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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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wieder in die Schale.
    Versuchte es erneut. Kriegte es hin. Er schluckte die Portion, und die Tränen schössen ihm in die Augen. Sein kleines Gesicht wurde hellrot. »Das ist gut«, sagte er mit piepsiger Stimme.
    Mama lächelte. »Spezialsuppe. Nich für Baby.«
    Ich nahm einen weiteren Löffel voll, schluckte langsam. Ließ ihn runterflutschen, atmete durch die Nase. Terry beobachtete mich.
    Versuchte es wieder. Diesmal ein kleinerer Schluck.
    Ich warf eine Handvoll harter Nudeln in meine Schale. Terry machte dasselbe. Er sah zu, wie ich die oberste Lage Flüssigkeit abschöpfte, die letzten Löffel mit dem Gemüse vermischte, nichts davon kaute, aber sachte durch die Nase atmete. Der Bengel machte es mir sofort nach.
    Als meine Schale leer war, schöpfte Mama sie wieder voll. Terry folgte mir auf dem Fuß. Mama rief nach dem Kellner. Er nahm die Terrine weg. Kam mit einem gehäuften Teller Bratreis für Terry zurück. Der Teller war wunderhübsch – große Brocken geröstetes Schwein, Eigelb, Schalotten –, eine perfekte Pyramide, bei der jedes einzelne Reiskorn über dem anderen schwebte. Der Bengel kriegte leuchtende Augen. Ohne ein weiteres Wort fiel er drüber her. Ich genehmigte mir ein paar Gabeln voll, verbeugte mich dann in Anerkennung ihrer Künste vor Mama.
    Terry hatte den riesigen Berg halbwegs nieder, als er zu Mama aufblickte.
    »Was ist Glutamat?« wollte er wissen.
    »Schlecht Zeug. Spezialsalz. Mach, daß schwach Essen schmeck stark, okay? Chemie. Schwindel. Nich gut für dich.«
    Terry lächelte sie an, zählte eins und eins zusammen. »Kein Glutamat drin, richtig?«
    Mama lächelte zurück. »Richtig.«
    Ich zündete mir eine weitere Zigarette an. »Wie geht das Geschäft?« fragte ich sie.
    »Immer gleich.«
    Ich legte das Geld von dem Anwalt auf den Tisch. Teilte es in zwei Haufen. »Für Max«, sagte ich Mama und langte zum Geld.
    »Für die Bank«, sagte ich und langte zum andern Haufen. Mama würde das Geld für mich aufheben. Ihre Bank zahlte keine Zinsen.
    Im Gegenteil, sie nahm ihr Teil als Liegegeld. Aber ihre Bank war vierundzwanzig Stunden am Tag offen, und ich füllte nicht bei jeder Einzahlung einen Behördenwisch aus.
    Mamas lange Finger zuckten schneller als die eines Croupiers über das Geld. Aus zwei Haufen wurden vier. Nacheinander deutete sie auf jeden. »Für Max. Für Bank. Für Mama. Für Baby.«
    Ich nickte zustimmend. Ich wußte, daß in dem Haufen, den sie für Flower vorgesehen hatte, ein bißchen von meinem und ein bißchen von ihrem Geld war. Max wußte davon nichts – es ging ihn nichts an. Wann immer Mama Immaculata traf, hatte sie ein rosa Seidentäschchen in der Hand. »Für Baby«, war alles, was sie dazu sagte.
    Hier unten, wo wir leben, ist jeder Tag ein Regentag.
    Wir waren im Hinterzimmer, zwischen Restaurant und Küche, und warteten drauf, daß der Koch einen Haufen dicker Markknochen fertig hackte und ein Freßpaket für mich schnürte. Terry war in der Küche und sah sich alles an. Ohne im Weg rumzustehen.
    An der Wand standen drei Münztelefone in Reihe. Das am Ende klingelte. Mama schaute mich an. Ich nickte. Sie nahm den Hörer ab.
    »Mr. Burke nich hier. Sie lassen Nachricht, okay?«
    Den anderen Teil des Gesprächs konnte ich nicht hören. Mir war egal, was sie sagten – Mama hielt sich immer an die Vorlage.
    »Nich hier, okay? Weiß nich. Vielleich heute. Vielleich nächste Woche. Sie lassen Nachricht?«
    Mama lauschte. Schrieb etwas auf einen Papierfetzen. Hängte ein.
    Sie reichte mir das Papier. Eine Telefonnummer, die ich nicht kannte.
    »Frau. Junge Frau. Sag, du ruf diese Nummer vor neun heut abend.«
    »Hat sie gesagt, was sie will?«
    »Ein Job für dich.«
    »Jemand, den wir kennen?«
    »Ich Stimme nie zuvor hör. Frau sag, ihr Name is Belle.«
    »Kenn ich nicht.«
    Mama zuckte die Achseln. Verbeugte sich zum Abschied vor mir und Terry. Die Stahltür schloß sich hinter uns. Ich steuerte mit dem Plymouth nach Norden, zur Bronx.
    Terry war auf dem Rückweg ruhig. Ich überließ ihn seinem Schweigen – ein Mann muß so was lernen. Wenn er älter wurde, würde ich ihm beibringen, auch mit dem Gesicht nichts mehr preiszugeben.
    Ich störte das Schweigen weder mit dem Radio, noch mit meinen Bändern. Das Radio funktioniert, aber die Senderanzeige ist eigentlich bloß da, um den im Armaturenbrett eingebauten Polizeifunksucher zu kaschieren.
    Und auf all meinen Bändern ist Blues.
    Kids können keinen Blues singen; probieren sie es, dann

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