Burke 3 - Bluebelle
wir zogen ab.
Der Gewehrschütze tippte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um. Er nickte einmal mit dem Kopf, eine zackige, präzise Bewegung.
Der Lincoln setzte mich bei meinem Auto ab. Pablo stieg mit mir aus. Er reichte mir einen Stoffstreifen, leuchtend orange.
»Binde das um deinen Kopf, wenn du heute nacht auf den Spielplatz gehst. Bringe mehrere Flaschen Bier mit. Fahre mit dem Auto auf den Spielplatz, stelle die Flaschen auf die Haube. Hebst du die Hand, zerplatzt eine der Bierflaschen. Damit Mortay weiß, daß du Deckung hast.«
»Danke, Pablo. Ich steh in deiner Schuld.«
»El Cañonero sagte, ich soll dir bestellen, er wird ab elf auf dem Dach sein.«
»Okay.«
»Er sagte, ich soll dich etwas fragen ... Falls es schlimm wird ...
falls sich dieser Kerl nicht warnen läßt ... wenn er auf dich losgeht ... möchtest du, daß El Cañonero ihn umlegt oder sich raushält?«
»Ihn umlegt.«
»Bueno.«
Ich steuerte nach Downtown zurück, hielt bei Mama. Sie ließ sich lange Zeit, bis sie zu meiner Nische kam. Als sie es tat, war Immaculata bei ihr. Sie rutschten mir gegenüber rein. Mac verschwendete keine Zeit.
»Burke, gibt es Ärger für Max?«
»Weiß ich nicht. Ich werd’s bald wissen«, sagte ich ihr und erdolchte Mama förmlich mit Blicken. Sie starrte glattweg zurück.
Ich hätte das Baby nicht erwähnen sollen.
»Sagst du’s mir, sobald du es weißt?«
»Gibst du mir vielleicht eine scheiß Chance, es erst abzubiegen?«
Sie langte über den Tisch, nahm meine Hand. »Mach ich. Und ich behalte Max ein paar Tage um mich. Gib Mama keine Schuld.
Sie hat ihm gesagt, du würdest an etwas arbeiten, und er hat sie ständig gedrängt. Er glaubt, du bist es, der in Schwierigkeiten steckt. Sie brauchte meine Hilfe.«
»Ich bin nicht böse«, sagte ich und erinnerte mich an Michelles Worte. »Wo ist Max jetzt?«
»Zu Hause, mit Flower.« Sie stand auf, wollte gehen. Küßte mich.
»Sei vorsichtig«, war alles, was sie sagte.
Mama gab mir zirka dreißig Pfund chinesisches Essen mit. Ich verbeugte mich vor ihr, als ich ging. Ihre Augen fragten, ob ich verstünde.
»Es ist okay«, sagte ich.
Wollte irgendwer anrufen?« fragte ich Belle, während ich über Pansy trat.
»Ist echt ruhig gewesen«, sagte sie, nahm mir die Kartons mit dem Essen ab. Pansy folgte ihr ins Hinterzimmer, ignorierte mich. Das Biest.
Belle räumte den Schreibtisch ab, damit wir essen konnten.
»Was ist das alles?« fragte ich sie und deutete auf den mit Gekrakel übersäten gelben Notizblock.
»Bloß ein paar Aufstellungen, die ich gemacht hab. Ich muß mir die Straßen selber anschauen – die Karten reichen nicht für alles.
Aber ich hab mir ein paar Ideen aufgeschrieben.«
»Ist es für dich leichter, dir Richtungen zu merken, wenn du Fahrer bist, oder als Beifahrer?«
»Fahren ist am besten.«
»Okay«, sagte ich und machte mich über die Sauerscharfsuppe her, »heut nacht fährst du.«
»Wo gehen wir hin?«
»An einen Ort, an den du vielleicht zurückfinden mußt. Einen sicheren Ort.«
Sie nickte, den Mund voller Essen. Ich schmiß eine Frühlingsrolle über meine Schulter, sagte dabei: »Sprich!« Sie erreichte nicht mal den Boden.
Ich rauchte eine Zigarette, während Belle das Geschirr abtrug, und spielte mit den paar Einzelteilen, die ich hatte. Ich brachte die Gedanken zu Papier – nach heute nacht würde ich mehr Teile haben.
Sechs Uhr. Ich ließ Pansy aufs Dach, ging zurück, um ein paar Sachen zusammenzutragen. Stahlkappenstiefel mit weichen Gummisohlen, schwarze Baumwollhose. Ein schwarzes Sweatshirt. Ich nahm eine weiße Jacke aus dem Kleiderschrank, checkte die abreißbaren Velcro-Schultern. Steckte das orange Stirnband in die Tasche. Ich stellte einen Satz sauberer Papiere zusammen: Führerschein, Zulassung. Sozialversicherungskarte, lauter solchen Krempel. Sechshundert Kröten in gebrauchten Scheinen, keiner größer als ein Fünfziger. Eine billige schwarze Digitalarmbanduhr aus Plastik.
Ich ließ Pansy rein. Nahm eine Dusche. Zog einen Frotteebademantel an. Als ich rauskam, lag Belle auf der Couch, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die langen Beine auf der Rückenlehne. Trug eines meiner Hemden über einem kleinen, roten Höschen.
Sie konnte das Hemd nicht zuknöpfen.
Ich setzte mich hin. Sie ließ mir die Beine auf den Schoß fallen.
»Burke, das ist es, nicht wahr?«
»Wovon redest du?«
»Dieser Ort. Dieses Büro. Es ist alles, was es gibt, richtig. Hier wohnst
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