Burke 3 - Bluebelle
bestellter Killer.«
»Marques hat keine ...«
»Sssscht ...« sagte sie und legte mir den Finger auf den Mund. »Er hat gesagt, du hättest ’nen Zuhälter umgebracht, bloß weil er ein kleines Mädchen auf der Straße hatte. Er hat gesagt, jeder wüßte, daß du den Verstand verlierst, wenn Leute Kinder ficken. Er hat gesagt, du hättest Geld dafür genommen, um irgendeine Ausreißerin zurückzubringen. Du hättest sie von dem Zuhälter losgeeist, dann hättest du ihn trotzdem erschossen.«
»Und du wolltest ...«
»Ich wollte, daß du mich errettest. Ich hab dir die Wahrheit gesagt, Liebster. Ich hab dir die Wahrheit gesagt. Es ist meine Seele, die verloren ist. Mein Geist. Meine Mutter hat mir das Leben gerettet – ich brauch jemand, der den Rest rettet.«
»Das Abgreifen ...«
»Ich verdiene, daß man mir dafür den Arsch versohlt. Ich hab es falsch angefangen. Ich wollte einen harten Mann. Ich wußte, ich könnte dich mit Sex nicht halten. Ich wollte, daß du mich errettest – ich wollte dein Partner sein. Ich dachte, wenn ich dir ’nen goldenen Schnitt brächte, ihn dir auf dem Silbertablett serviere ... würdest du wissen, daß ich was wert bin. Ich hab das Geld nicht gewollt.«
»Verdammt.«
»Burke. Mir ist es wurscht, ob du den Hinterraum ausnimmst.
Möchtest du es machen, fahr ich das Auto. Und ich laß den Motor laufen, bis du aus der Tür kommst, ich schwör’s.«
»Und wenn nicht?«
»Dann geh ich rein und hol dich raus.«
Ich nahm einen tiefen Zug. »Ich meine, wenn ich den Raubzug nicht veranstalten will?«
»Ich möchte bloß, daß du mich magst«, sagte sie mit feierlichem Ton. »Nie im Leben hab ich was ernster gemeint.«
Ich nahm einen weiteren Zug, fühlte mich so müde.
»Ich kann dich nicht erretten, Belle.«
»Laß mich dir helfen. Bei deinem Freund helfen. Den Bus zu suchen. Dann entscheide dich.«
Ich saß schweigend da, beobachtete die Schatten.
»Bitte, Liebster.«
»Geh schlafen, Belle«, sagte ich und streichelte ihr den Rücken.
»Wenn der Prof okay ist, kannst du helfen.«
Bei diesem Versprechen schloß sie die Augen.
Sie schlief mit dem Gesicht an meiner Brust. Ich rief mir das Gesicht des Prof in den Sinn, hielt ihn so am Leben. Den Prof zu sehen ließ mich das Gefängnis sehen. Wo wir einander begegnet waren. Ich erfuhr nie, was ihn damals reingebracht hatte.
Jedesmal wenn’s um das Thema ging, stellte der kleine Mann klar, wie er dazu stand. »Ich hab nicht telefoniert, ich bin allein reinmarschiert«, ist alles, was er sagte. Es war genug.
Als ich das erste Mal rein mußte, war ich ein Bengel. Als Sechzehnjähriger in New York bist du viel zu weit für die Reformschule.
Ich kam mit einer guten Latte rein: versuchter Mord. Doch es war nicht genug. Ein Gutes nach all der Zeit in der Reformschule – ich kannte die Regeln. Ich blieb die dreißig Tage im Frischlingsblock für mich. Eines Tages kreuzte der Prof vor meiner Zelle auf – er war der Kalfakter. Sagte: »Das is von einem Freund«, und schmiß etliche Schachteln Kippen und eine alte Illustrierte in meine Zelle. Ich wollte sehnlichst eine Kippe, doch ich ließ alles auf meiner Pritsche, wartete, daß er wieder rumkam. Ich packte ihn durch die Gitter und zog ihn ran.
»Bring das Zeug zurück, wo du’s her hast«, sagte ich zu ihm, nett und leise. »Ich habe hier keine Freunde.«
Der kleine Mann blickte zu mir hoch. Seine Augen hatten einen gelblichen Schimmer. Keine Spur Angst.
»Hier is der Faden für den Laden, Sohn. Spiel nicht den Harten, haste nicht die Karten.«
»Ich habe mich«, sagte ich ihm. »Sag du demjenigen, der dir das Zeug für mich gegeben hat, ich schick’s ihm zurück, okay? Und wenn er’s nicht mag, schick ich’s ihm mit Zinsen zurück, sobald ich auf den Hof komme.«
Der kleine Mann lächelte, er versuchte nicht mal, sich loszureißen. »Mach langsam, junger Mann. Ich bin kein Geier, und das ist die Wahrheit.«
Ich schaute zu den Zigaretten. »Von dir?«
»Von mir, Blödmann. Nie was vom Willkommenswagen gehört?«
»Ich dachte ...«
»Ich weiß, was du gedacht hast, Jungspund. Hier is’n Tip – spiel nicht verrückt.«
»Ich kann’s dir nicht zurückzahlen«, sagte ich ihm. »Ich habe kein Geld auf der Kante.«
»Schau her, Anfänger. Ich hab mehr Zeit hinter Gittern zugebracht als du auf der Welt. In Haft heißt es, erst lernen, dann ernten.«
»Was lernen?«
»Hier is die erste Stunde, Kunde. Rauch die Kippen nicht. Les die Illustrierte nicht. Laß
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