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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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einer. Ich beobachtete sie, rührte mich nicht. Ein gut gebauter Latino in einem kurzärmligen, weißen Guyabera-Hemd. Ein dunkelhaariger Weißer mit einer Lederjacke. Und ein großer Mann mit weißem T-Shirt und weißer Hose. Er sah aus wie ein Streichholzmännchen, während er auf mich zukam. Mortay.
    »Tritt vom Auto weg«, sagte er. Seine Stimme war ein zischendes Flüstern, schlangenglatt.
    Der Latino kam mir entgegen. Ich streckte die Arme ab, als er mich absuchte. Ein Diamant glitzerte an seinem Ohr. Ein fetter Diamant, kein Brilli.
    »Sauber«, sagte er im Zurücktreten.
    Mortay blieb vier Schritte vor mir stehen. Sein Gesicht am Ende eines langen, dünnen Halses war so klein, daß ich es mit einer Hand hätte umfassen können. Die Haare kurz geschoren – ich konnte den Skalp durchscheinen sehen. Ein starker Knochenwulst verband seine Augenbrauen, nach vorn gewölbt, wie eine Blende über den Augen.
    »Ich erkenn die Schule nicht«, sagte er. Bezog sich auf das orange Stirnband. »Kämpfst du?«
    »Ich bin bloß Schüler.«
    »Du wolltest mich treffen?«
    »Danke fürs Kommen«, sagte ich, die Stimme gedämpft und tief.
    »Sie hatten eine Meinungsverschiedenheit mit einem Freund von mir. Einem kleinen Schwarzen. Auf einer Karre.«
    Er stand totenstill da, wartete.
    »Die Meinungsverschiedenheit war unser Fehler, und wir entschuldigen uns. Er hat nicht nach Ihnen Ausschau gehalten. Wir wissen gar nichts über Sie. Wir wollen es auch nicht wissen.«
    »Wonach hat er Ausschau gehalten?«
    »Dem Geisterbus.«
    »Haltet keine Ausschau nach dem Geisterbus«, zischte Mortay.
    »Was ihr entdeckt, würde euch nicht schmecken.«
    »Ich halte keine Ausschau danach. Ich bin aus dem Fall raus. Ich wollte es Ihnen bloß ins Gesicht sagen. Wir haben keinen Streit mit Ihnen – was immer Sie gemacht haben, es war rein geschäftlich, okay?«
    Ich wandte mich zum Gehen.
    »Bleib, wo du bist.«
    Ich blieb, ihm gegenüber. Er hatte sich nicht gerührt.
    »Ich hab dem kleinen Nigger ’ne Botschaft mitgegeben. Hast du sie nicht gekriegt?«
    »Ich sagte gerade, wir haben.«
    »Wegen Max. Max dem Stillen. Max dem Krieger. Ich hab ihn rufen lassen. Ich will ihn treffen.«
    »Wenn ich ihn sehe, sag ich’s ihm.«
    »Kennst du meinen Namen? Spielst du mit mir, spielst du mit dem Tod.«
    »Ich spiele nicht.«
    »Ich kenn dich, Burke. Der bist du doch, richtig?«
    »Yeah.«
    »Max is unser Mann. Jeder weiß es – es is überall auf der Straße rum. Jeder sagt, er is der Beste. Isser nicht. Ich bin’s. Ich. Will er das zugeben, kniet er vor mir nieder, kann er leben. Ansonsten kämpfen wir.«
    »Sie können ihn nicht zum Kampf zwingen.«
    »Ich kann jeden zum Kampf zwingen. Ich spuck in den Dojos auf den Boden. Ich hab ’nen Kendo-Meister mit seinem eigenen Schwert getötet. Jeder hat ’nen Schalter.« Er öffnete die Hand, ein Zocker, der eine Handvoll Asse hinblättert. »Ich drück die Schalter.«
    »Lassen Sie’s sein«, sagte ich.
    Er baute sich über mir auf. Spuckte mir mitten ins Gesicht. Ich rührte mich nicht, achtete auf seine Augen.
    »Du bist besser, als ich dachte«, flüsterte er. »Du bist zu alt, um hochzugehen, wenn ich über deine Mutter herziehe. Aber spuckt man ’nem Ex-Knacki ins Gesicht, muß er kämpfen.«
    »Ich werde nicht kämpfen.«
    »Du könntest nicht mit mir kämpfen. Würstchen.« Ich spürte, wie mein Gesicht zur Seite geschleudert wurde, Blut im Mundwinkel. »Das haste nicht mal gesehen, oder?«
    »Nein«, antwortete ich ihm, wahrend ich mir auf der Lippe kaute, im Geist wieder in einer Gasse, wo ich vor Jahren einem anderen Mann gegenübergestanden hatte. Mir wünschte, ich hätte eine Knarre, doch froh war, daß nicht.
    »Ich bin der schnellste Mann, den’s gibt. Max, der is nichts als ’n taffer Typ. Ich töte ihn im Handumdrehn – der sieht nicht mal, was es war.«
    »Sie können ihn nicht zum Kampf zwingen – er kämpft nicht bloß, weil sie seinen Namen ausrufen lassen.«
    »Und wenn ich dir das Rückgrat zerknackse, dich für dein restliches Leben in den Rollstuhl bringe? Glaubst du, das bringt ihn dazu, daß er mich trifft?«
    »Das können Sie auch nicht«, sagte ich mit mildem Ton. »Ich bin nicht alleine hier.«
    Der Latino lachte. »Ich seh niemand«, sagte er und zog eine Automatik aus dem Gürtel.
    Ich hob die Hände, als ob ich auf die Pistole reagierte. Eine Bierflasche explodierte. Ich trat einen weiteren Schritt von Mortay weg.
    »Da steckt ’n Schützenverein auf dem Dach.

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