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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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tun haben. Ich hatte mich ein Jahr lang von der Gesellschaft isoliert und bemerkte plötzlich, dass ich den Sprung zurück nicht schaffen würde. Ich kam mir vor wie einer, der frisch aus dem Knast entlassen wird; einer, der weiß, nie mehr in seinem Leben einen besseren Job zu finden als Kellner oder Bauarbeiter.
    Da saß ich also mit diesen gescheiterten Existenzen, den alleinerziehenden Müttern, den kaputten Typen, die zwar alle noch was aus ihrem Leben machen wollten, denen man aber ansah, dass sie es niemals schaffen würden. Es war so trostlos wie auf dem Arbeitsamt. Trotzdem hielt ich es ganze drei Wochen durch. Ich wusste zwar schon am ersten Tag, dass diese Veranstaltung nichts für mich ist, aber ich wollte mir diesmal ein bisschen mehr Zeit geben. Es war sinnlos. Ich sah ein, dass ich derjenige war, der am falschen Platz war, und nicht die Institution an sich, also verabschiedete ich mich vom Abitur und konzentrierte mich voll und ganz auf die Musik. Einen Versuch war es immerhin wert.

Bushido – ein Krieger wird geboren
Der Fuchs von Berlin
    Mit Graffiti begann ich in der achten Klasse. Obwohl das mit der Kunstform noch nicht sehr viel zu tun hatte. Ich nahm halt einfach meinen »Edding« und taggte in den kleinen und großen Pausen die Schultoiletten voll. Das sah zwar nicht cool aus, aber es war ein Anfang. Als ich ein bisschen älter wurde, fing ich an, mir richtige Sprühdosen zu besorgen und nachts loszugehen, um meine ersten Bilder zu malen. Die hatte ich vorher auf Papier gezeichnet und mir davon Schablonen auf Pappe angefertigt. Das klappte zuerst gar nicht, es sah übelst behindert aus, aber von Nacht zu Nacht wurde ich besser. Beim Sprühen lernte ich Vader kennen, der mit der Dark Mindz Klique schon seine eigene Crew hatte. Ich verstand mich auf Anhieb super mit ihm, auch wenn er ein bisschen älter war als ich. Wir fingen an, gemeinsam durch die Straßen zu ziehen, Wände zu bemalen und S- und U-Bahn-Züge zu »bomben«. Das war ja noch richtig gefährlich damals, weil wir dafür unter die Erde mussten, rein in die S-Bahn-Stationen. Später sprühte ich hauptsächlich mit Fler. Er war sehr talentiert, viel besser als ich. Deshalb machte es auch immer so viel Spaß, mit ihm zu chillen. Wir schauten Wild Style!, den legendären Graffiti-Hip-Hop-Film aus den 80ern, und fühlten uns wie die Cold Crush Brothers.
    Am Anfang war mein Sprühername Fuchs, was aber nichts zu bedeuten hatte. Ich hielt mich weder für besonders listig noch hatte ich rote Haare. Man suchte sich einfach Buchstaben aus, die cool zusammenpassten, die man gut malen konnte, und hoffte, dass am Ende ein korrekter Name herauskam. Auf meinem Papier stand eben irgendwann Fuchs drauf. Das machten übrigens alle so, auch Fler. Er nannte sich nur so, weil er diese Buchstabenkombination gut sprühen konnte.

Bushido – der Name
    Eines Abends saß ich zu Hause vor meiner Playstation und zockte so ein neues Spiel. Im Intro gab es einen animierten Kurzfilm, der von einem Sprecher mit einer ziemlich geheimnisvoll klingenden Stimme begleitet wurde. Er begann seinen Text mit so heldenhaftem Gequatsche, von wegen Krieg und Kämpfer und Dämonen und krasse Typen, doch dann, ganz am Ende, sagte er nach ewigem Blabla: »That’s Bushido!« Woah! Hammer! Sofort bekam ich am ganzen Körper Gänsehaut. Keine Ahnung wieso, aber ich wusste direkt nach dem ersten Hören, dass dies mein neuer Name sein würde: Bushido. Ich stand ja sowieso auf dieses japanische Kung-Fu-Zeug, also dachte ich mir nichts weiter dabei. Für mich war die Sache erledigt. Ich wurde Bushido. Die wahre Bedeutung dieses Namens fand ich erst viel später heraus.
    Bushido kommt aus dem Japanischen, war eine Art Lebenskodex der Samurai und heißt übersetzt so viel wie »Weg des Kriegers«. Die sieben Grundsätze oder Tugenden des Bushido lauten: Gerechtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit, Loyalität und Ehre. Intuitiv hatte ich den richtigen Namen für mich gewählt.
    Als ich später mit dem Sprühen aufhörte und mit Rap anfing, überlegte ich zwar kurz, mir einen neuen Namen auszusuchen, aber ich blieb doch bei Bushido. Ich dachte mir, bevor du dich jetzt MC Megadödel nennst, so wie die meisten anderen Idioten, bleibst du einfach bei deinem alten Namen. Sogar Fler begann irgendwann, meinen Namen zu taggen. Er fand ihn ja sowieso schon immer cooler als seinen eigenen. Egal, wo er war, überall malte er Bushido an die Wände. Das war schon witzig. Bei mir um die

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