Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
mehreren Stellen ans Buschland heran und wies Grundstücke auf, durch die der Dungirri Creek, der Friday Creek und, am östlichen Ende, der Oberlauf des Birraga River flossen.
Sie klopfte mit dem Bleistift auf die Karte und dachte nach. Gestern Nacht war der Hubschrauber nach Südwesten geflogen. Die Begegnung zwischen Gil und Russo heute Vormittag hatte ebenfalls in dieser Gegend stattgefunden. Das ließ darauf schließen, dass sie irgendwo dort ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Debs Augen waren die ganze Zeit verbunden gewesen, aber sie hatte in der Frühe ganze Schwärme von Kakadus kreischen hören, und die sammelten sich zumeist auf offener Ebene, weniger im Buschland.
Aber auch wenn sie gestern nach Südwesten gezogen waren, bezweifelte Kris, dass sie sich lange am selben Ort aufhielten. Wenn sie also auf eigenem Land kampierten, dann bestand die Möglichkeit– die Möglichkeit –, dass sie mittlerweile näher herangerückt waren, irgendwo im Umkreis von vierzig Kilometern um Dungirri. Das war immer noch ein verdammt riesiges Suchgebiet, und bislang fehlte jedwede Spur, um sie zu orten.
Sie konnte sich auch irren. Sie konnten sonst wo sein– auf dem Weg zur Grenze nach Queensland, unterwegs nach Sydney, ebenso wie zur Küste oder in jede andere Himmelsrichtung. In dieser riesigen, kaum besiedelten Gegend gab es viel zu wenige Polizisten, um die Straßen wirksam abzusperren, selbst wenn man eine Sperrung unmittelbar nach Gils Entführung eingeleitet hätte.
Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, die Panik im Zaum zu halten. Irgendwo dort draußen steckte Gil, und Tony würde ihn nicht lange am Leben lassen.
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T rotz der kurzfristigen Ankündigung war es Adam und den Gemeindemitgliedern untereinander gelungen, einen beträchtlichen Anteil der Einwohnerschaft im Saal zu versammeln. Kris marschierte zwischen ihnen hindurch zur Stirnseite des Raums. Die angespannten Gesichter und die gedämpften Gespräche verrieten, in deutlichem Gegensatz zu Samstagabend, die allgemeine Besorgnis. Die Unterhaltungen erstarben, als Kris die Stirnseite erreichte und sich zu ihnen umwandte.
Jemand hatte Stühle für die Älteren bereitgestellt; in der ersten Reihe saß Beth zwischen Esther Russell und Eleni und George Pappas und hielt Esthers Hand. In der zweiten Reihe saß, ganz am Rand, Delphi O’Connell neben Frank Wilson. Die Sauers, die Dawsons, die Barretts– von jeder Familie war jemand da, nicht aber, so weit sie das sah, Sean, Luke oder die Dawson-Brüder.
Um nur ja zu verhindern, dass ihre wankende Selbstbeherrschung in der allgemeinen Atmosphäre von Furcht und Leid ganz in sich zusammenfiel, sprach sie ohne Umschweife aus, was sie zu sagen hatte.
» Euch ist allen bewusst, dass es in dieser Woche eine Reihe schlimmer Vorfälle gab. Mehrere Einheimische wurden schwer verletzt, desgleichen zwei Besucher. Ich darf euch mitteilen, dass Mark Strelitz das Krankenhaus höchstwahrscheinlich noch im Laufe des Tages wieder verlassen kann. Liam Le, einer unserer Besucher, wurde bei dem Versuch, eine Entführung zu verhindern, ebenfalls verwundet, er befindet sich derzeit in kritischem Zustand im Krankenhaus von Tamworth. Megan, die Enkelin des Ehepaars Russell, und Deborah Taylor, eine weitere Besucherin, wurden im Laufe des Vormittags von den Entführern freigelassen, aber gleich darauf beschossen. Die Verletzungen von Deborah sind nicht allzu schwer, Megan allerdings schwebt in Lebensgefahr und wird gerade nach Tamworth geflogen. «
Esther Russell weinte still in ihr Taschentuch, und Kris fügte versöhnlicher hinzu: » Ich bin sicher, Megan und Doktor Russell und seine Frau würden sich über unsere Gebete und positiven Gedanken sehr freuen. «
Sie gab ihnen einen Moment Zeit. Mehrere Köpfe senkten sich, andere wandten sich flüsternd einander zu. Leise klapperten die Perlen der Gebetsschnur, die durch Georges Finger glitten.
» Leute, ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Hier sind hochgradig organisierte kriminelle Elemente aus Sydney am Werk, die mit Einheimischen zusammenarbeiten. Sie sind bewaffnet und gefährlich und schrecken vor Mord nicht zurück. Heute Vormittag hat Morgan Gillespie sich im vollen Bewusstsein der Risiken gegen Megan und Deborah austauschen lassen. Wir fürchten um sein Leben. Wir müssen ihn schnellstens finden, und dazu brauche ich eure Hilfe. «
» Wieso sollten wir Gillespie helfen? « , protestierte Johnno Dawson vom hinteren Ende des Saals aus. » Die ganze
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