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Burke 3 - Bluebelle

Burke 3 - Bluebelle

Titel: Burke 3 - Bluebelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Vachss
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Ich war zurück in dem ausgebrannten Dschungel in Biafra, wo die Angst dichter wucherte als die Ranken.
    Ich brachte es nicht zum Stillstand – versuchte es nicht mal. Ich blieb still und leise. Vorsichtig wie ein Mann mit gebrochenen Rippen – der Sorte, die die Lungen durchlöchern, wenn man atmet.
    Die Furcht lief ihr Rennen.
    Als sie aufhörte, war ich klatschnaß, klamm. Ausgelaugt. Ich schloß dann die Augen und ließ das Gesicht in Belles Schoß sinken.
    Als ich wieder zu mir kam, war es noch dunkel. Ich wandte den Kopf. Mein Gesicht rutschte über Belles Schoß – ihre Schenkel waren glitschig vor Schweiß. Oder Tränen. Ich zog mich hoch, neben sie.
    »Kannst du mir den Matchbeutel aus dem Kofferraum von meinem Auto holen? Ich muß unter die Dusche – ich mag meinen Geruch nicht.«
    »Für mich riechst du prima.«
    »Mach’s einfach, okay?«
    Sie stand ohne ein weiteres Wort auf. Ich zog meine Klamotten aus. Sie lagen schwer in meiner Hand. Ich ließ sie zu Boden fallen und stieg unter die Dusche.
    Als ich wieder rauskam, hatte Belle den Matchbeutel auf der Couch. Ich rubbelte mich ab, zog mir frische Klamotten an. Laut Belles Uhr war es Viertel nach zwei. Ich holte einen Kissenbezug aus dem Matchbeutel, stopfte alles, was ich getragen hatte, rein, sogar die billige Uhr.
    »Ich hab keine Waschmaschine hier«, sagte sie, mein Gesicht betrachtend.
    »Das Zeug gehört in die Müllverbrennung«, sagte ich und schmiß es neben die Vordertür.
    »Möchtest du einen Drink?«
    »Eiswasser.«
    Sie warf einige Würfel in ein Glas, ließ den Hahn laufen, brachte es mir. Ich zündete mir eine Zigarette an, betrachtete meine Hände mit den Streichhölzern. Sie zitterten nicht.
    Ich fläzte mich an die Armlehne der Couch, nippte am Wasser, rauchte meine Zigarette. Beobachtete, wie der Rauch zur Decke stieg. Belle stand ein paar Schritte weg, beobachtete mich, sagte kein Wort.
    »Komm her, Baby«, sagte ich.
    Sie setzte sich neben der Couch auf den Boden. Ich legte ihr die Hand auf den Nacken, hielt sie. Im Dunkeln war es ruhig und sicher. Belle nahm mir den Ascher ab, stellte ihn auf den Boden, wo ich ihn erreichen konnte. Zündete sich selber eine Zigarette an.
    »Als ich ein junger Mann war, eigentlich noch ein Bengel, hatte ich einen Ort ganz für mich. Einen Keller, aber er war wie ’ne Wohnung hergerichtet. Ich bin bei fremden Leuten aufgewachsen: das Waisenhaus, Pflegeheime, Besserungsanstalt. Nichts gehörte mir.
    Ich war der Meinung, dieser Ort wäre wirklich wichtig.«
    Ich zog heftig an der Zigarette, betrachtete die Glut.
    »Ein Mann wollte meinen Keller. Ich wußte damals nicht, wie ich mich verhalten sollte – es gab niemand, der mir sagte, was ich tun sollte, niemand, dem ich zuhören konnte. Ich besorgte mir eine Knarre und traf mich mit ihm. In einer Gasse. Ich hatte Schiß.
    Ich glaubte, wenn ich meinen Keller nicht behalten könnte, könnte ich nie mehr irgendwas behalten. Hätte nie mehr irgendwas für mich. Ich mußte den Mann treffen. Wie heut nacht. Ich kann’s immer noch sehn – wie wenn ich richtig dort wäre. Ich machte mich fertig. Rieb mir Vaseline in die Haare, damit niemand mich festhalten konnte. Wickelte mir für den Fall, daß er ein Messer hatte, lagenweise Zeitungen um den Körper. Versah den Pistolengriff mit Klebeband. Damit ich keine Fingerabdrücke hinterließ ... aber eigentlich, weil ich so einen Schiß hatte, daß ich dachte, ich würde sie fallenlassen, wenn ich sie rausziehe. Ich schaute mich ein letztes Mal im Keller um. Meinem Keller. Ließ das Radio spielen, als ich aus der Tür ging. Es war Doc Pomus. Ein großer, alter Bluessänger.
    Hat sein Ding gemacht, kurz bevor der Rock’n’Roll kam. ›Heartlessly‹. Das war der Song. Ich hör ihn immer noch.«
    »Er war da, hat mit seinen Jungs auf mich gewartet. Ich wollte mit ihm reden. Er hat mich bloß ausgelacht – mich ’nen Dreckfink geheißen. Ich hab ihm die Pistole gezeigt.
    Er sagte, ich würde nicht abdrücken – sagte, ich hätte Todesangst. Zur Hälfte hatte er recht. Ich habe geschossen.«
    »Hast du ihn umgebracht?«
    »Nein. Das wußte ich zu der Zeit nicht. Ich hab bloß ’ne Kugel in ihn gepumpt. Die Leute, die bei ihm waren – die haben gesehn, wie ich’s machte. Ich bin einfach weggegangen In meinen Keller zurück. Ich dachte, es wäre schon auf der Straße rum. Scheißt Burke nicht an. Er ist jetzt ein Mann. Kein Bengel.«
    »Was ist passiert?«
    »Sie kamen mich holen. Ich ging ins Gefängnis.

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