Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

einmal ansatzweise daran gedacht hatte, es könne sich noch jemand im Gebäude befinden.
    » Ich bin am Büro vorbeigelaufen « , presste sie hektisch hervor und atmete dazwischen nur flach. » Ich habe die Leiter von der Hütte geholt. Da lebte er womöglich noch…«
    » Blue, hör mir zu. « Er wagte es nicht, sie zu berühren, da so viele Leute herumstanden und zusahen, aber mit Strenge und Logik wies er das schockstarr-entsetzte Denken in die Schranken, um ihr etwas Handfestes zu geben, woran sie sich halten konnte. » Als wir dort ankamen, gab es im Büro keinen Überlebenden. Wahrscheinlich hat die Gasexplosion ihn auf der Stelle getötet– die Zylinder standen gleich vor der Tür. Du hättest ihn unmöglich retten können. «
    Sie holte tief Luft und stieß sie wieder aus. » Wahrscheinlich hast du recht. « Widerstrebend sah sie zu dem mit der Plane abgedeckten Bereich hinüber und atmete kopfschüttelnd noch einmal tief durch. » Ich gehe besser wieder zurück. « Sie steckte die Hände in die Hosentaschen und straffte die Schultern. Sie verkörperte Härte und Verletzlichkeit zugleich, und ihr Mut war nur umso größer, da sie die eigenen Ängste und Anfälligkeiten niederrang, um ihre Arbeit zu tun.
    Sie ging ein paar Schritte zurück, dann wandte sie sich noch einmal um und fragte: » Bist du später noch da? Du willst doch nicht schon weg? «
    » Ich bin noch da, mindestens bis morgen. «
    Mit einem knappen Nicken drehte sie sich wieder um und marschierte auf die Kollegen zu.
    Gil ging zu Liam, der gerade aus dem Pub kam.
    » Ich hab dich kommen sehen « , sagte Liam. » Du hast also einen fahrbaren Untersatz auftreiben können. «
    » Ja. Ich hab es einem alten Kumpel abgekauft. « Er zeigte mit dem Daumen zum Pub. » Wie läuft’s? «
    » Deb und Angie vom Pub haben alles im Griff. Zum Dank für die Unterstützung bringt Angie uns ein paar Nächte da unter. Aber die Hotelküche ist schon seit zwei Monaten geschlossen, seit dem Tod von Angies Dad, und man muss erstmal ordentlich rausputzen. Also, was ist dir lieber– mit Deb und Angie in Birraga Lebensmittel einkaufen oder die Küche putzen, damit sie einsatzbereit ist, wenn die beiden zurückkommen? «
    Gil wägte ab und kam rasch zu einem Entschluss: » Ich bleibe hier. « Er wollte möglichst nicht zu weit von Kris entfernt sein– wegen der laufenden Ermittlungen, wie er sich beinahe überzeugend vormachte. Außerdem hatte er ihr versprochen hierzubleiben. » Fahrt ihr nach Birraga. Aber Liam, bleib immer dicht bei Deb und sei wachsam. «
    » Meinst du, es könnte noch was passieren? «
    Früher oder später würden sie auf ihn losgehen, davon war er überzeugt. Der Versuch, ihm den Mord anzuhängen, war gescheitert, und da die Beweise dafür mittlerweile erfolgreich vernichtet waren, würden sie sich direkt auf ihn stürzen. Der Tod des LKW -Fahrers würde vielleicht für einen kurzen Aufschub sorgen und ihm die Chance geben, etwas mehr über das Wer und Warum herauszufinden, aber dann würde er von hier verschwinden, um Kris und die anderen nicht zu gefährden.
    Er beantwortete Liams Frage mit einem Achselzucken. » Wenn’s gut läuft, nicht heute. Braucht ihr Geld für Lebensmittel? Buch’s ruhig aufs Geschäftskonto. «
    » Nein, das passt schon. Der Politikmensch, dieser Strelitz, der hat das Geld für den neuen Einkauf berappt. «
    Natürlich hatte Mark Strelitz die Zusatzkosten übernommen. Und, das musste Gil ihm zugestehen, wahrscheinlich sogar ohne jeden politischen Hintergedanken. Er war in diesem Ort zu Hause, hatte immer dazugehört, und augenscheinlich war er in die Fußstapfen seiner Eltern getreten, wenn es darum ging, das Gemeindeleben großzügig zu unterstützen.
    Gemeinsam mit Liam begab sich Gil Richtung Küche des Pubs. Vielleicht täte es seiner Laune sogar gut, ein paar Stunden lang Arbeitsflächen und Öfen zu schrubben. Und wenn er die Zeit nutzte, die Spurensituation zu überdenken, fände er womöglich sogar ein paar Antworten auf dieses ganze, verdammte Durcheinander.
    Die Fliegengittertür knallte gegen den Holzrahmen, als er mit Liam die Küche betrat, sodass Deb von dem Schränkchen aufblickte, das sie gerade inspizierte.
    » Gil macht den Chefputzer « , verkündete Liam mit einiger Genugtuung, » während wir die Großstadt Birraga bestaunen dürfen. «
    » Super. « Deb grinste schelmisch. » Es ist immer schön, wenn der Boss die Drecksarbeit macht. «
    Wäre er besser gelaunt und weniger abgelenkt gewesen,