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Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Titel: Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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vernahm, war die von Beth, die Kris drängte, nach drinnen ins Warme zu kommen.
    Er hatte im Laufe seines Lebens selten mehr als eine Handvoll Worte mit Beth gewechselt, aber nach dem wenigen, was er von ihr wusste, war Kris in guten Händen. Als Mädchen war Beth über die Maßen schüchtern und eine Leseratte gewesen, doch dann hatte sie als Teenager ihre Hemmungen immerhin so weit ablegen können, dass sie als Kadettin in den freiwilligen St.-John’s-Rettungsdienst in Birraga eingetreten war. Er selbst hatte sich bei öffentlichen Ereignissen in Birraga und Dungirri immer nur am Rand herumgetrieben– bei Footballspielen, der Messe in Birraga, beim Weihnachtsmarkt– und hatte sie dort gesehen, immer schick in ihrer schwarz-weißen Uniform und auf eine Weise Teil der Gemeinschaft, wie er es nie sein würde.
    Als Dungirri dann vor knapp zwei Jahren plötzlich in den Nachrichten aufgetaucht war, hatte er kaum ein Flackern der Verbundenheit gespürt, nicht mehr als das Mitgefühl, das man jedem Ort entgegengebracht hätte, der eine solche Tragödie durchlitt. Als die Gemeinde dann nach der Entführung eines zweiten kleinen Mädchens vergangenen Sommer noch einmal in die Schlagzeilen geriet, war sie ihm nicht mehr so leicht aus dem Sinn gegangen. Nicht etwa, weil sein alter Herr dummerweise zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen war– das war ihm bis heute gleichgültig–, sondern weil die Eltern des Mädchens Ryan und Beth waren. Ryan, der in seiner Jugend als Einziger fast so etwas wie ein Freund gewesen war, und Beth, die Schüchterne mit den großen Rehaugen, ein Mädchen, das jeder Kerl, der auch nur einen Funken Anstand besaß, beschützen wollte.
    Der Schatten dessen, was bei der vorherigen Kindesentführung geschehen war, hatte sich bleiern über die langen Tage des Wartens gelegt, und unwillkürlich hatte Gil sich kaum eine Nachrichtensendung im Radio entgehen lassen. Als er hörte, dass man das Kind lebend und unverletzt gefunden hatte, tat er etwas, das er nur höchst selten tat: Er schenkte sich einen Scotch ein und trank ihn pur.
    In all den Monaten hätte er nie gedacht, dass er je wieder einen Fuß nach Dungirri setzen würde. Nicht ein einziges Mal war ihm der Gedanke an eine Rückkehr gekommen, bis dieser Anwalt vor ein paar Wochen seinen Hocker an den Tresen schob, und er erfuhr, wie viel er Jeanie wirklich verdankte.
    Aber nun war er hier, und was als unkomplizierter, kurzer Besuch bei Jeanie gedacht gewesen war, war zu einer höllisch vertrackten Angelegenheit geworden. Vielleicht war das der Grund, weshalb er sich in Gedanken dauernd mit Vergangenem, Erlebtem beschäftigte, statt die akuten Probleme anzugehen– den Mord an Marci, seine Verhaftung, den gerade noch glimpflich ausgegangenen Unfall der Sergeantin. Bisher wusste er auf keines davon eine Antwort.
    Er näherte sich dem Truck-Stopp und verlangsamte den Schritt. Der Teenager. Megan. Noch eine Komplikation. Ihre Existenz wollte ihm noch immer nicht in den Kopf, und sein Hirn scheute vehement vor dem Wort mit T zurück.
    An der Auffahrt blieb er stehen, weniger, weil er sie nicht sehen wollte, eher schon, weil er nicht wollte, dass man ihn mit ihr sah. Nicht auszuschließen, dass jemand die Ähnlichkeit bemerkte, und sie war unter Garantie besser dran, wenn sie nie herausfand, wer er war. Er würde mit Jeanie eine finanzielle Regelung ausarbeiten, die gewährleistete, dass die Kleine immer genug Geld hatte, und würde sich ansonsten von ihr fernhalten. Zu diesem Entschluss war er beim Spazierengehen am Vormittag gekommen, und die Ereignisse des Tages hatten ihn nachhaltig bestätigt.
    Vor der Fernfahrerkneipe standen zwei leere Viehtransporter, und durch die hell erleuchtete Fensterscheibe sah er, dass Jeanie den Fahrern die Getränke servierte, nicht das Mädchen. Andere Gäste gab es nicht.
    Er wartete ab, bis sie in der Küche verschwand, dann stieß er die Tür auf und trat ein. Die Lastwagenfahrer schauten kurz zu ihm herüber, aber er kannte sie nicht, und auch ihr Interesse erlosch, nachdem er ihnen knapp zugenickt hatte.
    Jeanie wendete zwei Steaks auf dem Grill, hob die Pommes aus der Fritteuse und ließ sie abtropfen, dann erst bemerkte sie ihn.
    » Gil! Gott sei Dank. Komm nach hinten. «
    Er stellte die Tasche in der einst so vertrauten Küche gleich bei der Hintertür ab, wo sie Jeanie beim Kochen nicht im Weg war. Sie streckte sich nach einer Dose Ananas auf einem Regal, das fast zu hoch für sie war, und er beugte sich

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