Burke 2 - Strega
aufs Kleingeld ausgeräumt, scharf auf den nächsten windigen Coup, damit sie wieder reingehen konnten. Die weißen Jungen auf der anderen Seite waren jünger – sie streiften schweigend auf und ab, die Autos nach einem Kunden absuchend.
Die Gruppen vermischten sich nie. Die schwarzen Abgreifkünstler machten wohlweislich die kleinen Strichbubis nicht an – ein Bengel, der mit seinem minderjährigen Arsch hausieren geht und sich ständig sagt, daß er eigentlich nicht homosexuell ist, sticht dich mit Freude ab, um es zu beweisen.
Huren arbeiten nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr an den Trampelpfaden um den Square – dazu haben sie die Massagesalons. Ihr Pflaster war die Lexington Avenue. Die Kunden wissen, wo sie hin müssen.
Ich wechselte vom Broadway rüber zur Ninth Avenue und steuerte weiter Richtung Downtown. Der Schnellimbißschuppen, den ich suchte, stand neben einem auf Kung-Fu-Filme spezialisierten Kino; ein greller Lichtbalken in Rot und Blau erhob sich wie ein Banner über dem Vordach. Ich ließ den Lincoln hinter einem langgezogenen Benz an den Randstein gleiten und wartete meinen Zug ab.
Es dauerte nicht lang. Drei kleine Kids drängelten sich um das Beifahrerfenster, zwangen ein Lächeln auf ihre Gesichter. Der Latinobengel arbeitete mit einem Partner, einem blonden Jungen, ein bißchen größer, aber noch dünner. Der dunkelhaarige Junge hatte Augen wie Suppenteller; sein gekräuseltes Haar schimmerte im Neon. Wahrscheinlich erzählte er den Freiern, sein Name wäre Angel. Er trug ein rotes T-Shirt über einem Paar Jeans mit Designersignum auf der Hintertasche. Um es mir zu zeigen, drehte er sich um, als würde er mit seinem Partner reden. Ich konnte den Namen des Designers nicht lesen, doch ich wußte, was der Aufnäher besagte: »Zu vermieten«. Der Blonde behielt die Hände in den Taschen, Blick gesenkt, ein dicker Haarschopf fiel ihm in die Augen. Er wirkte zirka zwölf Jahre alt.
Ich drückte auf den Fensteröffner und rutschte rüber zu ihnen. Der dritte Bengel war ein Rotschopf, Sommersprossen auf dem runden Gesicht, einen Hauch farblosen Lippenstift auf dem Mund. Er trug ein weißes Sweatshirt mit der Aufschrift »Terry«
vorne drauf und schwarze Hosen. Neue weiße Ledersneakers an den Füßen. Seine Haut hatte von der steten Kost aus Junkfood und Freak-Sperma bereits eine teigige Farbe.
Ich nickte dem Rotschopf zu, und die beiden anderen Jungen verzogen sich, ohne eine weitere Minute zu verschwenden, wieder vor den Schnellimbiß. Sie waren nicht zum Reden da.
»Willst du ’ne Tour mit mir machen, Terry?« fragte ich ihn.
Der Bengel zwinkerte nicht mal, seine Blicke glitten zum Rücksitz und wieder hoch zu meinem Gesicht; er schnupperte nach einer Gefahr, das Lächeln noch immer an Ort und Stelle.
Er kannte den Code. »Ich muß meinen Onkel fragen«, sagte er.
»Kaufst du mir was Hübsches, wenn ich mitgehe?«
»Sicher«, sagte ich, »wo ist dein Onkel?«
»Ich hol ihn«, sagte der Junge, die weichen weißen Hände am Fensterrahmen des Lincoln. »Red nicht mit den andern Jungs, solang ich weg bin, okay?«
»Okay«, sagte ich ihm und zündete mir eine Zigarette an, als wäre ich aufs Warten vorbereitet.
Es dauerte nicht lang. Der Rotschopf verschwand in dem Schuppen, kam nach einer Minute mit einem Mann im Schlepptau raus.
Der Mann war Anfang Zwanzig und trug einen weißen Sportmantel, die Ärmel hochgekrempelt, um mächtige Unterarme und eine juwelenbesetzte Uhr zu enthüllen. Darunter hatte er ein oranges SeidenT-Shirt, weitgeschnittene weiße Hosen, deren Aufschläge sich über den Schuhen bauschten. Der letzte Schrei für Baby-Luden – Miami-Scheiß. Die Haare des Mannes waren an den Seiten so kurz, daß sie fast wie rasiert wirkten, doch oben drauf waren sie langgewachsen und wellten sich bis zum Rücken runter. Während er zum Lincoln vorrückte, packte er den Rotschopf am Bund seiner Jeans und hievte ihn mit einer Hand auf den vorderen Kotflügel. Der Hosenbund des Louis war breit, fast ein Kummerbund.
Er hakte die Daumen rein und preßte die Hände zusammen, um das Blut in Arme und Brust zu drücken. Er war kein Gewichtheber: dazu war seine Taille zu schmal. Er konnte den kleinen Rotschopf mit einer Hand hochheben, doch das war bloß Schau, kein Körperbau.
Der Louis lehnte sich in den Lincoln, und seine gemeißelten Züge füllten die Fensteröffnung. Er hatte mir etwas mitzuteilen.
»Terry sagt, du willst ihn zu ’ner Pizza einladen?«
Ich ließ die Angst
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