Burnout vorbeugen und heilen
Ansprechen von Verhaltensweisen und die Mitteilung von Veränderungswünschen. Ein Vorgesetzter hat darüber hinaus auch das Recht, etwas anzuweisen oder anzuordnen.
Detaillierte Handlungskaskade
Wir haben uns am Modell der einfachen Handlungskaskade (vier Grundschritte) orientiert. Natürlich ist das ein stark vereinfachtes Modell und die einzelnen Schritte lassen sich noch wesentlich stärker differenzieren. Für diesen Zusammenhang reicht das einfache Modell. Wer aber tiefer in die Materie einsteigen möchte, kann dazu einen Artikel von mir lesen: „Grundlagen des Handelns und der Gesprächsführung – die Handlungskaskade“ (Schneider 2011).
Konsequentes Handeln
Häufig wird mir folgende Frage gestellt: „Wie könnte ich es denn schaffen, die Dinge, die zu tun sind, auch tatsächlich zu tun und dabei konsequent zu sein?“ Nun, es ist ja so: Menschen, die erfolgreich handeln, haben sich entschieden; Menschen, die sich darüber grämen, nicht zur Tat zu kommen, haben sich meistens (nur) „etwas vorgenommen“. Sie haben zwar gespürt, was sie sich wünschten, was sie wollten, sollten oder müssten, haben dann aber die Schritte des Wahrnehmens und des Einschätzens nicht bewusst durchlaufen. Sie haben also keine Entscheidungen getroffen und kamen mithin auch nicht ins Handeln. Hier trifft der alte Spruch zu: „Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit guten Vorsätzen.“
In einem solchen Fall ist häufig ein einfaches Schema sehr hilfreich, mit dessen Hilfe ich das Thema mit dem Fragenden herausarbeite ( siehe Abb. 4-12 ):
Abbildung 4-12: Konsequentes Handeln (© Schneider 2013)
Wir kommen in unserem Leben zum Handeln, weil wir es uns wünschen oder es wollen. Oder weil wir es sollen oder gar müssen, obwohl wir es nicht wollen. Das Leben hält jeden Tag Dinge für uns bereit, um die wir nicht gebeten haben, die unangenehm, manchmal sogar schmerzlich sind. Vieles davon wollen wir keineswegs, es kommt ungebeten als ein „Muss“ auf uns zu. Wenn wir das Thema nicht umgehen können oder wollen, weil es wirklich an der Reihe ist, sich ihm zu stellen, dann kommen wir erst ins Handeln und in ein stimmiges Tun oder Lassen, wenn wir das fragliche Thema „zu unserer eigenen Sache machen“ (Schneider 2009, S. 220).
Anders ausgedrückt: Wenn wir uns Zeit nehmen, unsere Wahrnehmung weit aufzumachen und uns eine eigene Einschätzung zu erlauben, dann können wir das Thema unserem Wünschen und Wollen anverwandeln und uns dann im nächsten Schritt entscheiden zu handeln. Menschen, die sich bisher vornehmlich „etwas vorgenommen haben“ anstatt zu handeln, können umlernen; sie können lernen, Entscheidungen zu treffen, etwas zu tun bzw. etwas zu lassen.
Weitverbreitet sind zudem Muss- oder Soll-Situationen, in denen sich Menschen nicht wirklich klar darüber sind, dass sie es mit einem selbst gemachten, unsinnigen, weder in die Situation noch für sie oder andere passenden Muss zu tun haben. Hier gilt es zu lernen, die inneren Prozesse, den selbst gemachten, inneren Druck aufzulösen und zu nicht stimmigen Anforderungen Nein zu sagen.
4.6Stress und Disstress: ein Stresskonzept
Erscheinungsweisen des Burnout-Syndroms, unter welchen Bedingungen es entsteht und wie es sich auflösen lässt, lassen sich wohl kaum beschreiben, ohne genauer zu erörtern, was unter Stress zu verstehen ist.
Wenn Menschen von Stress [25] berichten, meinen sie damit meistens Druck- und auch Zwangssituationen, denen sie sich ausgesetzt und ausgeliefert fühlen.
„Ich komme mir wie in einer Tretmühle vor!“
„Ich laufe wie in einem Hamsterrad!“
„Ich funktioniere nur noch!“
„Ich laufe und arbeite wie verrückt und spüre mich nicht mehr!“
Die aufgeführten Beispiele höre ich am häufigsten von Menschen, die ein Burnout-Syndrom entwickelt haben.
Zwischen Druck und Zwang gibt es jedoch eine feinen, aber wesentlichen Unterschied: das Gefühl der Freiheit, mit etwas umzugehen, oder das der Unfreiheit, sich einer Sache wahllos ausgeliefert zu fühlen. Im Bild der Tretmühle würde Druck in Verbindung mit Freiheit bedeuten: Jemand steigt bewusst in die Tretmühle ein; er weiß, was von ihm erwartet wird, was er selbst von sich erwartet, und er tritt ganz bewusst. Er entscheidet über seinen Einsatz, wann er ein- und wieder aussteigt. Dann hat er zwar Druck, handelt aber frei.
Zwang hingegen bedeutet, dass Menschen das Gefühl haben, sie könnten gar nicht anders als treten; wenn sie sich ihre Situation gar nicht mehr
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