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Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition)

Titel: Buschfeuer: Australien-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronwyn Parry
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Mann wie Des allein zu sein. Das passte zu dem, was Delphi gesagt hatte, trotzdem musste Kris ihn zwingen, seine Erinnerungen zu durchforsten, weitere Fakten zu liefern.
    » Erinnerst du dich, wie sie fortging? «
    » So ungefähr. « Er holte langsam durch die Zähne Luft und atmete schnell wieder aus. » Sie sagte, wir würden eine Reise machen und losfahren, wenn es dunkel ist. Er war nicht da. Es dauerte ewig, bis die Sonne unterging. Sie trug die Halskette. Ich sah zu, wie sie meine Jeans und den Schlafanzug und meine drei Bücher in den Schulranzen packte. Dann muss ich eingeschlafen sein. Am nächsten Morgen war sie weg und mit ihr mein Schulranzen, und er hat nur gesagt, sie hätte sich in der Nacht aus dem Staub gemacht. «
    Er hielt inne und schüttelte leicht den Kopf. » Ich habe ihm geglaubt. Alle haben ihm geglaubt. Ich habe sie gehasst, weil sie mich im Stich gelassen hat. «
    Im Geiste wünschte sie Des Gillespie in die finsterste Hölle und mit ihm jeden, der bereit war, einfach das Schlimmste von einer Frau anzunehmen, anstatt Fragen zu stellen.
    » Du warst fünf, Gil. Du konntest es nicht besser wissen. «
    Aber das machte es für Gil nicht leichter. Sie hatte oft genug mit häuslicher Gewalt zu tun gehabt, um zu wissen, dass ein Kind die Schuld immer bei sich suchte und auch als Erwachsener– so stark er auch sein mochte– tief in sich die Narben trug. Aber trotz allem, was er durchgemacht hatte, hatte er einen Mann aus sich gemacht, den sie achtete.
    » Kannst du dich noch gut an sie erinnern? «
    Endlich sah er ihr ins Gesicht. » Nein. Ich wollte mich nicht erinnern. « Er zog die Stirn in Falten und dachte an damals zurück. » Da sind nur ein paar Bruchstücke, wenige, ganz kurze Szenen. Er hat sie mit dem Gürtel verprügelt. Sie brachte mir das Lesen bei. « Seine Mundwinkel bewegten sich eine Winzigkeit nach oben. » Einmal nahm sie mich nach Birraga mit, zur Bücherei. Ich war völlig weg von all den Büchern. « Er hielt inne, runzelte wieder die Stirn. » Aber ich weiß nicht, wie sie aussah. «
    Kris war überrascht und gerührt zugleich, dass er so viel Zutrauen zu ihr hatte, diese Erinnerungen aus der Zeit, als er so jung und verletzlich war, mit ihr zu teilen. Sie hatte mit einer Mauer gerechnet, einer geknurrten Replik auf ihre Fragen oder einem Wutausbruch gegen seinen Vater. Die Wut war da, überhaupt keine Frage, aber gefesselt, und sie glomm zusammen mit Trauer und Schuld.
    » Kaum jemand kann sich nach so langer Zeit ohne ein Foto noch an ein Gesicht erinnern « , sagte sie sanft. » Schon gar nicht aus der Kindheit. «
    » Kann sein. « Es klang nicht gerade überzeugt.
    » Ihr Name… weißt du, wie sie hieß? «
    » Jeanie und Aldo nannten sie Anne. Ich habe keine Ahnung, ob sie formell geheiratet hatten oder nicht. «
    » Kannst du dich an irgendwelche Verwandten erinnern? «
    » Nein. «
    Eine Frau namens Anne, deren Nachname Gillespie lauten konnte oder auch nicht und die vor dreißig Jahren verschwunden war… Kris hoffte, dass der DNA -Abgleich mit Gil eindeutig ausfiel, denn ansonsten würde es verteufelt schwer werden, ihre Identität zu beweisen.
    Von ferne war das Dröhnen eines Automotors zu hören.
    » Das müsste die Verstärkung sein. Steve ist ebenfalls auf dem Weg. «
    Der Streifenwagen bog um die Kurve und parkte neben dem Schuppen, und sie ließ Gil stehen, um die beiden Constables zu begrüßen. Gil brauchte jetzt Zeit für sich, und auf sie wartete Arbeit– wieder einmal.
    Das waren natürlich längst nicht alle Fragen. Gil setzte sich auf einen Baumstumpf im Schatten, sah dem Beginn der Ermittlungen zu und wartete ab, bis sie mit ihren Fragen zu ihm kämen. Die meisten stellte Fraser, auf seine typisch beiläufige, lässige Art. Als die Spurensicherung kam, stellte man ihm weitere Fragen, diesmal ernsthafter, formeller.
    Nachdem er Kris und ihren Kollegen bei der Arbeit zugesehen und ewig gewartet hatte, sagte sie ihm endlich, dass es keinen vernünftigen Grund gäbe, weshalb er länger hierbleiben solle, da sämtliche Fragen gestellt seien.
    Allerdings machte die Rückfahrt in den Ort ihm nicht den Kopf frei, sondern betäubte ihn allenfalls. Die Wut wurde zu einem dumpfen Dröhnen, und die Worte, die er dem alten Mann in seiner Vorstellung sinnlos um die Ohren haute, hörten auf, ihm wieder und wieder im Kopf herumzugehen. Sinnlos, weil der alte Mann tot war und es nichts gab, was er verwünschen konnte, als seine Erinnerungen.
    Er stapfte in die

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