Burke 3 - Bluebelle
solange aus den Augen, um mich um eine Zigarette zu bitten.
Der Maulwurf nahm die Brille ab, putzte sie mit einem Lumpen, den er aus dem Gürtel zog. Kam nicht in die Tüte, ihn zu fragen, ob er in Sin City gewesen war – wäre er nicht, hätte er’s von vorneherein gesagt.
»Ich hab ihn gefunden«, sagte er.
»Bist du sicher?«
Seine Augen waren hinter den starken Gläsern trübe, der Kopf wuchtig auf dem stämmigen Hals. »Hinten drin Löcher zum Verankern. Für einen Dreifuß. Videokamera. Professionell. Qualitativ stark. Bogenlampen oben drüber. Mit rausziehbarem Bolzen befestigte Strebe. Gepolsterte Auflage.«
»Für den Schützen.«
»Für den Killer. Die Hintertüren werden hydraulisch gesteuert.
Ein Knopfdruck – auf und zu.«
»Begreifst du, was es ist, Maulwurf?«
»Ich begreife es. Eine Mordmaschine. Sie fahren an den Mädchen vorbei, drücken den Knopf. Türen springen auf. Killer schießt. Tür schließt.« Er holte Luft. »Und die Kamera läuft. Schießt die Bilder.«
»Snuff-Filme«, sagte ich. »Live und von nah. Das echte Ding.«
»Wer tut so was?« fragte Belle, die Stimme zittrig. »Was für Freaks?«
Der Maulwurf heftete den Blick auf sie. »Nazis«, sagte er. »Sie nahmen Bilder von uns auf, wie wir in die Öfen gingen. Bilder ihrer Verderbtheit. Schatzkammern des Üblen.«
»Sonst noch was gefunden?«
»Noch drei Autos. Dunkle Limousinen. Ein anderer Raum. Weitere Kameras, Lichter. Abflußlöcher im Boden.«
Dorthin wanderten die Babyprossies, die sie von der Straße wegschnappten. Den Abfluß runter.
Ich biß auf die Zigarette. Ich war drauf vorbereitet, doch hinter meinen Augen tanzten rote Punkte. Ich wartete, daß die Ruhe wieder einkehrte. Auf den Haß, damit er die Furcht verjagte.
»Sie müssen um die Ecke gebracht werden, Maulwurf. Kannst du noch mal rein?«
Er hielt es nicht für nötig, mir zu antworten. Wartete.
»Kannst du es so verdrahten, daß alles hochgeht?«
Er wartete immer noch – noch hatte ich ihm keine Frage gestellt.
»Von einem Sender aus? Damit man einen Knopf drücken und ...«
»Wie weit weg?«
»Liegt bei dir.«
»Ist alles Stahl und Beton, in dem Teil der Stadt. Der Keller ist tief. Nicht weiter als vier, fünf Blocks, um sicherzugehen. Zündung verdrahten ist leichter. Sie starten den Bus ...«
»Das nützt nichts. Da bleiben zwei Freaks übrig, die vom Bus aus arbeiten. Der Schütze und den Mann, der Max will. Ich glaube, der Fahrer ist bereits tot. Der Bus könnte dort wochenlang rumstehen.«
»Okay.«
Ich stand auf, durchmaß den unterirdischen Bunker. Wie sie es ein Menschenalter zuvor bei der Resistance gemacht haben mußten. »Ich habe einen Plan. Der Schütze ist andersrum – ich glaube, ich kann ihn kriegen. Ihn dazu bringen, daß er mir sagt, wo der andre ist. Sobald ich’s weiß, kannst du den Keller hochjagen.«
»Wie lange?«
»Paar Tage – paar Wochen. Ich brauche mehr Leute«, sagte ich, seinem Blick begegnend.
Er wußte, was ich meinte. Wollte vor dem Bengel nicht Michelles Namen sagen. Der Maulwurf nickte wieder.
»Ich ruf dich an, sobald ich bereit bin.«
Der Maulwurf packte Terrys Arm, zog ihn zu sich herum.
»Erinnerst du dich, was ich dir gesagt habe? Über die Nazis?
Über unser Volk?«
»Ja.«
»Heute nacht«, sagte der Maulwurf, den Jungen am Arm haltend, »heute nacht ist Bar Mitzvah.«
Ich lenkte den Pontiac über die Auffahrt zur Triboro. Belle war still, rauchte eine Zigarette nach der anderen und starrte gradeaus durch die Windschutzscheibe.
»Schieß los«, sagte ich. »Rück’s raus.«
Sie drehte sich im Sitz um. »Du hast mir die Granate nicht zurückgegeben.«
»Weiß ich.«
»Vertraust du mir nicht?«
»Ich vertraue dir. Wenn ich aus dem Auto raus muß, geb ich sie dir wieder.« Ich blickte in ihre Richtung »Okay?«
»Okay.«
»Sei nicht eingeschnappt.«
»Bin ich nicht.«
»Dann biste ’ne höllen Schauspielerin.«
Sie tippte sich mit dem Finger ans Knie, beherrschte sich. Ich zündete mir meinerseits eine Zigarette an.
»Was gibt’s sonst noch?«
Sie antwortete nicht. Manhattans Hochhäuser flogen links an uns vorbei, der Fluß rechts. Noch schwacher Verkehr am frühen Nachmittag.
»Burke, er hat vor, den Jungen mit reinzunehmen? Einen Haufen Bomben anzuschließen?«
»Yeah.«
»Er ist noch ein Kind.«
»Seine Zeit ist reif. Genau wie’s deine mal war.«
»Ich wünschte ...«
»Wünsche nicht. Es kommt nichts Gutes raus.«
»Wünschst du dir nie etwas?«
»Nicht
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