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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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alles liegen. Trau mir nicht. Wenn du wieder unters Volk kommst, halt das Ohr am Boden, frag rum. Die Leute nennen mich den Prophet. Ich bin nicht groß, aber ich bin aufrecht. Wirf ’nen Blick drauf vor dem Kauf.«
    Ich ließ von ihm ab. Der kleine Mann machte seine Tour den Gang runter, reimte die Zeit hinweg.
    Als ich wieder unters Volk kam, ging ich langsam vor. Fragte herum, wie der Mann gesagt hatte. Der Prophet hatte seinen Ruf.
    Die Jungs kannten ihn schon seit zwanzig Jahren – dies war mindestens sein fünfter Aufenthalt hinter Gittern gewesen. Er saß mal vier Jahre am Stück in Einzelhaft, weil er eine Waffe reingeschmuggelt hatte. Er hatte sich mit einem Kerl zusammengeklinkt, der dreimal lebenslänglich absaß und den Affen machte. Sie nahmen einen Wärter als Geisel. Schafften es bis zum Ausgangstor, wo sie keine Bewegungsfreiheit mehr hatten. Der Kerl bei ihm wurde umgeblasen. Die Wachteln brachen dem Prof fast alle Knochen im Leib.
    In Einzelhaft knöpften sie ihn sich vor. Jeden Tag, jede Nacht. Er blieb dabei und erzählte ihnen, die Waffe wäre durch eine Vision zu ihm gekommen. Jeder Knacki in dem Laden wußte, woher die Waffe gekommen war ... woher sie gekommen sein mußte. Einem Wärter. Und der Prof war Manns zuviel, um auch nur einen von ihnen auffliegen zu lassen.
    Es dauerte ein paar Wochen, aber schließlich sah ich den Prof auf dem Hof. Ich kreuzte bei ihm auf, ließ beide Hände da, wo er sie sehen konnte. Die Gruppe Männer um ihn schloß dichter auf.
    Der Prof machte eine Kopfbewegung, sie verkrümelten sich und ließen Platz für mich.
    »Wie lautet der Spruch, Grünling?« reizte er mich.
    Ich zog die beiden Schachteln Kippen und die Illustrierte unter dem Hemd raus.
    »Reichst du sie zurück?« fragte er.
    »Nein. Ich wollte, daß du’s selber siehst«, sagte ich, öffnete eine Schachtel und nahm meine erste Zigarette seit sieben Wochen raus.
    »Rauchen?« fragte ich und hielt ihm die Schachtel hin.
    »Sehr verbunden, Spund«, entgegnete der alte Mann mit einem strahlenden Lächeln.
    Ich hockte mich, den Rücken zum Hof, neben ihn an die Mauer hin, musterte ihn. Sprach aus dem Mundwinkel, während ich gradeaus schaute.
    »Was ich gedacht habe, tut mir leid.«
    »Das is okay, Pistolero. Hier drin biste bloß ein Schuljunge.«
    Ich schaute ihn nicht an, doch er mußte die Frage gespürt haben.
    »Ich habe deine Akte geklemmt.«
    »Wie haste das durchgezogen?«
    »Es kostet nichts, kennt man die Tricks«, sagte der kleine Mann.
    Ich saß drei Jahre von dieser Kür ab. Nicht ein Tag verging, ohne daß der Prof mich etwas lehrte. Als mein Abgang näher rückte, schulte er mich, wie ich mich vor dem Bewährungsausschuß betragen sollte. Als der Ausschuß einen Entlassungstermin festsetzte, brachte er mir das harte Zeug bei. Direkt.
    »Nicht mehr lange jetzt, Schuljunge. Weißt du, was das heißt?
    Noch dreißigmal schlafen, dann verläßt du den Hafen. Jetzt machen sie sich an dich ran. Finken, die vorher gekniffen haben, werden jetzt keck, weil sie wissen, daß de dir dein Auslauf nicht versaun willst. Du hast zwei Spiele: Untertauchen oder durchkrauchen.«
    »Abschmettern.«
    »Scheißt dich der erste Kerl an, kannste zum großen Mann laufen. Den Rest deiner Kür in SH gehen.«
    »Nein.«
    »Yeah, das funktioniert nur bei Bürgern. Den Kerlen, die nie mehr hierher zurückkommen. Das biste nicht. Also müssen wir durchkrauchen. Ich habe Leute hier – überlasses mir.«
    »Soll heißen?«
    »Soll heißen, junges Blut ist hitziges Blut. Sei also kalt, dann wirste alt. Macht dich jemand an, sag ihm mit den Augen ›später‹, aber tu ihm nichts im Augenblick, hab ich mich klar ausgedrückt?«
    »Klar, Prof.«
    Gegen Ende der Woche passierte es. Ein großer, fetter Macker namens Moore, der mich schon zu Anfang meiner Kür aufreißen wollte. Ich zeigte ihm einen Stichel, und er verdrückte sich. Ging sich leichtere Beute suchen – es gab eine Masse davon rundum. Ich saß während der Fütterung an meinem Tisch, als ich spürte, daß er auf mich runterschaute.
    »Du hast vier Stangen auf die Serie verloren, Burke. Wann gedenkst du zu zahlen?«
    »Du träumst, Freundchen. Ich habe nie mit dir gewettet.«
    »Ich sag, ja. Du hast bis Montag. Dann möcht ich meine vier Stangen, oder ich hol’s mir in Naturalien.«
    Ich stieß meinen Stuhl zurück, wußte, daß jedermann zusah.
    Der Prof gab eine Art Knurren von sich. Ich schaute zu Moore auf.
    »Wir sehn uns vor Montag«, versprach ich ihm,

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