Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
Liam wollten in der Frühe sowieso abreisen, aber sie müssen Megan mitnehmen. Sofort. Heute Nacht. Bring sie heim, Blue, und pack ihr ein paar Sachen zusammen. Ich komme gleich nach. «
Sie packte ihn am Arm, als er sich auf den Weg zum Pub machte. » Gil, du kannst nicht einfach so mit ihr verschwinden. Deine Stichwunden müssen versorgt werden, und ihr müsst beide eure Aussage zu Protokoll geben, damit wir Anzeige gegen diese Dreckskerle erstatten können. Und dann müssen wir die Lage analysieren und die sicherste Vorgehensweise für alle ausarbeiten. «
Er zögerte widerstrebend, und die Anspannung seines Kiefers und der Arme zeigte deutlich, dass er unbedingt sofort handeln wollte.
Mittlerweile standen weitere Gaffer um die vier Angreifer und Megan herum. Johnno Dawson schimpfte zeternd auf Steve ein, während Joy in ihrem hübschen Ballkleid bei ihren Söhnen weinte.
Kris musste Steve und Adam helfen, damit die Lage nicht eskalierte, bis die Verstärkung eintraf und man die Burschen zur Vernehmung nach Birraga bringen und in U-Haft nehmen konnte.
» Ich werde Beth bitten, Megan heimzubegleiten und bei ihr zu bleiben, bis ich nachkommen kann « , sagte sie Gil. » Willst du mitgehen oder lieber im Pub warten? Wenn du sie begleitest, könnten Beth oder Doc Russell sich um deine Wunden kümmern. «
» Ich begleite sie. «
» Megan hat gehört, was Sean gesagt hat « , warnte sie ihn vor. » Sie hat von mir wissen wollen, ob das mit dir stimmt. Kannst du damit umgehen? «
» Nein « , sagte er geradeheraus. Und damit ging er über die Wiese auf seine Tochter zu.
Für ein paar Sekunden stand sie da und sah ihm nach. Dann gab sie sich einen Ruck, um den vier besoffenen Dreckskerlen und ihren erbosten Eltern gegenüberzutreten– und der Menschenmenge, von der völlig unklar war, ob sie sich auf die Seite der Polizei oder der Jugendlichen schlüge.
16
E s war ein seltsamer Gang, die Straße entlang, von der Schule bis zur nächsten Kreuzung, wo das große Haus der Russells inmitten eines verwilderten Gartens von mehreren Morgen Größe stand. Megan lief zwischen ihm und Beth, und niemand sagte etwas, bis sie am Tor in der Umfassungsmauer angekommen waren. Megan öffnete das Tor, dann hielt sie inne und spielte nervös mit dem Riegel herum.
» Gil… was Sean da gesagt hat… Ist das wahr? Bist du mein Vater? «
Auch wenn ihm völlig klar gewesen war, dass diese Frage kommen musste, traf sie ihn mit großer Wucht, und es war, als sei der Boden unter seinen Füßen zu Treibsand geworden. Wenn er antwortete, musste er entweder lügen oder sich für einen Pfad durch den Treibsand entscheiden, von dem er nie wieder abweichen durfte. Er konnte nicht lügen. Auf der Suche nach Hilfe und Orientierung sah er zu Beth, doch die hatte sich ein wenig entfernt und betrachtete äußerst interessiert eine Blüte, die sie im Dunkeln gar nicht erkennen konnte.
» Ja, es sieht ganz danach aus. « Es hätte lässig klingen sollen, drang ihm aber gequält durch die enge Kehle. » Von der Zeit her kommt es hin. Du kannst natürlich einen DNA -Test machen, aber ein Blick in den Spiegel bringt wahrscheinlich dasselbe. «
» Macht es… macht es dir etwas aus? «
» Ausmachen? « Zuerst wusste er gar nicht, wie sie das meinte.
» Oma und Opa haben sich ein liebes, kleines Mädchen gewünscht « , ratterte es aus ihr heraus, » aber bekommen haben sie mich, ihren schlimmsten Albtraum. «
» Du lieber Gott. « Was sollte er denn darauf sagen? Das war so gar nicht sein Ding. Das Persönliche. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wie er damit umgehen sollte, weder mit ihr noch mit seinen eigenen, verdammten Unzulänglichkeiten. Er kramte in seinem Hirn nach Worten, um sich damit verständlich zu machen. Nach aufrichtigen Worten, auf die sie bauen konnte. » Schau, Mädchen, ich bin immer noch dabei, mich irgendwie an die Sache zu gewöhnen. Aber doch, es macht mir etwas aus, dass ich bis gestern absolut keine Ahnung hatte. Es macht mir etwas aus, dass ich Barb solche Probleme verursacht habe, obwohl ich das nie wollte. Und es macht mir etwas aus– offen gestanden geht es mir inzwischen sogar verdammt auf den Sack–, dass ich nie wissen werde, wie du als Kind warst, dass ich nicht miterleben durfte, wie du groß wurdest. Aber was die Frage angeht, ob es mir etwas ausmacht, dass du bist, wer du bist, na ja, wenn es mir denn irgendwann tatsächlich gelingen sollte, damit klarzukommen, dass ich Vater bin und du meine… « ,
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