Burnout vorbeugen und heilen
die Tat selbst) unterscheiden. Tägliche Gelassenheits- und Demutsübungen ebnen den Weg dafür, das Talent zu genießen.
Was ist eine Demutsübung?
Eine Frau ist zu einem Fest eingeladen und betritt froh gelaunt den festlich geschmückten Raum. Ihr fällt sofort auf, wie unvollkommen der Raum wirkt. Die Farben sind nicht gut abgestimmt, es gibt viel zu viele verschiedenartige Möbel, die Tischdekoration wirkt lieblos dahingestellt, die Musik ist zu laut und schräg, das Ganze wirkt unharmonisch. Sie fühlt sich unwohl und würde am liebsten den Zuständigen sagen, sie könnten es doch so und so machen und dann würde es gut aussehen. Sie ist nun aber zum Fest eingeladen, die anderen Gäste sind auch schon da, die Leute, die sie eingeladen haben, mag sie gerne und sie möchte mit ihnen ein schönes Fest feiern. Also, was macht sie? Nach einigen inneren Kämpfen und dem Bewusstwerden ihrer inneren Vorgänge entschließt sie sich, sich mit der jetzt nicht mehr veränderbaren Unvollkommenheit abzufinden, entscheidet sich, sich heiterer Gelassenheit zu üben und feiert mit ihren Freunden ein schönes Fest.
Aufhören perfektionistisch zu handeln bedeutet, aus Fehlern zu lernen und Dinge auf die eigene Art und Weise zu machen und / oder zu lassen ( siehe Tab. 4-26 ):
„Ich tue / lasse es auf meine Weise.“
Wertschätzen Sie den Sinn für Vollkommenheit als Begabung.*
Unterscheiden Sie das perfekt definierte Ziel von der Durchführung, die nur ab und zu und in einzelnen Teilen perfekt erreicht werden kann.*
Setzen Sie realistische Standards für die Durchführung und Genauigkeit.
Üben Sie sich zu fragen, welches wirklich die Konsequenzen aus Fehlern sind. Üben Sie dies, wann immer Sie einen Fehler finden.
Machen Sie anderen klar, dass ihre Fehler nicht schlimm sind, dass Sie aus Fehlern lernen.
Üben Sie sich darin, sich selbst und anderen bedingungslose Zuwendung zu geben und solche anzunehmen.*
Erholen Sie sich in der Natur.*
Tabelle 4-26: Auflösung des „Sei-perfektionistisch!“-Antreiber- und Gegenantreiberverhaltens auf der Verhaltensebene nach Hay 1996 und Schneider*
Menschen, die sich perfektionistisch verhalten, haben häufig in ihrer Kindheit oder später im Leben erfahren, nur bei Leistung und Engagement beachtet zu werden, und / oder haben das Gefühl, nur dadurch eine Lebensberechtigung zu haben, dass sie etwas tun und leisten. Ihre Erfahrungen ranken sich um die Sätze: „Du genügst nicht!“, „Du bist nicht gut genug!“, „Du könntest (immer) noch viel besser sein!“ Häufig habe ich gesehen, dass Menschen mit einem überzogenen „Sei-Perfekt!“-Anspruch ein Vater fehlte, der sie als Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene begeistert und realistisch in ihrem Handeln begleitet hat. Vielleicht waren diese fehlenden Väter nicht dazu in der Lage, die notwendige Unterstützung zu geben; vielleicht haben sie sehr früh die Familie verlassen, sind gestorben oder waren überhaupt gar nicht erst da. Die unter diesen Bedingungen aufgewachsenen Kinder haben dadurch keine bedingungslose Anerkennung und Nähe erlebt und das Genießen nicht gelernt. Sie haben entweder nicht gelernt, Spaß zu haben, oder auch, nicht dazuzugehören (Kahler 2008, S. 168).
Menschen, die einen überaus stark ausgeprägten Sinn für Vollkommenheit haben, können sich übrigens in der freien Natur am besten erholen. Warum? An der Schöpfung müssen sie nichts verändern, sie können sie einfach so lassen, wie sie ist. Sie können den Anblick des Berges, den Zug der Vögel, das Rauschen der Bäume, das Gurgeln des Baches, die Wärme der Sonne, den Duft der Blumen, den Geschmack des Windes einfach (nur) genießen.
Der langfristige Ausstieg aus dem „Sei-perfektionistisch“-Antreiber und Gegenantreiberverhalten gelingt durch heitere Gelassenheit, eine individuelle Demutshaltung, selbst in aller Unvollkommenheit ganz und Teil eines größeren Ganzen zu sein ( siehe Tab. 4-26 ).
4.8.8 Geschwindigkeit / Raum-Zeit-Gefühl
Um eine Handlung durchzuführen, brauchen wir einen einfühlsamen Umgang mit Raum und Zeit, ein Gefühl dafür, wie wir uns selbst oder Gegenstände in einer von uns gewählten Geschwindigkeit im Raum bewegen. Wenn ich jemandem sehr schnell den Ball zuwerfe, auch wenn ich mit ihm schon Kontakt aufgenommen habe, ist die Wahrscheinlichkeit, dass er ihn fängt, wesentlich niedriger, als wenn ich ihm den Ball langsam in einem hohen Bogen zuwerfe. Wenn ich keinen Kontakt aufgenommen habe, kann er ihn
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