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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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aber für Selina war das wohl ein Zeichen, dass die Endstufe unserer Beziehung erreicht war. Sie stand da, die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Dann rannte sie weg. Mir tat es unendlich leid, aber was sollte ich machen? Was geschehen war, war geschehen und konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden.
    Bis heute hat sie mir diese Schelle nicht verziehen. Für Aileen allerdings war die Welt wieder in Ordnung. Sie hatte ihre beste Freundin zurück und mich war sie los. Ich hasse sie bis heute dafür. Natürlich habe ich auch viele Fehler gemacht, aber nichts geschah aus Absicht oder Böswilligkeit. Ich war noch zu jung, um zu erkennen, was für einen Diamanten ich in Selina gefunden hatte. Alles, was ich am Ende sah, war ein Stück Kohle. Durch Unwissenheit macht man eben Fehler. Ich war arbeitslos, hatte keine Perspektive und war jeden Tag be-kifft. Wie hätte ich da alles richtig machen können? Ich liebte Selina wirklich über alles. Doch Aileen, diese Hexe, nahm sie mir weg.
    Nachdem mit Selina Schluss war, brach meine Welt zusammen. Ich sah keinen Ausweg aus dem schwarzen Loch, in dem ich steckte. Zwei Monate lang heulte ich jeden Tag. Von irgendwem erfuhr ich, dass Selina den Sommer auf Malle verbrachte, um als Animateurin zu arbeiten, und um »auf andere Gedanken zu kommen«. So ein Bullshit. Sie ging auf die Insel, um sich am Strand von abgefuckten Techno-Druffies vögeln zu lassen. Jedenfalls bildete ich mir das ein. Gestorben bin ich, so schlimm war das alles für mich. Tagsüber hatte ich Depressionen und versank in Selbstmitleid, nachts konnte ich nicht einschlafen. Es war zum Verrücktwerden.
    Eines Nachts, ich konnte mal wieder nicht einschlafen, fand ich in einer Schublade meines Schreibtisches ein einzelnes Blatt Papier. Komisch, dachte ich, denn nach meiner Schulzeit hatte ich eigentlich den ganzen Kram weggeschmissen. Bis heute weiß ich nicht, wie das Blatt Papier dorthin kam. Ich setzte mich an den Tisch, atmete tief durch und begann zu schreiben: Über meine Gefühle, über Selina, über die Liebe, über das Leben. So entstand mein erster Text. Später nannte ich das Lied Schau mich an. Es erschien 2002 auf meinem ersten richtigen Album Carlo Cokxxx Nutten. Diesen Text schrieb ich in jener Nacht.

Schau mich an
    Es war nur ein Augenblick, unsere Blicke kreuzten sich.
Es war wie Feuer in den Adern, ich wusste, ich täusch mich nicht.
Du warst viel zu hübsch, ich dachte nie, es würde klappen.
Ich hatte dir nix zu bieten, außer ’ner Playstation und Ratten.
Du warst trotzdem glücklich, denn ich war, was du wolltest.
Du hast mir alles gegeben, immer getan, was du solltest.
Ganz egal wann, du warst immer für mich da.
Und egal, was ich auch wollte, die Antwort war immer »JA«.
Du hast auf viel verzichtet, ’ne Menge eingesteckt.
Meine Albträume verjagt, und mich morgens aufgeweckt.
Du warst meine Kerze und hast die Schatten vertrieben.
Weißt du noch, als ich dir sagte, dass wir uns auf ewig lieben?
Aus dem kurzen Augenblick sind jetzt zwei Jahre geworden.
Ich sehe dir in die Augen und freue mich nicht mehr auf morgen.
Weil ich plötzlich merke, dass irgendetwas nicht stimmt.
Sag mir nicht, dass wir beide jetzt nicht mehr füreinander da sind.
Du weißt genau, dass wir uns noch immer lieben.
Doch wenn ich mit dir rede, wo ist die Wärme geblieben?
Du sagst, ich wär dran schuld, ich wär nicht mehr gut genug.
Gott, verdammt! Dich zu hassen, ist wie tauchen in ’nem Krug.
Es ist unmöglich, doch was soll’s, ich liebe dich!
Die Zeit hat mich verändert, aber du läufst weg und siehst es nicht.
Bild dir ein, du machst jetzt nicht mehr, was du sollst.
Doch in Wahrheit liegt der ganze Scheiß doch nur an deinem Stolz.

Denn alles, was ich wirklich wollte, war ein zweiter Versuch.
Es ist schon so lange her, doch langsam wirst du zu ’nem Fluch.
Ich kann machen, was ich will. Es ist jedes Mal dasselbe.
Deine Worte schicken mich nach draußen in die Kälte.
Du bist hart geworden, und was hast du aufgegeben?
Setz mir keine Hörner auf, denn jeder macht Fehler im Leben.
Du weißt ganz genau, ich hab dich immer beschützt.
Und heute leb ich mit ’nem Schmerz, der tief in mir drin sitzt.
Ich will nicht mehr laufen, ich werd krank, wenn ich denke.
Ich vergesse mich, und schneide mir dabei tief in meine Hände.
Es vergeht kein Abend, an dem ich nicht nach dir rufe.
Ich will gehen, doch dann seh ich dich oben an der letzten Stufe.
Soll ich es versuchen, oder werd ich wieder scheitern?
Es sind viele

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