Burnout vorbeugen und heilen

Arbeiten und ein Verbundenheitsgefühl mit den Kollegen können ihnen helfen, private Themen mit Abstand zu sehen und dann in Angriff zu nehmen. Mit Menschen aus dem Privatbereich über die Arbeit zu sprechen ermöglicht ihnen einen anderen Blick auf sich selbst und die Arbeit. Bei stimmigen Hobbys können sie einfach „abschalten“, „den Kopf frei bekommen“ oder „umschalten“, sich (wieder) selbst leibhaftig, seelisch und geistig spüren und als autonom handelnd erleben.
5.3 Kapitel 3: Grundbedürfnisse stillen
    Aus meiner Sicht fallen Klienten trotz emotionaler und / oder kognitiver Bearbeitung seelischer und sozialer Probleme irgendwann wieder in alte Verhaltensmuster zurück, wenn sie ihre Grundbedürfnisse nicht kennen und nicht bewusst stillen. Deshalb ist der hier beschriebene radikale Ansatz an der Basis (Bewusstmachung und selbstständiges Stillen der Grundbedürfnisse) nicht nur bei einem Erschöpfungssyndrom notwendig, sondern auch bei anderen Entwicklungsschwierigkeiten und Erkrankungen besonders effektiv.
    Insofern verstehe ich dieses Buch nicht nur als eine Anleitung für die Beratung und Behandlung von Menschen mit Burnout-Themen, sondern als eine Anleitung für eine grundsätzliche Basisbehandlung bei körperlichen und seelischen Schwierigkeiten und Störungen. Ich möchte daran erinnern, dass Berne zutreffend darauf hingewiesen hat, dass unter Ersatzgefühlen nicht nur andere Gefühle, sondern auch nicht gestillte Bedürfnisse liegen können. Gefühlsarbeit ohne diese Kenntnis und folglich ohne die Suche nach möglichen darunter liegenden nicht gestillten Grundbedürfnissen kann lange erfolglos bleiben.
5.4 Kapitel 4: Grundprinzipien der Lebensgestaltung
    Die drei Komponenten des Kohärenzgefühls (Antonowsky 1997) – Verstehbarkeit, Bedeutsamkeit / Sinn und Handhabbarkeit – lassen sich als Hintergrundmodell und Fragerichtung, woher Disstress und Burnout herrühren und aus welchen Komponenten sie zusammengesetzt sind, verwenden. Alle drei Komponenten sind wichtig für ein befriedigendes Lebensgefühl:
Versteht der Betroffene die Situation, die ihn belastet?
Sieht sie in dem, was sie da tut, einen Sinn?
Kann er / sie diese Situation handhaben?
    Je nachdem welche Komponenten betroffen sind, lassen sich dann entsprechende Interventionen planen und Lösungen finden.
5.5 Fragebögen
    Fragebögen eignen sich hervorragend dafür, mit dem Klienten ein Thema in Augenschein zu nehmen, ihn mitteilen zu lassen, was er denkt und fühlt und wie seine Sicht der Dinge ist. Sie eignen sich dazu, eigene Beratersichtweisen zu ergänzen und zu relativieren.
    Ein Test oder Fragebogen ist (nur) so gut wie derjenige, der ihn anwendet. Es kommt darauf an, was Sie als Professioneller damit in Gang setzen. Im Gruppensetting ermöglichen Fragebögen einen anregenden Austausch unter den Gruppenmitgliedern.
    Das Hamburger Burnout-Inventar [43] (HBI) eignet sich sehr gut, um die eigene Einschätzung mit der des Klienten zu vergleichen und Aufschlüsse über die Behandlung zu bekommen. Es werden die Skalen
Emotionale Erschöpfung,
Leistungsunzufriedenheit,
Distanziertheit,
Depressive Reaktion,
Hilflosigkeit,
Innere Leere,
Arbeitsüberdruss,
Unfähigkeit zur Entspannung,
Selbstüberforderung,
Aggressive Reaktion ,
    abgefragt.

Anhang

    Fragebogen Lebens-Balance
    Wir wissen, dass eine ausgewogene Gestaltung der Lebensbereiche und die spielerische Ausgestaltung der verschiedenen Rollen in diesen Bereichen wesentlich zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit beitragen. Sie können mit dem folgenden Fragebogen die Gestaltung Ihrer Lebensbereiche sichten, überprüfen und Anregungen erhalten.
    Anleitung zur Beantwortung
    Nehmen Sie sich Zeit für die Beantwortung. Je aufrichtiger Sie zu sich selbst sind, desto wertvoller wird für Sie das Ergebnis sein. Notieren Sie bei der Beantwortung der mit B gekennzeichneten Fragen (z. B. „5B“) Ihre Gedanken möglichst, ohne sie zu bewerten. Mit diesen Notizen können Sie später, wenn Sie möchten, sehr gut weiter arbeiten.
    Viel Spaß bei der Beantwortung und Auswertung.
Fragebogen zum Thema Lebens-Balance
(Zutreffendes bitte ankreuzen)
Gewichtung
Gestaltung
nicht wichtig
wichtig
Ich tue …
1
Wie wichtig ist Ihnen Ihre Partnerschaft?

nichts
etwas
Wesentliches
1B
Was tun Sie, um Ihre Partnerschaft lebendig zu halten?
2
Wie wichtig ist für Sie die Begegnung mit (Ihren) Kindern?
2B
Was tun Sie, um Begegnungen mit Kindern zu gestalten?
3
Wie wichtig sind für Sie