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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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die Aggros fanden ihn anfangs so unangenehm und anstrengend, dass sie sich sogar weigerten, persönlich mit ihm zu reden. Halil bestand darauf, nur über mich mit Fler zu kommunizieren. Die ganze Abrechnung für Carlo Cokxxx Nutten lief deswegen auch über meinen Namen. Wenn Fler Geld bekommen sollte, gaben sie es mir und ich reichte es an ihn weiter. Sie wollten ihn nie bei Aggro Berlin haben. Erst als ich ihnen die Pistole auf die Brust setzte und drohte, entweder mit Fler oder gar nicht, holten sie ihn mit ins Boot.
    Als meine Probleme mit Aggro Berlin größer wurden, versuchten sie Fler Stück für Stück auf ihre Seite zu ziehen. Auf einmal redeten sie sogar persönlich mit ihm und setzten ihm so komische Flausen in den Kopf von wegen »Fler, wir wollen dir jetzt auch offiziell sagen, dass du zu uns gehörst. Du bist für uns der beste Rapper Deutschlands« und so ein Zeug. Fler kam dann immer ganz aufgeregt zu mir, erzählte mir davon, war total stolz auf sich, weil er natürlich jedes Wort glaubte, so leichtgläubig wie er nun mal war. Deshalb betrachtete ich es als meine Aufgabe, mich um ihn zu kümmern. Schon während der Zeit im Ausbildungsheim war ich immer der große Bruder für ihn. Selbst wenn er mal wieder Ärger auf der Baustelle hatte, kam sein Meister immer zu mir, um über sein Sorgenkind Patrick Losensky zu reden. Wenn jemand etwas von Fler wollte, kam er zu mir. So einfach war das. Aggro Berlin versuchte nun mit allen Mitteln, die Freundschaft zwischen Fler und mir zu zerstören. Sie kochten ihn mit ihren falschen Liebesbekundungen weich und hatten Erfolg. Ich mache Fler heute deswegen keinen Vorwurf. Er wurde ganz einfach ausgenutzt.
    Eines Tages erzählte mir Fler, dass Halil nicht wollte, dass er weiterhin mit mir zusammen chillte. Die wollten ihm tatsächlich verbieten, mit mir abzuhängen. Unglaublich! Das ließ ich mir natürlich nicht gefallen. Ich fuhr ins Aggro-Büro und stellte sie zur Rede. Sie spielten die ganze Angelegenheit herunter. Wie immer.
    Specter meinte sogar, ich solle mich nicht lächerlich machen.
    Ich ging auf ihn zu und wollte ihm die Abreibung seines Lebens verpassen, doch er schaffte es um die Ecke in sein Büro und schloss sich ein.
    »Und jetzt?«, rief ich ihm durch die Tür zu. »Du kannst dich nicht ewig verstecken!«
    Dann kam Halil dazu. Als er sah, wie ich wütend gegen die Tür trat und seinem Kumpel drohte, rannte auch er weg und sperrte sich im Studio ein. Halil war immerhin sechs Jahre älter als ich, trotzdem verpisste er sich wie ein kleiner Angsthase. Von dort rief er Spaiche an. Er wusste, dass Spaiche der Einzige war, vor dem ich Respekt hatte. Er war ein Deutscher, machte sein Ding, war zuverlässig und eigentlich ein korrekter Kerl. Ich dachte lange, dass Spaiche neutral war, aber als auch er sich zwischen Aggro Berlin und Korrektsein entscheiden musste, zeigte er seinen wahren Charakter. Aggro Berlin war ihm wichtiger.

Vom Bordstein bis zur Skyline
    Vom Bordstein bis zur Skyline wurde veröffentlicht und stieg sofort in die deutschen Album-Charts ein. Ich chillte gerade in München, als mich Specter anrief und mir die frohe Botschaft verkündete. Ich dachte mir, okay, in den Charts zu sein ist schon cool, aber irgendwo auf Platz 80 abzugammeln war auch keine grandiose Leistung. Sollte ich jetzt vor Freude in die Luft springen, oder was?
    Mir wird häufig nachgesagt, ich sei emotional abgestumpft, aber die Leute, die so etwas behaupten, kennen mich einfach nicht. Ich kann mich eben nur sehr schwer über etwas freuen, das ist alles. Wenn ich heute in einer Woche 100000 Alben verkaufe, dann nehme ich das zur Kenntnis, lächle einmal kurz, zocke weiter World of Warcraft und verabrede mich später mit meinen Kumpels im Café. Kann ich mir von einer Chartplatzierung etwas kaufen? Nein. Warum soll ich mir also darauf etwas einbilden?
    Mir hätte es damals mehr gebracht, von Aggro Berlin ein bisschen Geld zu erhalten, um über die Runden zu kommen, als ein Anruf, dass mein Album in den Charts ist. In den zwei Jahren bei Aggro Berlin verdiente ich ganze 7000 Euro. Nein, ich habe keine Null vergessen. 7000 Euro in zwei Jahren. Wenn Aggro Berlin für 10000 Euro Bushido-Merchandise verkaufte, bekam ich davon ja lediglich 500 Euro ab. Auch wenn mir das heute keiner glaubt: Ich war nicht wegen des Geldes bei Aggro Berlin. Ich meine, hallo, welches Geld?
    Ich war zwar bei Aggro Berlin, hatte also eine Plattenfirma, aber noch keinen Verlag. Zuerst gingen wir zu

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