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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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der Hand bringst du nicht viel zustand – spiel es weich, die Kohle ist gleich.«
    »Ich bin kein Abstauber. Ich habe die Leier nicht drauf.«
    »Mann, ich rede nicht von dem Ablinkereischeiß. Oder davon, kleine Mädchen laufen zu lassen. Das Zauberwort heißt ›Absahnen‹, guter Mann. Nütze diese Zeit. Studiere die Freaks hier drin.
    Beobachte sie genau. Lern. Wie. Sachen. Laufen. Das ist der Schlüssel zum goldenen Rüssel.«
    Ich fing an, Bücher zu lesen, bloß um dem Prof meine Achtung zu bezeugen. Es war sein Ratschlag – er mußte für etwas stehen. Ich las sie alle. Jedes, das ich in die Hand kriegen konnte. Als der Gefängnisbibliothek der Stoff ausging, trat ich dem Buchclub bei. Ich staubte etliche Dutzend Bücher ab, bevor sie mir mit dem Kuckuck auf meiner Habe drohten. Ich schrieb an kirchliche Organisationen – sie schickten mir ebenfalls Bücher. Ich schrieb Hunderte von Seiten voll, Notizen, Kalkulationen. Rechnete die Chancen aus.
    Als ich rauskam, liefen die Sachen nicht wie geplant. Es kostete mich ein paar weitere Einfuhren, bis ich die Dinge dort hatte, wo ich sie jetzt habe. Aber ich habe immer wieder gelesen, zugehört.
    Auf den Riß in der Mauer geachtet.
    Es war während meiner zweiten Kür, daß ich anfing, über Psychologie zu lesen. Ich habe nie gewußt, daß es so liebe Worte für ein paar von den freakigen Sachen gibt, die manche Leute machen. Der Prof sagte, wenn ich die Bücher ausreichend läse, würden sie eines Tages zu mir sprechen. Ich wußte, was ich sein wollte, bloß nicht, wie ich es nennen sollte.
    Eiskalt.
    Steinhart.
    Und auch daran arbeitete ich.
    Eines Tages las ich ein Psychologiebuch, und ein Wort sprang mir ins Auge. »Soziopath«. Es schlug mich in Bann. Ich las es wieder und immer wieder. »Soziopath. Das grundsätzliche Charakteristikum für diese Störung ist das Fehlen jeglicher Reue, selbst für gewalttätiges oder kriminelles Verhalten. Dem Soziopathen mangelt es an der fundamentalen Qualität der Empathie.«
    Ich flitzte zu dem zerfledderten alten Wörterbuch, das ich in meiner Zelle aufbewahrte. »Empathie: die intellektuelle Identifikation mit den oder das Nachempfinden der Gefühle, Gedanken und Haltungen anderer.« Ich reimte es mir zusammen. Ein Soziopath denkt nur seine eigenen Gedanken, geht seiner eigenen Wege. Spürt nur seinen eigenen Schmerz. Yeah. War das nicht die rechte Tour, um auf diesem Schrottplatz zu leben? Sitz deine eigene Zeit ab, klapp das Visier runter. Laß sie nicht in dein Herz blicken.
    Etliche Wochen später sah ich, wie die Wachteln einen Informanten auf einer Bahre raustrugen, ein weißes Handtuch über dem Gesicht. Ein Stichel ragte aus seiner Brust. »Für ’ne Ratte ist das ’ne nette Art, aus diesem Hotel auszuchecken«, sagte ich zu den Jungs um mich. Sie nickten. Ich wußte, was sie sagen würden – Burke ist ein kalter Hund.
    Mein Gesicht blieb undurchdringlich. Ich hob nie die Stimme, stritt mit niemandem. Übte, meinen Blick unscharf werden zu lassen, damit ich einem Mann minutenlang ins Gesicht schauen konnte, ohne mich abzuwenden.
    Manchmal sagte ich nachts in der Zelle leise das Wort zu mir.
    »Soziopath.« Rief den Eisgott an, er möge in meine Seele kommen.
    Wollte alles sein, nur nicht die ganze Zeit ängstlich.
    Ich hörte den Freaks zu. Hörte Lester zu, der uns erzählte, wie er in ein Haus einbrach, auf irgendeine Frau stieß, die ein Bad nahm.
    Setzte ihr die Knarre an den Kopf, ließ sich einen lutschen. Dann stöpselte er ihren Haarfön ein, schmiß ihn ins Wasser. Ich verzog keine Miene, ging einfach weg.
    Lester griff sich einen jungen Kerl, der grade reingekommen war.
    »Scheiße auf meinem Schwanz oder Blut an meinem Messer«, erklärte er dem Bengel und lächelte sein Lächeln. Die nächste Nacht strich ich ihn von der Anwesenheitsliste.
    Er sah mich nicht mal kommen. Ich erwischte ihn rückhändig mit einer scharfgeschliffenen Feile im Bauch, riß sie hoch bis zu seiner Brust. Ich ließ die Feile auf seinen Körper fallen, marschierte weg. Ein paar Jungs sahen es – niemand sagte irgendwas. Ich ließ sie glauben, es wäre wegen einer Spielschuld.
    Ich las die Psychologiebücher wieder und immer wieder. Sie haben manche von uns dort einsortiert. Michelle ist ein Transsexueller. Eine Frau, die im Körper eines Mannes gefangen ist. Das diagnostische und statistische Handbuch der Geisteskrankheiten hat sogar einen speziellen Nummerncode dafür – 302.50.
    Doch ich kriegte dabei nie das richtige

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