Burnout
überwiegend mit körperlichen Aspekten des Burnouts beschäftigt, weil diese in der konventionellen Therapie und auch in der entsprechenden Literatur völlig zu Unrecht kaum erwähnt werden. Das heißt aber nicht, dass psychische und psychosoziale Faktoren überhaupt keine Rolle spielen – im Gegenteil: Einige davon sind bei Burnout immer beteiligt.
Welche bei welchem Betroff enen entscheidend sind, kann individuell sehr variieren. In vielen Fällen sind die psychischen Aspekte sogar die bedeutsamsten. Deshalb sollen hier wenigstens komprimiert die wichtigsten Punkte wie etwa die Bedeutung von beruflichen und privaten Beziehungen, Perfektionismus, Zeitmanagement oder auch, wann welche Psychotherapie infrage kommt, thematisiert werden. Ich hoffe, dass Sie sich an den richtigen Stellen wiedererkennen und dann auch die Weichen zukünftig richtigstellen können.
Beziehungslust statt Beziehungsfrust
Beziehungen nützen und schützen bei Burnout. Beziehungen können aber auch schaden. Mit Beziehungen sind menschliche Kontakte jeglicher Art gemeint – solche privater oder auch beruflicher Natur.
Wenn jemand erschöpft von der Arbeit nach Hause kommt, der Tisch nett gedeckt ist und der liebevolle Partner einen mit einem off enen Lächeln begrüßt, dann kann dies ein guter Burnoutschutz sein. Belastet der Partner den Burnoutbetroff enen jedoch noch mit eigenen Problemen, kann das zusätzlich energieraubend wirken. Viele Burnoutbetroff ene lassen regelmäßige Treff en mit Freunden und Bekannten einschlafen, weil sie Zeit für »Wichtigeres« sparen wollen oder keine Energie mehr dafür haben. Sie vergessen dabei, wie viel Freude und Energie man bei einem Kaff eekränzchen oder beim Stammtisch gewinnen kann – vorausgesetzt dort sind Menschen, mit denen man gern zusammen ist, und man führt keine nervigen Diskussionen.
Eva
Verständnis und Unterstützung? Fehlanzeige!
Eva (33) arbeitet als Verkäuferin in einem Modegeschäft. Sie ist den ganzen Tag auf den Beinen. Heute kamen besonders viele Kunden und sie konnte sich außer in der zu kurzen Mittagspause gar nicht hinsetzen. Die Kundinnen waren auch noch extrem anstrengend, haben aber trotz der kompetenten und engagierten Beratung durch Eva so gut wie nichts gekauft. Als sie nach Hause kommt, ist sie physisch und psychisch völlig fertig, zieht die unbequemen Schuhe aus und muss sich erstmal zehn Minuten auf die Couch legen. Ihr Freund Rainer ist Autoverkäufer, hat heute mehrere gute Geschäfte getätigt, das nachmittägliche Squashspiel gegen seinen Partner gewonnen und sprüht daher am Abend vor lauter Lebenslust. Er kann gar nicht verstehen, warum Eva keine Lust hat, ins Kino und dann noch in die Disco zu gehen. Sie solle sich nicht so haben, worauf Eva eine grantige Bemerkung macht. Rainer ruft seinen Kumpel an und zieht mit ihm durch die Kneipen. Eva geht früh ins Bett und weint sich enttäuscht in den Schlaf.
Ein verständnisvoller Partner kann bei Burnout enorm weiterhelfen. Wenn er sensibel ist, dann erkennt er, wann sein von Burnout gebeutelter Lebensgefährte eine Aufmunterung (z. B. Kino, Restaurant) braucht oder wann er Trost (z. B. ein verständnisvolles Gespräch, eine Wohlfühlmassage) benötigt. Dies bedeutet nicht, dass der »gesunde« den »kranken« Partner nur in Watte einpackt und ihn überprotektiv umsorgt. Er wird irgendwann auch seine Probleme mit dem Burnout des Partners bekommen und sollte – zu einem geeigneten Zeitpunkt – das Gespräch über seine eigenen Gefühle suchen. Und wenn es gar nicht mehr weitergeht, dann sollte der »gesunde« Partner auch irgendwann die Reißleine ziehen und eine professionelle Behandlung des »kranken« Partners einfordern.
Geliebt wirst Du, wo Du schwach sein darfst, ohne Stärke zu provozieren.
(Theodor W. Adorno, Philosoph, 1903–1969)
Sandra
Ich habe an der Arbeit schon so viel Druck
Sandra (37) hat sich auf den Freitagabend mit Alfred (40) schon die ganze Woche gefreut. In dem Moment, als die Tür aufgeht, weiß sie aber, dass der Abend gelaufen ist. Ihr Mann ist wieder einmal völlig fertig. Sie weiß, dass er nicht gern über seine Probleme redet, darum lässt sie ihn auch in Ruhe. Sie lässt ihm ein Bad mitberuhigenden Aromaölen ein und bietet ihm danach eine Massage seiner verspannten Rückenmuskulatur an, die Alfred gern annimmt. Er sieht zwar immer noch nicht glücklich, aber wenigstes etwas ruhiger aus.
Am nächsten Morgen frühstücken beide ausgiebig im Bett und die Stimmung ist
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