Burning Wings 02 - Die Mächte
letzten beiden Tage so sehr vermisst hatte .» Als ich nichts von dir und den anderen hörte, dachte ich, Metatrons Soldaten hätten dich vielleicht gefangen genommen . «
» Das Gleiche dachte ich von di r« , antwortete Raphael und sah mich nervös an .» Metatron mag zwar unseren Stützpunkt aufgespürt und zerstört haben, aber soweit ich weiß, konnten alle fliehen. Die meisten sind mit Luzifer nach Oxan zurückgekehrt, alle anderen verstecken sich in der Unterstadt. Du weißt hoffentlich, dass du uns allen einen großen Schrecken eingejagt hast, als du plötzlich verschwunden warst. Ich glaubte wirklich, die Soldaten hätten dich erwischt. Erst von Oriphiel erfuhr ich, dass du noch lebst und ihr euch hier treffen wolltet . «
»Das sind gute und schlechte Neuigkeiten.« Ich seufzte. »Entschuldige bitte, aber als ich Luzifer und dich sah, wie ihr gerade noch fliehen konntet, hatte ich mich entschlossen , euch nicht zu folgen. Das Risiko war zu groß, dass ich verfolgt werde. Wo ich war, ist allerdings eine längere Geschichte, die erzähle ich dir bei Gelegenheit. Ich hatte auf jeden Fall große Angst, dass es irgendjemanden von euch erwischt haben könnte. Ich hatte mir deswegen schon große Vorwürfe gemacht.«
» Verschiebt das auf späte r« , meldete sich Oriphiel zu Wort .» Leider muss ich gleich wieder zurück in den Palast, bevor mein Verschwinden bemerkt wird . «
Raphael und ich nickten und warteten gespannt, was er uns so Wichtiges zu sagen hatte.
»Ihr müsst warte n« , fuhr er fort ,» bis ihr euch neu formiert habt. Lasst Metatron im Glauben, er hätte euch eine große Niederlage zugefügt. Luzifer soll vorerst in Oxan bleiben, dort ist es für ihn am sichersten. Und ihr beide solltet das ebenfalls tun . «
» Ich fliehe nicht vor meinem Brude r« , warf ich wütend ein und ballte die Hände zu Fäusten.
» Das tust du doch gar nich t« , versuchte mich mein ehemaliger Mentor zu beruhigen .» Aber wenn der Anführer der Rebellen stirbt, was wird dann aus dem Widerstand? Seraphiel, keiner möchte, dass du als Märtyrer in unsere Geschichte eingehst. Du sollst deine Leute führen und unser Land wieder auf den richtigen Pfad bringen. Das kannst du aber nur, wenn du lebst . «
Darauf antwortete ich nicht. Er hatte recht.
» Aber der Grund, warum ich so dringend mit dir reden muss, ist ein ganz anderer .« Oriphiel sah mich eindringlich an .» Ich war zugegen, als Metatron und Mordechai vom unwiderrufbaren Fluch sprachen. Sie wollen ihn anwenden und zwar bei dir, Seraphiel.«
Für einen Augenblick sagte niemand etwas. Die Last der Worte lag schwer auf mir und meinen Freunden.
»Das … das kann er … nicht«, brach Raphael das Schweigen, und die Angst um mich stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Ich teilte seine Furcht. Mein Herz klopfte wild in der Brust, und mir verschlug es fast die Sprache. Der unwiderrufbare Fluch war das höchste Sakrileg, welches ein Engel begehen konnte. Das würde mein Bruder niemals wagen. Damit würde er sich eines grausamen Verbrechens schuldig machen, welches für ihn den sicheren Tod bedeutete, zu dem der Hohe Rat ihn verurteilen würde.
» Bitte, denke darüber nac h« , sprach Oriphiel und schaute zuerst mich, dann Raphael nochmals nachdrücklich an .» Unternehmt nichts. Fliegt nach Oxan und wartet dort. Metatron wird es tun, wenn er die Gelegenheit bekommt, und der Rat wird dank Mordechai hinter ihm stehen. Nicht einmal meine Macht als Thron kann ihn davon abhalten . «
»Glaubst du wirklich, er wird es tun?«, fragte mich Raphael, nachdem unser Mentor in Richtung Ephis aufgebrochen war.
»Ich weiß es nicht. Ich dachte immer, ich würde meinen Bruder kennen«, gab ich zurück, ließ mich rücklings ins Gras fallen und verschränkte die Arme im Nacken. Währenddessen saß Raphael neben mir, seinen Blick auf den See gerichtet.
Wir beiden hatten uns bis zu den Bäumen zurückgezogen, für den Fall, dass eine Patrouille aus der Stadt es doch wagen sollte, über Eden hinwegzufliegen. Und das würden sie tun, sobald sie jeden kleinsten Winkel in der Unterstadt und Agnon erfolglos geprüft hatten.
» Und? Wirst du zu Luzifer gehen ?« Ich drehte meinen Kopf zur Seite und beobachtete Raphaels Profil.
Zum ersten Mal wurde mir bewusst, dass ihm die vergangenen Monate arg zugesetzt hatten. Seiner Fröhlichkeit war Schwermut gewichen. Er, der mir stets Zuversicht schenkte, war nur noch ein Schatten seiner selbst. Mit einem einzigen Gedanken senkte ich meine
Weitere Kostenlose Bücher