Burke 3 - Bluebelle
tiefen Zug, fragte mich, woher sie Bescheid wußte.
»Diese Musik ...«
»In meiner Nummer?«
»Yeah. Sumpf-Blues. Hab ich nie zuvor gehört. Louisiana?«
»Florida. Ist ’ne alte Platte. Ich weiß nicht mal, wer der Sänger ist. Ich hab sie in einem Laden in der Stadt entdeckt.«
»Woher weißt du, daß sie aus Florida ist?«
Belle stand von der Couch auf, zog sich im Laufen den BH über den Kopf. Schaltete, eine nach der anderen, die zwei Lampen auf den Beistelltischen aus. Sie streckte sich in voller Länge auf Couch aus, den Kopf in meinem Schoß, und blickte zu mir hoch, die Augen geschlossen. Selbst als sie die Arme auf der Seite hatte, standen ihre Brüste stramm zu mir hoch, in Fleisch gemeißelt.
Ihr Gesicht war in dem weichen Licht undeutlich, die Augen hinter dem kremund honigfarbenen Haarschopf verloren. Kein Lippenstift auf dem Mund. Nur das winzige Kinn mit der energischen Spitze in Bewegung.
»Ich bin aus Florida. Als ich den Song gehört hab, wußte ich, daß es der Ruf der Heimat war. Verstehst du?«
»Yeah.«
Sie nahm meine Hand, drückte sie dorthin, wo ihre Brust das Herz verdeckte. Ich konnte den Schlag spüren. Stark, langsam, stetig.
»Was hältst du von meiner Nummer?«
»Ich habe so was noch nie gesehn.«
»Jedes Mädchen kann ihre gestalten, wie sie will. Solange die Kleider fallen, bevor das Licht ausgeht.«
»Es ist ein psychiatrischer Spiegel.«
»Ein was?«
»Ein psychiatrischer Spiegel. Du machst deine Nummer die Leute schaun zu – jeder sieht was völlig anderes – wenn du wüßtest, was sie denken, würdest du sie kennen.«
»Wie beim Tintenkleckstest?«
»Genau so.«
Belle seufzte. Ein winziger weißer Spalt auf ihrem Gesicht, wo sie auf der Unterlippe kaute. »Es stimmt. Männer schicken mir Zettel nach hinten.«
»Antwortest du ihnen?«
»Nein. Ich bin wie du.«
»Was soll das heißen?«
»Ich arbeite ebenfalls nicht für Zuhälter.«
»Du könntest für dich selber arbeiten.«
»Ich arbeite für mich selber – ich bin nicht zu kaufen.«
Sie langte nach meiner Zigarette, ignorierte die eigene. Steckte sie sich in den Mund, nahm einen tiefen Zug. Der Rauch schoß ihr aus der Nase. Ich sah, wie sich ihre Bauchmuskeln spannten.
»Hat es bei dir was bewirkt?«
»Was?«
»Meine Nummer – hast du an etwas gedacht?«
Ich biß in den Zigarettenfilter. »Ich hab es wie ein Stück gesehn.
Ein junges Mädchen, das sich mit sich beschäftigt. Dinge, die ihr zu schaffen machen. Der Ruf des Bösen.«
»Sag mir die Wahrheit – hast du ein Stück gesehen?«
»Wie ein Stück. Alles hat etwas bedeutet.«
»Nicht, was du denkst.«
»Yeah, exakt was ich denke. Genau wie der Spiegel funktioniert.«
Belle setzte sich auf, den Rücken zu mir. Sie erhob sich, nahm meine Hand. »Komm mit«, sagte sie.
Sie ging hin zum Bett. Legte mir eine Hand auf die Brust. »Bleib hier«, sagte sie. Sie hakte die Daumen in den Bund ihrer Shorts, zog sie sich über die Hüfte, ließ sie bis zu den Füßen runter. Sie stieg aus den Shorts und tappte zum Bett. Sie sank auf die Knie, beugte sich nach vorn aufs Bett, die Hände vor der Brust gefaltet.
»Sag mir die Wahrheit«, verlangte sie wieder, und ihre Kleinmädchenstimme zischte beinahe. Fordernd. »Was hast du gesehen?«
Ich beobachtete, wie die Schatten auf ihrem Körper spielten.
»Ich sah ein junges Mädchen. Beim Gebet.«
»Was hat es bewirkt? Was hast du tun wollen?« flüsterte sie, blickte über die Schulter zurück, wackelte mit dem Hintern.
Ich holte Luft. Sagte ihr die Wahrheit. »Dein Gebet erhören«, sagte ich ihr.
Ihr kleines Kinn kam hoch, ein Lächeln blitzte auf.
»Komm schon«, sagte sie.
Sie blieb auf den Knien, beobachtete mich über die Schulter.
Sie legte den Kopf zur Seite, lauschte, als meine Kleidung zu Boden fiel.
»Wo ist deine Waffe?«
»Ich habe keine.«
»Marques schon.«
»Ich weiß – in seiner linken Hosentasche«, sagte ich, trat neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
Sie erhob sich, schaute mich an. Ohne die Absätze war sie vielleicht anderthalb Zentimeter kleiner als ich. Ihre Augen lagen so dicht beieinander, daß man kaum reinschauen konnte. Ich strich ihr mit zwei Fingern über den Kieferbogen. Tastete nach dem in weichem Fleisch verlorenen Knochen, stützte ihr kleines Kinn. Ich küßte sie sanft, spürte die Lippen schwellen. Ihre Zähne klackten gegen meine.
»Woher hast du gewußt, daß er eine Waffe hatte?« fragte sie, ließ die Zunge vorschnellen,
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