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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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ihre Mutter neben uns stand, da sie mit dem Rücken zum Flur saß, fickte mich schön weiter. Ihre Augen waren immer noch geschlossen.
    »Selina, Selina«, flüsterte ich und stupste sie in die Seite.
    Keine Reaktion.
    »Seliiiina«, sagte ich etwas lauter.
    Sie öffnete die Augen, sah ihre Mutter und zuckte für einen Augenblick zusammen.
    »Habe ich dir nicht gesagt, dass dieser Junge hier Hausverbot hat?«, meinte ihre Mutter kühl.
    »Ja, Mama, ist okay. Kannst du jetzt bitte wieder rausgehen!«
    Dann schaute Selina wieder auf mich runter und sagte: »Weiter geht’s, Amigo!«
    Oh, krass. Die Mutter war ja immer noch da. Selina begann wieder, sich zu bewegen. Ich machte schnell die Augen zu, so wie früher, als ich noch im Kindergarten war. Nach dem Motto: »Ich sehe dich nicht, du siehst mich nicht.«
    Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete ich vorsichtig mein rechtes Auge und wagte einen Ausblick. Die Mutter war verschwunden. Uffz. Selina und ich vögelten noch zu Ende. Dann fuhr ich nach Hause. Was für eine Nacht!

Eine Liebe wie aus dem Bilderbuch
    Wie ich Selina kennenlernte, ist die krasseste Geschichte der Welt. Ganz ehrlich: Würde Hollywood nach einem Drehbuch suchen, müssten sie nur mal bei mir anklopfen.
    Ich hatte gerade die Schule geschmissen und hangelte mich so durchs Leben. Mein Geld verdiente ich als Drogendealer. Es war Sommer, wir hatten tolles Wetter, die Mädchen trugen kurze Röcke und ich genoss mein freies Leben. Endlich keine Lehrer mehr, die mir auf den Sack gehen konnten. Perfekt. Ich war in Kreuzberg unterwegs auf dem Weg zu meiner Freundin Hanna. Ich stieg in die »85« Richtung Lichterfelde-Süd und ging wie immer hoch in die obere Etage. Im Bus saß ich grundsätzlich oben, ganz hinten auf der Rückbank. Wo nur die coolen Typen saßen.
    Sie fiel mir sofort auf. Sie saß in der dritten Reihe von links und trug ihr Haar offen. Verträumt schaute sie aus dem Fenster. Ich fand sie übertrieben sexy. Sie sah mich nicht, wir hatten keinen Augenkontakt, also ging ich weiter. Ich überlegte einen Moment, ob ich sie ansprechen sollte, aber dann sagte ich mir: Vergiss es, Alter. An die kommste eh nie ran!
    Zwei Stationen später stieg sie aus. Ich schaute ihr noch hinterher, aber dann fuhr der Bus auch schon weiter und weg war sie. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich dachte noch ein paar Minuten an sie, weil sie schon richtig hübsch war, aber das war’s dann auch schon. Außerdem hatte ich ja eine Freundin und sah auch keinen Grund, an dieser Situation etwas zu ändern.
    Hanna und ich chillten in der Wohnung ihres Vaters, doch irgendwann ging uns das Gras aus und ich musste noch mal los, um Nachschub zu besorgen. Hanna, ihr Vater und ich kifften damals ziemlich oft zusammen, was immer richtig lustig war.
    »Papa, gib mal den Joint rüber. Du rauchst ja wieder alles alleine weg!«, waren so Sätze, die einem schon in Erinnerung bleiben.
    Ich machte mich auf den Weg zu einem Kumpel, von dem ich wusste, dass er noch was hatte, als mich Hanna auf dem Handy anrief.
    »Ey, pass mal auf, ich treffe mich jetzt mit Aileen und ihrer Freundin am Wittenbergplatz. Komm doch einfach gleich dahin, okay?«
    »Alles klar. Bis gleich.«
    Das passte prima. Ich war sowieso ganz in der Nähe, am Gleisdreieck, nur drei U-Bahn-Stationen vom Wittenbergplatz entfernt. Ich besorgte Gras für die nächsten Tage und wartete auf die Mädchen. Als sie die Rolltreppe hochkamen, dachte ich, mich trifft der Schlag. Das konnte doch unmöglich wahr sein! Wen brachte Hannas Freundin Aileen mit? Die unbekannte Schönheit aus dem Bus.
    »Hi, ich bin Selina«, stellte sie sich mir vor.
    Ich habe mich auf der Stelle in sie verliebt.
    Also wenn das kein Schicksal war. Wir fuhren weiter zu meinem rumänischen Kumpel Stacky, der an der Otto-Suhr-Allee eine eigene Wohnung hatte. Dort konnte man zu jeder Zeit chillen und in aller Ruhe einen kiffen. Im Wohnzimmer setzten wir uns in einen Kreis und ich baute routiniert den ersten Joint. Ich hatte ihn gerade angeraucht und wollte ihn links an Hanna weitergeben, als die sich zu Aileen wegdrehte und mich ignorierte. Wie so ein Idiot hielt ich ihr den Joint hin, aber sie nahm ihn nicht, also drehte ich mich in die andere Richtung und reichte ihn an Selina weiter. Dann passierte es: Unsere Blicke trafen sich – um uns herum bewegte sich auf einmal alles nur noch in Zeitlupe – und wir starrten uns gefühlte 100 Stunden an, bis wir von einer riesigen Explosion unterbrochen wurden und mich

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