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Burnout vorbeugen und heilen

Burnout vorbeugen und heilen

Titel: Burnout vorbeugen und heilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Schneider
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bewusst machen, keine Entscheidungen treffen und „nur noch funktionieren.“
    Um Ihnen für Stresssituationen in Ihrer täglichen Lebenspraxis eine hilfreiche Orientierung an die Hand zu geben, stelle ich Ihnen jetzt ein Stressmodell vor, das ich für mich und für die Beratungssituationen über die Jahre aus eigenen Erkenntnissen und aus der mir zur Verfügung stehenden Literatur entwickelt habe. Da gibt es z. B. den Medizinsoziologen Antonowsky (1997), der interessante und bis dahin in der Wissenschaft eher ungewohnte Fragen stellt:
    Was unterscheidet Menschen, die gut aus Stresssituationen hervorgehen, von Menschen, die unter Stress leiden?
    Wie verhalten sich Menschen, wenn sie gut mit Stress umgehen?
    Diese Fragestellung beinhaltet unausgesprochen die Grundannahme, dass Stress etwas ganz Natürliches ist. Im Weiteren beschreibt Antonowsky zwei Formen, wie Menschen mit Stress umgehen:
Eustress als den erfolgreichen Umgang mit Stress; aus meiner Sicht besser mit Eustressverhalten bezeichnet und
Disstress [26] als den unbefriedigenden Umgang mit Stress, aus meiner Sicht besser mit Disstressverhalten [27] bezeichnet.
    Antonowsky fasst Krankheit und Gesundheit als einen ständig andauernden lebendigen Vorgang auf; mal bewegen wir uns mehr in Richtung Krankheit, mal mehr in Richtung Gesundheit. Er zeigt auf, dass Menschen sich unter Eustressverhalten [28] Richtung Gesundheit, unter Disstressverhalten Richtung Krankheit bewegen.

    Abbildung 4-13: Der Einfluss von Eustress- und Disstressverhalten auf Krankheit und Gesundheit (© Schneider 2013)
    Antonowskys Forschungsergebnis lässt sich folgendermaßen kurz zusammenfassen: Menschen, die gut mit Stress klarkommen, neigen eher dazu, sich unvorhergesehenen Situationen zu stellen. Sie sind außerdem davon überzeugt, mit dem Leben klarzukommen. Er bezeichnet dieses Verhalten und diese Einstellung als Kohärenzgefühl .
    Menschen mit einem solchen Kohärenzgefühl
    verstehen die Stresssituation,
    geben der Stresssituation eine Bedeutung / einen Sinn,
    erleben die Stresssituation als handhabbar.
    Die drei Komponenten lassen sich auf der Handlungsebene mit den ersten drei Grundschritten der einfachen Handlungskaskade ( Abb. 4-5 ) beschreiben. Verstehen ist ein Ergebnis von Wahrnehmen , Bedeutsamkeit von Einschätzen und Handhabbarkeit bezieht sich auf den Schritt Handeln .
    Entlang dieser drei Komponenten lassen sich auch Zustände von Disstress befragen und einteilen:
Jemand versteht seine Situation, kann ihr einen Sinn geben und kann sie nicht handhaben.
Jemand versteht seine Situation, kann ihr keinen Sinn geben und kann sie handhaben.
Jemand versteht seine Situation, kann ihr keinen Sinn geben und kann sie nicht handhaben.
Jemand versteht seine Situation nicht, kann ihr einen Sinn geben und kann sie handhaben.
Jemand versteht seine Situation nicht, kann ihr einen Sinn geben und kann sie nicht handhaben.
Jemand versteht seine Situation nicht, kann ihr keinen Sinn geben und kann sie nicht handhaben.
    Die Formen 1, 2 und 6 sind realistisch und nachvollziehbar, die Formen 3, 4 und 5 kommen als Übergangszustände auch vor, hier machen sich die Personen jedoch etwas vor. Langfristig kann jemand nur dann eine Stresssituation aushalten und lösen, wenn er zulässt wahrzunehmen, was wirklich ist, und daraus seine Schlüsse zieht.
    Aus diesen Erkenntnissen und den oben dargestellten Überlegungen zu Anpassungsleistungen leite ich folgendes Stresskonzept ab:
    Stress kommt als Reaktion auf innere und äußere Anforderungen natürlicherweise vor.
    Finden Menschen aktuell passende Handlungen bzw. Lösungen, zeigen sie Eustressverhalten und erleben sich als selbst gestaltend.
    Finden Menschen keine aktuell passende Handlungen bzw. Lösungen, zeigen sie Disstressverhalten: Sie fallen in Wiederholungsmuster zurück und empfinden sich fremdbestimmt.
    Sind Menschen durch die Vernachlässigung von Grundbedürfnissen bereits im Disstress, sind sie besonders anfällig dafür, in Stresssituationen alte Gewohnheitsmuster zu aktivieren und sich damit noch tiefer in den Disstress hineinzuarbeiten.
    Die Schlussfolgerungen daraus sind:
Es ist wichtig, die Grundbedürfnisse zu stillen und mit Stresssituationen bewusst umzugehen, Stress nicht zu verleugnen, sondern ihn als existent wahrzunehmen und
im Umgang mit sich selbst und anderen die Begriffe Stress und Disstress bewusst zu verwenden.
    Als Stress bezeichne ich Situationen, die von Menschen als Druck empfunden werden.
    Als Eustressverhalten

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