Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
sehr ernsten, blauen Augen über den Tassenrand hinweg an, und anstatt ihm zu widersprechen, nickte sie.
» Ja, das tut er « , gestand sie unumwunden ein. » Mark liebt die Frauen. Beth, Bella, mich und unzählige andere. Er ist so unglaublich ritterlich und achtet und ehrt die Frauen, und er ist gerne mit ihnen zusammen. « Sie lächelte ein wenig melancholisch und fügte hinzu: » Sollte König Artus je auferstehen, dann müsste Mark einer der ersten Ritter sein, die er um sich schart. «
Gil hatte es nicht so mit Märchen und Romanzen, aber die Beschreibung war treffend und brachte seine raren Eigenschaften und seine Getriebenheit auf den Punkt.
» Ende letzten Jahres, am Abend nach der Rettung von Bella und Tanya, nachdem der Einsatz offiziell beendet, die Presseerklärungen veröffentlicht und die Befragungen durch die Dienstaufsichtsbehörde überstanden waren und das Ganze endlich, endlich vorbei war, da stand Mark plötzlich mit einer Flasche Scotch vor meiner Tür. Wir saßen im Wohnzimmer auf dem Fußboden und besäuselten uns. Nach dem furchtbaren Jahr, das hinter uns lag, und den Anspannungen der vorangegangenen Tage hatten wir das beide nötig. « Sie nahm einen Schluck Kaffee. » Es gibt nur sehr wenige Menschen, mit denen ich das hätte tun können. «
Bei dieser ungeschminkten Aussage wurde ihm mit einem Schlag bewusst, welch hohen persönlichen Preis ihr die Arbeit tatsächlich abverlangte– ununterbrochen musste sie wissen, was zu tun war, musste sie Kraft und Führungsstärke zeigen, selbst wenn die Konfrontation mit dem Grauen, zu der der Dienst sie zwang, sie an ihre Grenzen brachte.
Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, wie einsam sie sich bisweilen fühlen musste. Sie verbarg das sehr effizient hinter ihrem trockenen Witz und einer handfesten Hier-komm-ich-Haltung und bewies mehr Schneid als die meisten Kerle, aber hinter diesem öffentlichen Gesicht steckte eine außerordentlich menschliche, mitfühlende Frau, der ihre Mitmenschen sehr am Herzen lagen.
» Irgendwann « , fuhr Kris fort und blickte über die Weiden, » wird Mark eine Frau heiraten, die zu ihm passt, gesellschaftlich, intellektuell, seelisch, und er wird sie auf eine Weise lieben, wie nur wenige Männer es können. Ich hoffe, sie bringt sein Leben ins Lot, zeigt ihm, dass es auch einen Lebensinhalt jenseits der Pflichterfüllung gibt. Aber diese Frau werde nicht ich sein, Gil. Er ist ein geschätzter und sehr lieber Freund, und ich bin verdammt gerne mit ihm zusammen, aber mehr auch nicht. « Ihr unbefangenes Grinsen brach sich wieder Bahn und schlug damit auch eine Bresche in die Düsternis seiner Gedanken. » Bei uns funkeln weder bei mir noch bei ihm die Sterne in den Augen, und es gibt keine Engelschöre oder bebenden Busen. Nur eine seltene, gute Freundschaft, für die wir beide dankbar sind. «
Sehr selten, hatte er festgestellt. Und er war sich Marks Desinteresse beileibe nicht so sicher wie sie. Wie konnte ein Mann mit Blut in den Adern nicht heiß auf sie sein? Selbst jetzt, in langer Arbeitshose, schweren Schuhen und einem langärmeligen T-Shirt, das Haar noch feucht vom Duschen, war sie höllisch sexy. Gestern Nacht, in diesem blauen Kleid, das sich eng an ihre Kurven schmiegte, da hatte sie ihm komplett die Sinne benebelt.
Der Kuss, das war totaler Irrsinn gewesen. Irrsinn, es überhaupt so weit kommen zu lassen, und Wahnwitz, nicht damit aufzuhören, sobald es angefangen hatte. Denn von nun an würde allein die Erinnerung an ihren Geschmack, an die wilde Hitze ihrer Berührung ihn stärker und realer als jede wahre Droge verrückt und geil auf das machen, was er nicht haben konnte.
Er konzentrierte sich auf den Fluss in der Ferne, um die Gedanken nur ja von jenen Augenblicken fortzuzerren, wollte sich ins Bewusstsein rufen, wie das Wasser sich anfühlte, kalt und schlammig und tangig und brackig und ganz und gar nicht sinnlich.
Vergebens. Wenn überhaupt, dann ließ sich sein Verlangen nur abtöten, indem er sich schnellstens aus ihrer Nähe verabschiedete. Er leerte die Kaffeetasse und stand abrupt auf. » Ich gehe duschen. « Eine bessere Ausrede fiel ihm nicht ein. Und nach dem Duschen– einer kalten Dusche– würde er alle notwendigen Vorkehrungen treffen, um die anderen aus der Schusslinie und in Sicherheit zu schaffen, und sich dann auf das Motorrad schwingen und nach Sydney fahren, um diesem Albtraum irgendwie ein Ende zu bereiten, und zwar auf Dauer.
Im Garten krächzte eine Elster und riss Kris
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