchel hinter sich am Boden kreuzend, sank sie neben dem Ruhesessel auf die Knie und legte mir den Attachekoffer auf den Schoß. »Zählen Sie nach«, sagte sie.
Es waren lauter Fünfziger und Hunderter – frische Scheine, aber nicht neu. Die Seriennummern waren nicht in Folge. Die Zahl stimmte bis aufs Haar. »Okay«, sagte ich ihr.
Sie kam auf die Beine. »Warten Sie hier. Ich hole Ihnen die Bilder«, sagte sie und wandte sich zum Gehen. »Spielen Sie mit Ihrem Geld.«
Sobald sie aus dem Raum war, stand ich auf und zog meine Jacke aus. Ich transferierte das Geld vom Attachekoffer in verschiedene Taschen, schloß den Koffer und schmiß ihn auf die Couch. Zündete mir eine weitere Zigarette an.
Sie war rasch zurück, die Hände voller Papier. Sie kam rüber zum selben Platz, wo sie zuvor gewesen war, kniete sich wieder hin und fing an, mir die Blätter auf den Schoß zu legen, jeweils ein Stück, als teile sie Karten aus.
»Das ist Scotty, wie er heute aussieht. Ich hab es letzte Woche aufgenommen. Das ist Scotty, wie er vor ein paar Monaten aussah –
als es passiert ist. Das ist die Zeichnung, die er gemacht hat – sehen Sie das Hakenkreuz? Das sind Scotty und ich – so können Sie sehen, wie groß er ist, okay?«
»Okay«, sagte ich ihr.
Sie reichte mir noch ein Stück Papier, bedeckt mit getippten Nummern. »Das sind die Telefonnummern, unter denen Sie mich erreichen können ... und wo sie reden können. Verlangen Sie mich einfach – Sie müssen nichts weiter sagen.«
»Irgendwelche Anrufbeantworter dabei?«
»Nein. Es sind lauter Leute, keine Sorge.«
Ich nahm einen letzten Zug von meiner Kippe und beugte mich an ihr vorbei, um sie im Aschenbecher auszudrücken, bereit zu gehen. Wieder legte der Rotschopf sein Gesicht dicht an meines und flüsterte mit babyhafter Stimme, mehr Luft als Klang: »Sie denken, ich bin ein Feger, nicht?«
Ich sagte nichts, war festgefroren, zerbröselte mechanisch die Zigarettenkippe zu Tabakkrümeln.
»Sie
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