Bushido
schlossen unsere Augen und Sandy begann zu zählen: »60, 59, 58, 57…«
Ich öffnete vorsichtig mein linkes Auge, nur um kurz zu spionieren, aber sie hatte wirklich beide Augen zu.
»… 48, 47, 46, 45…«
Das restliche Eis tropfte durch die Waffel und lief an meiner Hand herunter, bis der Saum meines Pullovers es aufsaugte.
»… 31, 30, 29, 28…«
Ich atmete noch einmal tief durch und küsste sie. Keine Ahnung, wie lange sich unsere Lippen berührten, auf jeden Fall merkte ich sofort, dass das genau mein Ding war. Und es machte auch viel mehr Spaß als Hausaufgaben, Fußballspielen und so ein Zeug. Knutschen wurde zu meinem neuen Hobby. Vielen Dank, Sandy.
Als Oliver vor mir keulte
Viele meiner deutschen Freunde hatten, als ich klein war, so typisch deutsche Namen und dazu typisch deutsche Eltern. In der sechsten Klasse hieß einer meiner Kumpels Oliver. Eines Nachmittags ging ich nach der Schule mit zu ihm nach Hause, um zu spielen. Wie das halt so war früher. Irgendwann kam seine Mutter dann ins Zimmer und guckte mich seltsam an.
»Oliver muss jetzt Abendbrot essen. Du kannst also nach Hause gehen, Anis!«
Da dachte ich: Okay, alles klar. Ich gehe. Meine Mutter hat zwar letzte Woche schön für deinen Sohn gekocht und er hat sich auch noch einen zweiten Teller genommen, aber kein Problem. Dann gehe ich eben nach Hause.
So war das immer. Bei meinen deutschen Freunden wurde ich immer weggeschickt. Bei Ausländern wurde automatisch für mich ein Teller mit auf den Tisch gestellt. Als kleiner Junge, wenn man diese nebeneinander existierenden Parallelgesellschaften noch nicht so ganz durchschaut, ist das schon nicht ganz einfach zu verstehen. Ich fand mich eh cooler als Oliver, doch er war mir in einer Sache einen Schritt voraus: Der Möchtegern-Casanova hatte sich schon mal einen runtergeholt und ich nicht.
Wir standen in der kleinen Pause im Gang vor unserem Klassenzimmer und sprachen darüber, wer sich schon einen keulen kann und bei wem noch nichts kommt und so. Oliver machte mächtig einen auf Playboy und gab damit an, seine Kobra schon mal richtig krass gewürgt zu haben. Ich habe ihm das nicht geglaubt, weil bei mir selbst noch nichts kam. Ich war richtig neidisch auf ihn. Voll behindert, aber so war das eben damals.
Nach der Schule sind wir dann zu ihm nach Hause gefahren. Schnell hoch in sein Zimmer, abgeschlossen, Pornoheft rausgeholt, Nudel ausgepackt – also er, nicht ich, und los ging es. Der kleine Hundesohn hat sich tatsächlich vor meinen Augen einen gekeult. Es kamen zwar nur ein paar Tropfen, aber immerhin. Gekeult ist gekeult. Heute lache ich ihn aus, dieses Opfer. Damals bin ich echt mit hängendem Kopf nach Hause gelaufen und dachte: »Mist. Ich will auch endlich keulen!«
So ein Scheiß, oder?
Mein erster Fick
Sommer 1992. Oh, Mann, der große Tag! Aber mal ehrlich: Was soll man im Nachhinein schon großartig darüber erzählen? Ich meine, kennt ihr einen Menschen, bei dem es beim ersten Mal wirklich etwas Besonderes war? Da muss man sich gar nichts vormachen. Man ist halt 14 Jahre alt und hat zum ersten Mal Sex: Rein, raus, fertig! Ziemlich unspektakulär. Es war aber schon ein bisschen komisch und ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Wenn ich das mit dem vergleiche, was sich heute bei mir im Bett abspielt, dann war das eine ganz andere Welt. Ich hatte damals ja auch nur Pornos als Wegweiser. Wie Sex wirklich abläuft, so in echt, wenn das Mädchen tatsächlich nackt vor dir liegt, davon hatte ich ja null Ahnung. In den Pornofilmen sah das alles immer so einfach aus. Die Realität war leider ziemlich ernüchternd.
Ihr Name war Katrin. Sie kam ursprünglich aus Schwerin, aber nach der Wende war sie mit ihren Eltern nach Berlin gezogen. Sie ging mit mir in die neunte Klasse und war meine beste Freundin. Eines Tages lagen wir auf dem Bett ihres Kinderzimmers, chillten so vor uns hin, als sie mich, eher aus Langeweile, fragte: »Du, lass uns doch mal ficken!«
Eigentlich war es keine Frage, sondern eher so etwas wie ein Befehl. Katrin guckte mich an, zog ihre Hose aus, und ich meinte kurz und knapp: »Okay.«
Wir waren beide noch Jungfrau, also gab es keinen, der die Sache in die Hand nehmen konnte. Sie legte sich wieder aufs Bett, ich auf sie drauf, bam bam bam, und dann, ein paar Minuten später, war es auch schon wieder vorbei. Wir zogen uns an und ich sagte: »Ich geh dann mal.«
Dann fuhr ich mit dem Bus nach Hause.
Irgendwie habe ich das mit dem
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