Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
Vom Netzwerk:
doch sowieso nur das aus, was alle auf der Party gedacht haben. Hatte ich wegen meines Erfolges jemals einen Höhenflug? Wie soll man den bekommen, wenn man schon ganz oben steht? Ich sage nur die Wahrheit. Entweder man ist cool genug, sie zu vertragen, oder eben nicht. Die meisten sind es nicht. Kennt ihr Wayne? Wayne interessiert’s! Mich nicht. Also drauf geschissen.

Der 11. September
    Mein Album Von der Skyline zum Bordstein zurück war so gut wie fertig. Alle paar Tage kamen neue Songs dazu und ich fuhr in regelmäßigen Abständen bei Universal vorbei, um sie Neffi vorzuspielen. Der Song 11. September war schon auf einem der ersten Demos drauf. Als Neffi ihn im Sommer 2006 hörte, guckte er zwar ein bisschen dumm aus der Wäsche, aber großartig aufgeregt hat er sich nicht. Es vergingen weitere vier oder fünf Wochen. Mittlerweile hatte Neffi fast alle neuen Songs gehört und war total begeistert. Das Thema 11. September war keines mehr und mein Album war im Prinzip abgenommen.
    Irgendwann rief mich Neffi an und meinte, dass Tom Bohne, der Marketingchef von Universal, mich gern mal treffen würde, um sich gemeinsam mit mir mein neues Album anzuhören. Ich wusste zwar nicht, was das bringen sollte, aber ich wollte auch keine schlechte Stimmung verbreiten, also sagte ich zu. Wir hörten die ersten zehn Songs, alles schien in Ordnung, bis 11. September dran war. Toms Verhalten ließ mich vermuten, dass er den Song schon kannte und er mich eigentlich nur deshalb hatte sprechen wollen. Doch er versuchte, mich in dem Glauben zu lassen, alles würde nur ganz zufällig geschehen. Nun gut. Tom hörte den Song und schaute mich entsetzt an. Er hatte den Gesichtsausdruck bestimmt vorher am Spiegel geübt. Dann drückte er auf die Stopptaste seines CD-Players. Er war der Ansicht, der Song müsse runter.
    Jetzt hatten wir ein Problem. Ich war natürlich der Meinung, dass der Song unbedingt auf mein Album gehörte. Seit Wochen wusste Universal davon und jetzt sollte er auf einmal runter? Das ging mir richtig auf den Sack. Ich hasse es, wenn Leute ohne ersichtlichen Grund ihre Meinung ändern. Sie stellten es so hin, dass es für mich und meine Karriere besser wäre, den Song nicht zu veröffentlichen. Ich würde mir Probleme ersparen, bla bla bla. Wenn es nur darum ginge, mir ein Problem vom Leib zu halten, wäre ich kein Rapper geworden.
    »Leute, ich kann schon verstehen, dass der Song bei gewissen Personen für Aufsehen sorgen wird, aber wenn ihr wollt, dass ich mich in meiner künstlerischen Freiheit einschränken lasse, dann müsst ihr mir gute Argumente bringen. Ich habe diesen Song ja aus einem bestimmten Grund geschrieben und er bedeutet mir etwas.«
    Ich nahm einen Schluck von meiner Cola und wartete auf eine Antwort. Doch Tom druckste nur herum.
    Der gesamte Inhalt des Textes sei schwierig. Die Presse würde das nur wieder in den falschen Hals bekommen, und generell sei das Thema, auch politisch, einfach zu sensibel.
    »Tom, ich weiß das alles selbst. Stell dir vor, auch ich schaue Nachrichten. Wie gesagt, ich möchte konkrete Argumente hören.«
    Neffi saß neben Tom und sagte kein Wort. Er ließ seinen Chef reden.
    Dann kam der Hammer. Tom trug als Argument die Textzeile vor Ich bin King Bushido, zweiter Name Mohamed. Ich habe einen Flächenbrand über deine Stadt gelegt.
    »Was soll damit sein?«, fragte ich.
    Als Tom dann damit anfing, dass das doch sehr gewagt und mehr als zweideutig sei, bekam ich wirklich schlechte Laune.
    »Tom, mein zweiter Vorname ist Mohamed. Darf ich etwa nicht sagen, wie ich heiße? Wollt ihr mich jetzt zensieren, weil andere Menschen glauben könnten, dass ich damit Mohammed Ata meinen könnte, oder was?«
    Tom nickte zustimmend.
    »Aber was habe ich mit einem Terroristen zu tun, der den Anschlag auf das World Trade Center organisiert hat? Ihr wollt mich also einfach dafür verurteilen, dass ich mit zweitem Vornamen Mohamed heiße?«
    Tom winkte sofort ab, beharrte aber darauf, dass dieser Name im Kontext meines Textes irreführend sei und damit wolle Universal nichts zu tun haben. Aha.
    »Wenn das so ist, dann scheiß ich drauf«, meinte ich in aller Deutlichkeit. »Ich habe nie gesagt, dass ich Mohammed Ata als Terroristen cool finde und werde so etwas auch nie sagen. Wenn andere Leute daraus ihre Schlüsse ziehen, ist das nicht mein Problem. Hätte ich immer darauf geachtet, was andere von mir halten könnten, würde ich jetzt gar nicht hier sitzen, denn dann hättet ihr mich

Weitere Kostenlose Bücher