Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
Vom Netzwerk:
die Zähne bedeckt, die wäßrigkalten Augen unbewegt. Komplizierte Gedankengänge liegen Pansy nicht.
    Sie war sich nicht sicher, ob sie froh war, mich zu sehen, oder sauer, weil sie kein Fleisch zum Zerreißen kriegte. Dann roch sie das chinesische Essen, und die Sache war erledigt. Aus dem Knurren wurde ein Winseln, und der Sabber tropfte ihr vom Maul. Ich gab ihr das Handzeichen für »Sitzenbleiben!« und drückte auf den Lichtschalter.
    Das Büro ist ein kleiner Raum. Ein Schreibtisch mit Blick auf die Tür, ein Stuhl dahinter, keiner davor. Keine Fenster. An der Wand eine Couch. Links gibt’s eine weitere Tür, die zum Büro meiner Sekretärin führt. Die Tür ist getürkt. Die Sekretärin auch. Die andere Wand bedeckt eine Perserbrücke, die dem Iran nie näher als bis zur 14th Street gekommen war. Der Fußboden ist mit Astroturf belegt. Ich sagte meinem Innenausstatter, ich wollte pflegeleichte Postmoderne.
    Ich zog die Brücke beiseite und trat in einen weiteren Raum, noch kleiner als das Büro. Eine winzige Dusche, die ich selbst installiert habe, in der einen Ecke Spüle und Toilette. In der anderen Kocher und Kühlschrank. Dazwischen ein Feldbett. Die Hintertür führt auf einen Treppenabsatz. Die Feuerleiter ist schon vor Jahren weggerostet.
    Ich öffnete die Hintertür, rief Pansy und trat auf den Absatz raus. Sah den Hudson River seinen Schlamm nach Westen wälzen, während ich meiner Hündin den Kopf tätschelte, sobald sie neben mir stand. Drei Zimmer, mit Aussicht.
    Pansy trottete an mir vorbei und stieg die Treppe zum Dach hoch. Sie setzt seit Jahren ihre Ladung dort oben ab. Auf dem Dach wächst Zeug, an das ich nicht mal zu denken wage.
    Pansy kam wieder runter, als ich das Essen wegstellte, das Mama mir eingepackt hatte. Ich zog einen großen Brocken geröstetes Schweinefleisch aus einem Behälter, hielt es vor sie hin. Jede Faser ihres dumpfen Hirns konzentrierte sich auf das Schwein. In ihrem einen Mundwinkel bildete sich ein Eiszapfen aus Rotz, doch sie rührte sich nicht. Sie würde das Essen nicht annehmen, bis sie das Zauberwort hörte. Man nennt das giftfest machen.
    »Sprich!« brüllte ich und schmiß den Schweinebrocken in sanftem Bogen auf ihre Schnauze zu. Er hielt nicht länger vor wie das Versprechen eines Politikers. Ich probierte es mit einer großen, fetten Frühlingsrolle. Ein Mampfen, und Pansy schluckte voller Ekstase, während überall auf dem Boden Frühlingsrollenteile rumlagen. »Du bist ’ne Schlampe«, sagte ich ihr. Sie nickte glücklich.
    Pansys Futternachschubsystem befindet sich an der Wand. Ein paar ausgehöhlte Bimssteinblöcke mit einem Vierzig-Pfund-Sack Hundetrockenfutter, der über dem einen aufgehängt ist, und eine mit der Spüle verbundene Röhre über dem anderen. Wenn eine Schüssel leer ist, stößt sie mit der Schnauze an die Röhre, und sie füllt sich wieder.
    Ich schüttete drei Viertel von Mamas Mahlzeit in eine große Tonschale und sagte ihr, sie solle die Sau rauslassen. Sie begrub den Kopf bis über die Augen in dem dampfenden Matsch und machte Geräusche, die sich Stephan King nie träumen ließe. Ich schmiß ein paar Markknochen in einen Topf und stellte ihn zum Abkochen auf den Herd.
    Ich ging rein an meinen Schreibtisch. Es war fast halb acht, und die Frau, mit der Mama gesprochen hatte, wollte, daß ich vor neun anrief. Ich hatte ein Telefon auf meinem Schreibtisch. Es klingelt nie, und ich kriege nie eine Rechnung von der Post – der Maulwurf hatte es an die Treuhand-Hippies angeklinkt, die unten wohnten.
    Ich konnte es frühmorgens benutzen, wenn die sensiblen Künstlerseelen sich noch von der Suche nach dem Licht am Ende des Marihuanatunnels erholten, den sie die Nacht zuvor erkundet hatten, sonst aber nicht.
    Ich hatte das Telefon seit Jahren. Keine Probleme. Ich benutzte es niemals für Ferngespräche. Deswegen hat Gott für andere Leute Kreditkarten erschaffen.
    Das Büro sah aus wie immer. Ich habe keine Klienten, die hier viel vorbeikommen. Der letzte war Flood. An dem Tag, da ich sie reinließ, stieg sie zu tief ein. Ich zündete mir eine Zigarette an, wollte nicht über die kleine, pummelige blonde Kopfjägerin nachdenken. Sie trat in mein Leben, kriegte, weswegen sie gekommen war, und mir blieb die Leere.
    Ich wollte nicht über Flood nachdenken. Zu oft suchte sie mich im Schlaf heim. »Ich bin für dich, Burke«, kann ich sie immer noch sagen hören. So, wie nur eine Frau es sagen kann. Und es nur einmal sagt, wenn’s die

Weitere Kostenlose Bücher