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Burke 2 - Strega

Burke 2 - Strega

Titel: Burke 2 - Strega Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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mich immer Peppina gerufen. Kleiner Pfeffer. Aber als ich älter wurde, als ich meine eigenen Wege gehen mußte, haben sie aufgehört, mich bei dem Babynamen zu rufen. Ich lasse mich nur von Scotty so nennen, weil er für mich was Besonderes ist.«
    »Die Leute nennen dich jetzt Jina?«
    »Nein«, sagte der Rotschopf, »jetzt nennen sie mich Strega.«
    Die Seitentür knallte hinter mir zu, und ich war allein.
    Ich fuhr zu schnell, um aus ihrer Umgebung rauszukommen, kalter Rausch tobte in mir wie Kokain. Selbst die fünfundzwanzig Riesen in meiner Jacke konnten das Frösteln nicht außen vorhalten. Strega. Ich wußte, was das Wort hieß – ein Hexenweib, nach dem du gieren oder vor dem du davonlaufen konntest. Mitten in der Wüste konntest du sein, und ihr Schatten würde dich frösteln machen. Und ich hatte ihr Geld genommen.
    Ich drosselte das Tempo zu einem ruhigen, gemächlichen Dahingleiten, als ich auf den Inter-Boro kam. Ein dunkles, kurviges Stück Highway, übersät von Schlaglöchern. Liegengelassene Autos säumten den Straßenrand, bis aufs Gerippe ausgeschlachtet. Ich zündete mir eine Kippe an, achtete auf den winzigen roten Punkt auf der Windschutzscheibe und spürte, wie meine Hände am Lenkrad bebten. Wußte nicht, ob ich traurig war oder verschreckt.
    Der Blues bereitet einem ein hartes Lager, wie die, die sie einem im Waisenhaus geben. Aber sie schützen vor der Kälte. Ich schob, ohne hinzuschauen, eine Kassette in den Rekorder und wartete drauf, daß sich die dunklen Straßen meiner annahmen und mich in ihren Bann zogen, wartete drauf, daß ich wieder zu mir fand.
    Als ich das Gitarren-Intro hörte, erkannte ich den nächsten Song, doch ich saß da und lauschte auf die erste Frage und Antwort des »Married Woman Blues« wie ein Tor, der ich war.
    Did you ever love a married woman?
    The kind so good that she just has to be true.
    Did you ever love a married woman?
    The kind so good that she just has to be true.
    That means true to her husband, boy, And not a damn thing left for you.
    Strega war das nicht. Sie war nicht gut, und sie war nicht treu – wenigstens nicht ihrem Mann. Ich drückte die Kassette raus, spielte am Radio rum, bis ich irgendeinen Oldies-Sender fand. Ron Holden and the Thunderbirds sangen »Love You So«. Ich haßte diesen Song seit dem ersten Mal, als ich ihn gehört hatte.
    Als ich in der Besserungsanstalt war, schrieb mir ein Mädchen, das ich zu kennen glaubte, einen Brief mit dem Text von diesem Song. Sie teilte mir mit, es wäre ein Gedicht, das sie für mich geschrieben hätte. Ich zeigte es niemals jemandem – ich verbrannte den Brief, damit ihn niemand finden konnte, aber ich merkte mir die Worte. Eines Tages hörte ich den Song im Radio, während wir draußen auf dem Hof waren, und wußte, was Sache war.
    Flood mußte ich solche Dinge nie erklären. Sie wußte Bescheid – sie ist an den gleichen Orten wie ich aufgewachsen.
    In diesem Fall steckte zuviel Gefängnis – zuviel Vergangenheit.
    Ich probierte eine andere Kassette – Robert Johnsons »Hellhound on My Trail« kam aus den Lautsprechern. Hetzte mich die Straße lang.
    Am nächsten Morgen war der Magnum zurück in meinem Büro, und das ganze Geld war bis auf fünftausend bei Max verstaut. Ich hatte ihm das meiste erzählt, was die Nacht zuvor passiert war – genug, damit er den Rotschopf finden konnte, falls die Sache nicht hinhaute. Auf diese Tour konnte ich Max nicht mitnehmen – er hatte die falsche Farbe.
    Ich nahm die Atlantic Avenue gen Osten durch Brooklyn, doch diesmal rollte ich weiter, vorbei an der Inter-Boro-Auffahrt, vorbei an einer Gegend namens City Line und nach South Ozone Park.
    In diesem Teil von Queens hat jeder sein abgestecktes Territorium – die Gangster haben ihre Vereinsheime, die Haitianer haben ihre Restaurants, und die illegalen Ausländer haben ihre Keller. Wenn du dich dem John-F.-Kennedy-Airport näherst, gerätst du in die Feuerzone – der Flughafen ist eine zu reiche Beute für jedermann, um alles allein zu behalten.
    Ich stieß in die offene Einfahrt einer überbreiten Autowerkstatt. Auf einem verblaßten Schild über der Tür stand »Ajax Speed Shop«. Ein fetter Typ saß auf einem gekappten Ölfaß gleich hinter der Tür, eine Illustrierte auf dem Schoß. Seine Haare hatten Rocker-Club-Länge; um die Stirn hatte er ein rotes Schweißtuch gebunden. Er trug eine Drillichjacke mit abgeschnittenen Ärmeln, Jeans und schwere Arbeitsstiefel. Seine Arme wölbten sich nicht

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