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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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war.
    Ich ging mich auf dem Klo noch schnell etwas erleichtern, dann zogen wir los. Wir hatten kein bestimmtes Ziel; unterwegs sein, auf der Straße abhängen, chillen. Darum ging es. Wohin man auch lief, aus allen Seitenstraßen kamen diese abgefuckten Raver gekrochen. Zuerst ging es zur Straße des 17. Juni, dann weiter zum Tiergarten. Wir folgten dem Strom der Raver, die wie ferngesteuert zur Siegessäule pilgerten. Jedes Mal, wenn einer dieser gepiercten Typen mit seinen bunt gefärbten Haaren, Schlaghosen und seiner Trillerpfeife zu dicht an uns vorbeilief, verteilten wir Schellen – einfach nur aus Spaß. Es war ein bisschen so wie bei Asterix und Obelix, wenn sie auf Römer trafen. Ständig lief uns ein neues Opfer über den Weg, das wir therapieren konnten. Übelst lustig. Na ja, daran hat sich ja bis heute kaum etwas geändert.
    Als wir im Tiergarten ankamen, verschwand Stacky kurz hinter einem Gebüsch, um seinen Tee abzupissen. Während ich wartete, entdeckte ich ein selbst gemaltes Schild aus Pappe, das an einen Baum gebunden war, mit der Aufschrift »Goa-Rave!« und einem Richtungspfeil.
    Hm, ich wurde neugierig. Stacky kam zurück und zuckte bloß mit den Achseln.
    »Mir egal, können wir ruhig abchecken. Ham ja eh nix zu tun«, murmelte er.
    Wir folgten dem Pfeil, nach 100 Metern kam noch mal einer, bis wir schließlich vor einem kleinen Shuttlebus standen, auf den ein großes grünes Hanfblatt gemalt war.
    »Was auch sonst!«, plapperte ich vor mich hin.
    Stacky grummelte gelangweilt.
    »Ach, scheiß drauf, lass mal gucken gehen«, meinte ich und zog meinen Kumpel hinter mir her.
    »Wollt ihr noch mit?«, rief ein Typ, der schon halb in der Tür des Busses stand. »Wir fahren jetzt nämlich ab!«
    »Kostet das was?«, fragte ich.
    »Is’ umsonst. Was is ’n jetzt?«
    Ich schaute Stacky an. Er schaute zurück.
    »Warum eigentlich nicht!«
    Eine Minute später saßen wir in einem Bus voller Hippies, die alle übertrieben gute Laune hatten. Es roch ein bisschen moderig, aber sonst war es eigentlich auszuhalten. Die Leute neben mir zogen sich gleich nach der Abfahrt ein paar Pilze rein. Sie futterten sie ganz normal wie Chips weg – einen nach dem anderen, bis die Tüte leer war. Alles klar, die machten das nicht zum ersten Mal. Stacky chillte ganz relaxed neben mir. Wahrscheinlich hatte er undercover von unseren Nachbarn ein paar Pilze klargemacht. Hehe. Stacky, der alte Raver!
    Ohne Vorwarnung drehte einer der Freaks plötzlich übelst laute Psy-Trance-Mucke auf und alle fingen an zu kreischen. Oh, Mann. Wo waren wir hier bloß wieder gelandet?
    »Alter, sag mal, wo fahren wir denn eigentlich hin?«, fragte ich den Typen auf der Sitzbank vor mir.
    »Keine Ahnung, Mann. Ist doch egaaal, Aaaltaa!«, brüllte er, ohne mich anzugucken, und bewegte seine Hände zur Musik.
    Ist doch egal? Hm.
    Der Bus entfernte sich immer weiter vom Stadtkern und fuhr auf die Autobahn. Von Minute zu Minute und von Kilometer zu Kilometer entfernten wir uns weiter von Berlin. Ich schaute aus dem Fenster, sah die vorbeifliegende Landschaft und wunderte mich über mich selbst. Warum saß ich noch mal hier in diesem Bus? Ich schaute zu Stacky rüber, aber der war mit seinen Gedanken schon ganz woanders. Meine Theorie mit den Pilzen schien also zu stimmen. Ich lehnte mich im Sitz zurück und versuchte ein bisschen zu chillen, was bei der Musik gar nicht so einfach war. Es roch nach Lavendel. Irgendjemand hinter mir hatte Räucherstäbchen angezündet. Ich hasste diese Hippie-Scheiße. Ich schloss die Augen und musste an Selina denken. Irgendwie passte das ziemlich gut ins Bild. Damals, als ich noch mit ihr zusammen war, wusste ich auch oft nicht, wohin mich der Weg führen würde. Eigentlich wusste ich überhaupt nichts, außer dass sie mir das Herz gebrochen hatte, was nie wieder repariert worden war. Egal, ich wollte nicht an sie denken. Sie konnte mich mal.
    Nach zweieinhalb Stunden Fahrt hielt der Bus endlich an. Ich schaute aus dem Fenster, aber außer einem großen Acker, ein paar Kühen und einer alten Scheune konnte ich nichts erkennen.
    »Wo sind wir denn hier gelandet?«, fragte ich einen der Hippies.
    »Na, auf dem geilsten Rave der Welt. Schau doch mal da hinten! Peaaaaace, Bruuudaaa.«
    »Alles klar. Peace, Atze!«
    Der Typ war das wandelnde 70er-Jahre-Klischee. Ich kam mir vor
wie in Guckst du Weita!, dieser unlustigen Comedy-Show mit Kaya Yanar.
    Stacky und ich liefen den Vögeln hinterher, bis wir zu zwei

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