Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
Vom Netzwerk:
während die dunkle Limousine davonzog.
    Belle langte unter den Bund ihres Sweatshirts, zog eine Schachtel Kippen raus. Ich reichte ihr meine kleine Streichholzschachtel, wartete. Sie inhalierte tief. Es war, als beobachte man die Alpen bei der Faltung.
    »Kennen Sie den Broad Channel?«
    »Sicher.«
    »Ich zeig’s Ihnen, sobald wir zum Cross Bay Boulevard kommen.«
    Ich hielt mit dem Plymouth gen Downtown, in Richtung Battery Tunnel.
    »Wie haben Sie Marques kennengelernt?«
    »Als ich das erste Mal nach New York kam. Ich hab in Rosie’s Show Bar gearbeitet.«
    »Als Tänzerin?«
    »Ich war Barmädchen.«
    »Hat er Sie rauszuziehn versucht?«
    »Er denkt, ich bin ’ne Lesbe. Okay?«
    Sie wußte, was Sache war. Eine Menge Lesben gehen anschaffen, aber ein cleverer Louis will keine in seinem Stall. Eines Tages dreht er sich um, und ihm fehlen zwei Mädchen. »Denken sie in dem Laden, in dem Sie arbeiten, dasselbe?«
    »Dem Boß ist’s hin wie her egal.«
    »Und warum hat Marques Sie als Kundschafter ausgesucht?«
    »Es ist eine der Sachen, die ich mache. Ich transportier Zeug, fahr ein Auto, überbring eine Nachricht ... in der Richtung, wissen Sie?«
    »Transportieren Sie Puder?«
    »Nein.«
    »Da steckt das Geld drin.«
    »Der Fall ist zu tief.«
    »Schon mal dringewesen?«
    »Bloß ein paarmal über Nacht. Einmal eine Woche. In West Virginia.«
    »Wegen was?«
    »Die Cops dachten, ich wär bei ’ner Banksache gefahren. Mich wollten sie gar nicht – ich war noch ein Kind –, sie wollten den Mann mit der Knarre.«
    »Die haben Sie nur ’ne Woche festgehalten?«
    Sie merkte etwas an meinem Tonfall. »Ich hab dichtgehalten, Burke. Sie haben Kaution für mich gekriegt, und ich hab mir einen Bus nach Norden geschnappt. Ich weiß, was ich zu tun hab – wenn ich in den Knast geh, geh ich allein.«
    »Sie haben nie gesessen – wo haben Sie die Regeln gelernt?«
    Belle lächelte in die Dunkelheit. Klatschte sich seitlich an den Schenkel. »Vielleicht bin ich zu schwer zum Umfallen.«
    Ich lenkte den Plymouth auf den Belt Parkway, hielt mich östlich, Richtung Queens. Ein roter Lieferwagen wechselte plötzlich vor mir die Spur, schnitt mich. Ich tippte auf die Bremse, riß das Steuer nach rechts, trat aufs Gas. Der Plymouth strich an dem Lieferwagen vorbei wie ein Hai um ein Ruderboot. Belle schraubte den Hintern tief in den Sitz, um Gleichgewicht bemüht.
    »In dem Auto steckt ’ne Masse mehr, als man denkt.«
    »In Ihnen auch.«
    Wieder blitzte ihr Lächeln auf. Ein züchtiges Lächeln, das nur die Spitzen ihrer Zähne zeigte.
    Ich steuerte den Plymouth vom Belt runter, nahm die Strecke durch den Ozone Park. Keinerlei Grund, daß Marques das Auto verfolgen lassen sollte, aber Belle sagte, sie spiele nach unseren Regeln – sie wollte nicht, daß der Louis wußte, wo sie wohnte. Wir hielten an einer Ampel. Eine verlassene Fabrik stand am Straßenrand, wartete, daß ein Planer die Arbeit erledigte, die ein Brand vor Jahren begonnen hatte. Sie war mit Graffiti bekleistert, ein breites Rechteck in der Mitte ausgenommen, das jemand sorgfältig getüncht hatte. Auf dem weißen Grund war eine Botschaft, von einem begabten Graffiti-Schreiber liebevoll aufgesprayt. Orange Buchstaben in Leuchtfarbe, schwarz abgesetzt, so daß sie einem förmlich von der Wand entgegenschrien.
    RESP AUF EIGENES RISIKO!
    Belle las die Botschaft, war fasziniert, ging jedes einzelne Wort durch, biß sich auf die Unterlippe. »Was heißt das ›Resp‹?«
    »Das ist die Kurzform für ›Respektlosigkeit‹. Das hier ist Grenzgebiet. Schwarz und weiß.«
    Sie sagte kein Wort mehr, bis wir auf den Boulevard bogen. Ich folgte ihren Anweisungen zum Broad Channel. Zumeist kleine Bungalows, dicht nebeneinander, direkt am Wasser. Vor Jahren waren es Sommerlauben gewesen, doch die meisten waren nun aufgemöbelt, und die Menschen wohnten dort übers ganze Jahr.
    Die Hütte stand am Ende eines kurzen Häuserblocks. Weiß mit blauer Verzierung um das eine Fenster, das dunkle Dach darüber fast flach. Ihr roter Camaro war davor geparkt.
    »Da wären wir«, sagte sie.
    Ich ließ den Plymouth an den Randstein gleiten, stellte den Motor ab. Die Straße war ruhig, jedes Haus dunkel.
    »Kommen Sie mit rein?« fragte Belle.
    Die Hütte war dicht an den Gehsteig gebaut, der Weg zur Vordertür nur ein paar Schritte weit. Sie drehte den Schlüssel um, stieß die Tür auf, trat beiseite. Das Innere des Hauses lag im Schatten; von hinten drang weiches Licht. Belle

Weitere Kostenlose Bücher