Burke 3 - Bluebelle
Nachtsichtgeräte und Schalldämpfer.«
Mortay war eiskalt, beobachtete mich.
»Wollen Sie’s noch mal sehn?« Ich hob die Hand. Eine weitere Flasche explodierte. El Cañonero war eine Offenbarung.
»Ich will keinen Zoff mit Ihnen. Sie haben mich ordentlich erschreckt. Ich möchte nichts mit Ihnen zu tun haben. Wir gehn hier unserer Wege. Sie können mich nicht verletzen, und Sie kriegen Max nicht dazu, mit Ihnen zu kämpfen. Es ist vorbei, kapiert?«
Mortays Stimme war so leise, daß ich mich vorbeugen mußte, um was zu verstehen. »Sag das Max. Sag ihm, ich weiß über das Baby Bescheid. Sag ihm, ich weiß über Flower Bescheid. Sag ihm, er soll mich treffen kommen. Kommen und mich treffen, sonst stirbt das Baby.«
Ich warf mich auf ihn, schrie. Ich spürte einen Hieb in den Rippen, und schon war ich am Boden. Ein weißer Blitz, und Mortay war weg. Kugeln pfiffen quer über den Spielplatz. Der dunkelhaarige Weiße ging zu Boden. Sein Körper hüpfte, als ihn weitere Kugeln trafen. Stücke von dem Gebäude flogen weg.
Ich kroch zum Auto, zog mich rein. Ich drehte den Schlüssel, latschte aufs Gas und kachelte durch das Tor.
Ohne die Lichter einzuschalten, donnerte ich mit dem Plymouth in Richtung Fluß. Ich klemmte mich auf den Highway, mischte mich unter den Spätnachtverkehr, wollte es langsamer angehen lassen. Meine Schultern waren ver
krampft, der Hals eingezogen, gespannt auf den Schuß, der niemals kam. Keine Sirenen.
Eine rasche Wahl – mein Büro oder zu Belle? Mein Büro war näher, aber Mortay wußte, wo es war. Die Nummernschilder des Plymouth waren mit Dreck und Vaseline verschmiert – niemand konnte eine Identifizierung durchgeben.
Ich glitt durch den Battery Tunnel, blieb im Verkehr, behielt den Rückspiegel mit einem Auge im Blick. Sauber. Ich montierte die Ärmel meiner Jacke ab. Das Velcro machte ein Reißgeräusch. Ein Ärmel flog auf dem Belt Parkway aus dem Fenster, der andere ein paar Meilen die Straße runter. Ich schlüpfte aus dem Jackentorso, schmiß ihn ebenfalls weg. Das orange Stirnband war zuletzt dran; es flatterte im Wind davon.
Zwei Blocks vor Belle. Ich stoppte an einem Münztelefon, zog die Pistole unter der Bodenmatte vor. Sie meldete sich beim ersten Läuten.
»Hallo?«
»Ich bin’s. Bist du okay?«
»Mir geht’s prima, Liebster.«
»Was ist dein Lieblingstier?«
Sie schnallte es. »Ein Alligator. Alles klar, Baby.« Ich hängte ein, stieg wieder in den Plymouth. Ihre Tür ging auf, als ich den Weg hochkam. Ich schlüpfte in die Dunkelheit, die Pistole in der Hand.
Ich ging zur Couch, legte die Pistole neben mich, langte nach dem Telefon. Belle, die Hand nach mir ausgestreckt, saß daneben.
»Liebster ...«
»Laß mich in Ruhe, Belle. Ich habe zu arbeiten, und mir bleibt nicht viel Zeit.«
Ich hämmerte die Nummern ein, verfluchte Mütterchen Post wegen der unterschiedlichen Vorwahlen für Queens und Manhattan. Mama hob ab.
»Ich bin’s. Keine Zeit zu reden. Schnapp dir Immaculata. Hol sie rüber zu dir, okay?«
»Okay.«
»Sie muß ’ne Weile aus der Stadt weg. Mit dem Baby, Mama.
Das ist das Wichtigste. Mit dem Baby. Sie soll Max erzählen, was immer sie will – Freunde besuchen, was auch immer. Aber schaff sie von hier weg.«
»Max auch?«
»Kriegst du das hin?«
»Groß Problem für mich. Geschäftsproblem. In Boston, okay?«
»Okay. Aber halte ihn bedeckt. Arbeite leise.«
»Morgen früh geh er.«
»Mit dem Baby.«
»Mit dem Baby. Wie du sag. Komm her, sag mir bald.«
»Bald.«
»Viel Hilfe hier, okay? Niemand tu Baby weh.«
»Schaff sie von hier fort, Mama.«
»Schon geschehn«, sagte sie.
Ich holte tief Luft. Belle saß bewegungslos neben mir. Ich hämmerte eine weitere Nummer ein, nahm die brennende Zigarette, die sie mir hinhielt. Der Maulwurf nahm das Telefon ab.
»Ich bin’s. Ich bin okay.«
Er legte auf.
Dann fing ich an zu zittern. Brachte die Zigarette nicht in den Mund. Belle legte die Arme um mich, drückte meinen Kopf an ihre Brüste.
»Laß es sein«, sagte ich und schob sie weg. »Laß es rauskommen – ich weiß, was ich tun muß.«
Ich ließ die Furcht durch mich durchschlängeln, meinen Körper schütteln, ein Terrier mit einer Ratte. Ich spielte das Band noch einmal ab – zurück auf dem Spielplatz, unten auf dem Boden, ein Schwärm Mörderbienen beim Todestanz zwischen mir und Mortay, El Cañonero, der vom Ansitz aus über meine Sicherheit wachte.
Der Furchtanfall beutelte meinen Körper. Malariaschauer.
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