Burke 2 - Strega
angesteckt sein. Vor allem Leute in der Nähe der Testgebiete.«
»Wenn aber ein paar Leute ... anfälliger gegen Strahlung sind.
Weißt du ... wenn es auf sie eine andere Wirkung hat als auf andere Leute.«
»Das ist besser – eine bessere Hypothese. Aber es ist zu grob, zu schwammig. Denk an weitere Experimente – Experimente mit Menschen.«
»Wie sie sie immer mit Häftlingen gemacht haben – wie mit Malaria und Gelbfieber und dem Zeug?«
»Ja!« bellte er. »Experimente mit Menschen.«
»Wie sie die Nazis in den Lagern gemacht haben?«
Die Augen des Maulwurfs wechselten die Form, als wäre unterschiedlicher Treibstoff in seinem Reaktor. »Sie experimentierten mit uns, als wären wir Laborratten. Um Zwillinge aus dem selben Ei zu machen ... zu eliminieren, was sie genetische Defekte nannten ... es an uns zu testen, bevor sie es selber benutzten.«
»Aids kommt von den Nazi-Experimenten?«
»Nein. Die hatten nicht die wissenschaftlichen Fähigkeiten. Sadistische Amateure. Die wollten die Leute bloß quälen. Sie nannten es Wissenschaft. Wenn Ärzte den Folterern helfen ...«
Ich mußte den Maulwurf von dem Thema abbringen. Wenn er zu viel über Nazis nachdachte, blockierte seine Blutrunst alles andere. »Also irgendwelche anderen Experimente?« fragte ich. »Etwas, was heute läuft?«
»Vielleicht ...« sagte er.
»Das lassen sie heute keine Häftlinge mehr machen. Als ich das letzte Mal drin war, ham sie uns irgendwelchen Mist testen lassen, der Kahlköpfigen die Haare wachsen lassen sollte ... aber kein echt hartes Zeug.«
»Wo würden die Arzneifirmen denn testen lassen?« fragte er.
»Tja, die testen in Lateinamerika, richtig? Diesen scheiß Kram, den die Mütter benutzen sollen, statt ihren Kindern die Brust ...«
Der Maulwurf kam wieder zu Potte. »Ja. Ja, jetzt arbeitest du mit. Was wissen wir noch über Aids?«
»Haitianer, Hämophile, Heroinabhängige und Homosexuelle ... der Club der vier Hs, richtig?«
»Und warum testen die Arzneifirmen in anderen Ländern?«
fragte der Maulwurf.
»Hier isses nicht erlaubt, richtig? Aber manche Länder – die lassen dich machen, was du willst, solange du die Kohle hast.«
»In demokratischen Ländern?«
»Okay, Maulwurf, ich kapiers. Die besten Länder wären ein paar abgedrehte Diktaturen, wo die Leute tun, was sie ihnen sagen, sonst werden sie kaltgemacht.«
»Etwa ...«
»Etwa ... weiß ich nicht ... Iran, Kuba, Rußland.«
»Haiti?« wollte der Maulwurf wissen.
»Teufel, ja, Haiti. Ich hab mal mit ’nem Typ aus Haiti gesessen.
Er hat mir erzählt, dieser Papa Doc wäre der Teufel, kurz und bündig. Und daß sein Bengel der Sohn des Teufels wäre.«
»Nah bei den Vereinigten Staaten?« sagte der Maulwurf.
»Ja.«
»Braucht Geld?«
»Sicher.«
»Diktatur?«
»Yeah!«
»Würde sich der Führer drum scheren, wenn ein paar von seinen Leuten dem erheblichen Risiko biochemischer Experimente ausgesetzt würden?«
»Den Deibel würde der«, sagte ich. Die Haitianer, die es probieren und das Meer auf Flößen überqueren, suchen keine besseren gesellschaftlichen Möglichkeiten.
»Wer geht auf Haiti ins Gefängnis?« fragte der Maulwurf.
»Jedermann, den Baby Doc reinstecken will«, sagte ich nachdenkend. »Und Drogenköpfe. Sicher!«
»Homosexuelle?«
»Kannste annehmen, Maulwurf, ’dammich!«
Der Maulwurf lächelte sein Lächeln. Kleine Kinder würde es nicht bezirzen. »Die Arzneifirmen suchen ein Heilmittel gegen Krebs ... oder irgendeine andere schwere Krankheit. Das Heilmittel wird sie reicher machen, als wir uns überhaupt vorstellen können. Das ist der Treibstoff, der ihren Motor am Laufen hält. Die Wissenschaftler wollen experimentieren, und sie haben nicht die Geduld, Ratten zu testen. Und Ratten sind keine Menschen.«
Ich zündete mir eine weitere Kippe an, sagte nichts. Der Maulwurf war in Schwung.
»Also treffen sie in Haiti ihre Vorkehrungen, testen ihre neuen Arzneien. An Häftlingen. Viele davon wegen Heroinabhängigkeit oder Homosexualität im Gefängnis, ja? Und sie verändern mit ihren Experimenten die genetischen Bausteine des Blutes. Die Homosexuellen tun, was sie im Gefängnis immer tun. Wenn sie offensichtlich krank werden, will die Regierung ein paar von ihnen loswerden. Doch die Arzneifirmen wollen nicht, daß alle umgebracht werden. So wie die Regierung vor Jahren schwarze Männer mit Syphilis unbehandelt gehen ließ – sie behandelten sie nie, weil sie die Langzeitwirkung studieren wollten. Einige der
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