Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
rappelte sich hoch und stand aufrecht, als die Containertür geräuschvoll aufschwang.
Sie marschierten herein: Tony, Sergio, Sean und noch einer– der zweite Lastwagenfahrer, der vor dem Brand in der Raststätte gewesen war. Clinton. Ob Vor- oder Nachname, das war egal– er war kräftig gebaut und hatte eine Schlägervisage.
Gil überschlug die Chancen, sich durch die offene Tür ins Freie zu retten, wenn er es mit ihnen allen aufnähme; aber mit auf dem Rücken gefesselten Händen hatte die Gleichung ein negatives Ergebnis und reichte ins Selbstmörderische, sodass er beschloss zu erdulden, was da käme, und auf eine bessere Gelegenheit zu warten. Als Sean und der Fernfahrer auf ihn zuschlenderten und Tony einen schweren Metallstuhl in die Mitte des Raums zerrte, sandte Gil einen raschen Gedanken zur offenen Tür.
Jetzt wäre ein guter Moment, Blue. Jetzt, genau jetzt.
Wenige Minuten, nachdem Kris die Polizeistation betreten hatte, meldeten sich Paul und Jim Barrett bei ihr. Sie saß ihnen im Vernehmungszimmer gegenüber und fragte ohne Umschweife: » Ist Sean an illegalen Geschäften mit den Flanagans beteiligt? «
Jim glotzte nur auf seine verschränkten Hände auf dem Tisch, aber Paul rutschte unruhig herum. Sie hatte eine Antwort. Sie ließ das Schweigen sich ausweiten und wartete darauf, dass sie es füllten. Paul sah zu seinem Vater hinüber, aber der reagierte nicht.
» Ich glaube schon « , sagte Paul. » Ganz sicher weiß ich es nicht. Ich bekomme ihn in letzter Zeit nicht oft zu Gesicht. Er arbeitet in ihrer Firma, ganz legal, aber seit ein paar Monaten schmeißt er mit Geld nur so um sich. Und… er hat sich verändert. Tut furchtbar groß. Früher war er gern mit mir und Chloe und den Kleinen zusammen, aber jetzt lässt er sich kaum noch blicken. Und wenn doch, dann ist es nicht mehr so wie früher. Nicht mehr… nett. «
Jim hob das Gesicht, und so oft sie in der Vergangenheit auch aneinander geraten waren, es tat Kris weh, den Schmerz in seinem Blick zu sehen.
» Ich war froh, als er den Job bei Flanagan bekam. Ich dachte, jetzt bleibt er da, zieht nicht fort « , sagte er heiser. » Aber er ist unfreundlich und arrogant geworden. Ich weiß nicht, was er treibt und mit wem er sich abgibt, und ich frage auch nicht danach, weil ich weiß, ich werde meinen Sohn hassen, wenn ich es erfahre. «
» Kann mir einer von euch sagen, wo er im Augenblick steckt? «
Jim schüttelte den Kopf. Paul zögerte, dann rückte er mit der Sprache heraus. » Ich weiß nicht, wo er steckt. Aber in den letzten Wochen habe ich auf der ehemaligen Sutherland-Farm gearbeitet, und da hatte ich ihn am späten Nachmittag oft im Auto vorbeifahren sehen, Richtung Norden auf der Hammersley Road. «
Kris dankte ihnen und führte sie nach draußen, dann ging sie zurück und besah sich die Landkarte. Nach Norden auf der Hammersley Road. Auf diesem Weg waren fünf der Flanagan-Grundstücke zu erreichen, aber sie verlief im Abstand von einigen Kilometern mehr oder minder parallel zur Scrub Road, mit der sie über mehrere Staubpisten verbunden war. Das weitete das Gebiet erheblich aus und brachte drei weitere Grundstücke mit ins Spiel.
Das Telefon klingelte. Steve, auf dem Weg nach Dungirri. Er teilte ihr mit, dass Petric und Macklin in Kürze einträfen und sie vereinbart hatten, sich in Dungirri zu treffen.
Es läutete an der Vordertür der Polizeistation, und auf der Schwelle stand Karl, etliche Blatt Papier in beiden Händen. Die breitete er im Vernehmungszimmer auf dem Tisch aus und lächelte ihr zaghaft zu.
» Wie ich an dieses Material gekommen bin, sage ich dir nicht, und es ist besser, wenn du nicht danach fragst, okay? «
Sehr behutsam nickte sie, denn sie wusste, dass er bis vor sehr Kurzem als IT -Spezialist für einen Telefonanbieter gearbeitet hatte.
» Glaub mir, normalerweise würde ich das nicht tun « , sagte er sehr ernst. » Aber ich kann doch nicht nichts tun, wenn vielleicht ein Menschenleben davon abhängt. «
Er schob ihr eine Karte zu, anders als die Bebauungspläne, mit denen sie arbeitete. » Ich sage das nicht gerne, aber ich gehe davon aus, dass Sean da mit drinsteckt. Wir waren mal Freunde, aber… aber jetzt ist das vorbei. Wie auch immer, jedenfalls war Sean– beziehungsweise sein Handy– vor zehn Minuten in dieser Gegend, zwischen diesen drei Sendemasten. «
Es war noch immer ein großes Areal, das nördlich der Scrub Road lag, aber es deckte sich in etwa mit dem, was Paul berichtet
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