Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)
im Gemeindesaal war der halbe Ort mit den letzten Vorbereitungen für den großen Abend beschäftigt. Sie aber ging in die andere Richtung, über eine wie ausgestorben daliegende Straße zum Pub.
An der Tür zur Bar hing ein Schild, dass bis eins geschlossen sei. Sie hörte jedoch Stimmen im Hof und trat durch das Gatter.
Im Schatten eines großen Terrassenschirms stand Gil an einem Holztisch und belegte mit der fröhlich plaudernden Megan Brote. Gil schien sich kaum an der Unterhaltung zu beteiligen, wirkte aber beinahe entspannt und brachte Megan immer wieder mit einer Frage zum Reden, sobald sie innehielt.
Dass seine Miene sich schlagartig verfinsterte und er sich plötzlich ganz aufs Käseschneiden konzentrierte, als er Kris bemerkte, musste demnach allein an ihr liegen. Es fiel ihr nicht leicht, angesichts dieser Zurückweisung das Lächeln aufrechtzuerhalten, und so richtete sie es an die junge Frau.
Fröhlich winkte ihr Megan mit dem Messer: » Hi, Kris. Hast du Hunger? Eleni hatte noch ein paar Kleinigkeiten im Laden, du hast also die Wahl zwischen Käse und Tomaten, Käse und Schinken oder Käse mit Schinken und Tomaten. Senf wäre im Bereich des Machbaren. «
» Dann gerne Schinken-Käse « , bat sie. Das war zwar nicht gerade umwerfend, aber damit käme sie bis zum Büfett heute Abend hin. Morgen würde sie sehen müssen, was die Pappas sonst noch im Angebot hatten, denn sie hatte am Vormittag in Birraga keine Zeit gehabt einzukaufen.
Allmählich machten sich die längerfristigen Wirkungen des Brandes bemerkbar. Im Pub gab es nichts mehr zu essen, und da auch Jeanies Raststätte nicht mehr existierte, gab es im ganzen Ort nur noch den kleinen Laden der Pappas, um etwas Essbares zu besorgen. Aber der Laden kämpfte seit Jahren schon ums Überleben, und George, der sich in Bälde zur Ruhe setzen würde, steckte nicht mehr viel Energie hinein. Die meisten versorgten sich im freien Supermarkt in Birraga mit Lebensmitteln, wo die Auswahl größer und die Preise niedriger waren. Aber sie war nicht die Einzige, die sich auf den Laden an der Ecke und Jeanies Raststätte verließ, falls ihr einmal das Nötigste, wie Milch oder Brot, ausging.
Das war die nächste Herausforderung, der sich der Fortschrittsverein nach dem Ball stellen musste. Es galt einen Weg zu finden, um dem Laden an der Ecke das Überleben zu sichern, damit Dungirri als Wohnort erhalten bliebe. Da, jetzt zerbrach sie sich schon wieder den Kopf über den Ort.
Gil schnitt wie selbstverständlich ein zweilagiges Sandwich durch und verteilte es auf zwei Teller. Megan nahm sich einen der Teller, dankte Gil und machte sich davon, um die Küche fertig zu putzen.
» Viel zu tun heute Vormittag? « , fragte Kris und betrachtete seine Hände, während er weitere Toastscheiben holte, auf das Plastikbrettchen legte und mit Margarine bestrich. Es war deutlich angenehmer, die kräftigen Hände beim geschickten Arbeiten zu beobachten, als zu versuchen, aus seinem Gesichtsausdruck schlau zu werden. Nicht so aggressiv. Obwohl, wenn sie so auf seine Handgelenke und Arme und das Spiel der Muskeln und Sehnen schaute, wenn er den Käse vom Laib schnitt, vielleicht doch nicht.
Huiuiui, wenn die Männer mitkriegen würden, wie erregend so ein nackter Unterarm sein konnte, sie würden nie wieder etwas Langärmeliges tragen. Sie riss den Blick los und tat, als interessiere sie sich brennend für die Gazanien, die in einem verwilderten Beet blühten, um sich irgendwie auf etwas anderes als seinen attraktiven Körper zu konzentrieren. Mord zum Beispiel. Brandstiftung. Komplizenschaft. Gewaltandrohung.
» Die Küche kann jetzt benutzt werden « , beantwortete er knapp die Frage, die sie schon vor zehn Sekunden gestellt und mehr oder minder vergessen hatte. » Die anderen sind gerade auf dem Rückweg von Birraga. «
» Fein. Dann hast du ja noch Zeit für einen Plausch beim Essen, bevor sie kommen. «
» Hmmh. «
Sie fasste das als Zustimmung auf und ging, während er weiter Sandwiches belegte, durch den Hintereingang in die Bar, um zwei Gläser Zitronen-Eiswasser zu holen, nicht ohne zur Bezahlung ein paar Münzen auf die Registrierkasse zu legen. Als sie zurückkehrte, saß er am Tisch, seine Mahlzeit unangerührt vor sich, ihre auf einem Teller gegenüber.
Irgendwann einmal würde sie ihn auch zum Essen einladen müssen, statt immer nur Nutznießerin seiner kulinarischen Fähigkeiten zu sein. Wenn er denn lang genug im Ort bliebe.
Sie reichte ihm sein Glas
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