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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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lang schweigend. »Burke, was ist das für ein orangenes Tuch, das du dir in die Tasche gesteckt hast?«
    Ich zündete mir eine Kippe an. »Ein Zeichen. Damit ich erkannt werde.«
    »Was bedeutet es?«
    »Zeichen bedeuten für verschiedene Leute was Verschiedenes, richtig? Ein Mittelklassebengel, der ist auf dem Weg zur Schule.
    Da ist dieser Streithammel, der auf ihn wartet. Der Mittelklassebengel, der will nicht kämpfen, aber er will auch nicht als Drückeberger dastehn. Also wickelt er sich Bandagen um die Hände, sagt, er hat sich geschnitten. Verstehst du?«
    »Ja.«
    »Trägst du dieselben Bandagen an den Orten, wo ich aufgewachsen bin, bist du bloß ein leichteres Opfer. Andre Regeln, okay?«
    »Okay.«
    Wir hielten vor ihrer Hütte. Zehn Uhr. Ich folgte ihr rein. Sie schaltete kein Licht an.
    »Burke, haß mich nicht, wenn ich dich frage ...«
    »Was?«
    »Hast du Schiß?«
    »Mörderisch.«
    »Dann ...«
    »Ich hab mehr Schiß davor, nicht zu gehn. Ich muß es rausfinden. Ein paar Antworten kriegen.«
    »Haun wir ab«, sagte sie, in der Dunkelheit dicht neben mir stehend. »Gehn wir einfach. Bis morgen können wir in Chicago sein.
    Oder überall, wo du hinwillst. Ich hab Geld zurückgelegt. Gleich hier im Haus. Wir können ...«
    »Nein.«
    Sie wandte sich von mir ab. »Vor was hast du Schiß?«
    »Diesem Kerl, den ich treffen muß – er ist’n Psychopath. Hinter Gittern ein Psychopath zu sein ist wie auf dem Hochseil gehn.
    Die Jungs haben Schiß vor ’nem Mann mit Augen wie ein Alligator.
    Das ist gut – hält die Leute auf Distanz.
    Aber du möchtest nicht, daß die Leute zuviel Schiß kriegen. Bloß die Möglichkeit, daß du was abkriegen könntest, das hält dich zurück. Aber wenn alles klar ist, wenn du weißt, der Kerl hat’s auf dich abgesehn, greifst du ihn dir zuerst. So du kannst.«
    »Und das mußt du nun rausfinden?«
    »Genau.«
    Sie kam dichter zu mir, flüsterte in dem dunklen Raum. »Warum das Risiko eingehen?«
    »So einfach ist das nicht. Ich kann gar nichts tun, bis ich’s rausfinde. Ich weiß nicht, was sonst noch da draußen ist.«
    »Burke, du kommst hierher zurück. Du kommst zu mir zurück.«
    »Werde ich. So gut ich kann.«
    Ich zündete mir eine letzte Zigarette an, zog sie an mich. »Siehst du mich bis morgen früh nicht, fahr zum Schrottplatz zurück. Der Maulwurf weiß, wen er kontaktieren muß, was zu tun ist.«
    »Du kommst zurück. Ich hab etwas für dich.«
    »Das weiß ich«, sagte ich und gab ihr einen Kuß.
    Viertel nach elf. Ich parkte auf der Straße weiter unten vom Spielplatz. Atmete tief durch die Nase, sog die Luft in den Bauch, dehnte meine Brust jedesmal, wenn ich ausatmete.
    Furcht nagte innen an mir herum. Ich trieb sie an einer Stelle in meiner Brust zusammen. Setzte den Verstand ein, und ich gab die Furcht in einen Flüssigkeitsbehälter. Überprüfte den Behälter, stieß ihn in verschiedene Richtungen. Ich konzentrierte mich auf den Behälter und schoß klare, kalte Strahlen drauf ab. Zerbrach ihn in kleine Stücke. Kleiner und immer kleiner. Sah, wie der Furchttropfen in lauter kleine, flüssige Teile in mir zersplitterte. Wie Tränen.
    Ich streckte die Hände nach vorn aus, wollte die kleinen Einzelteile der Furcht aus den Fingerspitzen dringen lassen. Spürte, wie sie kamen. Einige kamen mir aus den Augen.
    Ich fühlte mich so müde. Schloß eine Sekunde die Augen. Laut meiner Uhr war es halb zwölf. Zeit. Ich lenkte den Plymouth auf den Gehsteig, die Schnauze zum Spielplatztor. Ich sprang raus, mit beiden Händen den schweren Bolzenschneider haltend. Die Kette um den Zaun gab beim ersten Drücken nach. Ich stieß mit dem Plymouth auf den dunklen Spielplatz. Stieg aus und schloß das Tor hinter mir. Ich drehte langsam eine Runde um den Platz, stoppte, als der Plymouth wieder in Richtung Straße stand.
    Ich stieg aus, nahm einen Sechserpack Bier mit. Glasflaschen.
    Stellte sie auf den Kofferraumdeckel des Autos, alle in einer Reihe.
    Parallel zu dem Gebäude, wo der Scharfschütze warten mußte. Ich köpfte eine, setzte sie an den Mund. Zündete mir eine Zigarette an.
    Lehnte mich abwartend ans Auto.
    Die Spitze meiner Zigarette glühte. Die Straßenlampen reichten nicht bis zu den Ecken der den Spielplatz umgebenden Gebäude, aber wo ich stand, war es hell genug.
    »Du bist früh dran, Mistkerl.« Eine Stimme aus dem Schatten.
    Ich zog an meiner Zigarette, hielt beide Hände in Sichtweite. Zwei Männer kamen von links auf mich zu. Von rechts noch

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