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Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
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Zeichen tätowieren lassen, nur weil sie cool aussehen und gar nicht wissen, was sie bedeuten. Sie feiern sich dann abends vor dem Spiegel, dabei haben sie »Esel« auf dem Arm stehen. Ich wollte mich jedenfalls vorher absichern.
    Zu Hause habe ich dann überlegt, an welcher Stelle es wohl am besten zur Geltung kommen würde. Am Ende entschied ich mich für meinen rechten Handrücken, aber auch nur deshalb, weil ich niemanden kannte, der dort schon tätowiert war. Außerdem passte das irgendwie zu mir. Mit meiner rechten Hand mache ich ja so gut wie alles: Schreiben, keulen, Schellen verteilen und in der Nase bohren.
    Mit Selina ging ich in dieses Atzen-Studio in Schöneberg, zeigte dem Tätowierer das Symbol aus meinem Buch, legte 80 Mark auf den Tisch und nach einer Stunde hatte ich mein erstes Tattoo. Das ging ruckzuck und war keine große Sache. Selina fand es richtig cool, dass ihr Freund jetzt tätowiert war. Mir war das egal. Ich machte das ja für mich, nicht für sie.
    Unter uns: Das Tattoo stechen zu lassen, hat verdammt wehgetan. Am Handrücken ist die Haut ja extrem dünn, wodurch die Stiche der Nadel direkt auf den Knochen drücken. Auf der anderen Seite, wenn man schon so anfängt, tut ja alles irgendwie weh. Scheiß drauf. Ich hatte mein erstes Tattoo. Hammer!
    Meine Mutter sagte eigentlich gar nichts dazu, als ich es ihr am Abend zeigte. Ich meine, was bliebe ihr schon übrig? Ich war volljährig und machte sowieso schon die ganze Zeit mein eigenes Ding. Also nahm sie es locker. Man darf auch nicht vergessen, dass sie einfach mal fast 30 Jahre älter ist als ich, und die Welt, in der ich lebe, zum großen Teil gar nicht nachvollziehen kann. Also machte sie das Beste, was sie als Mutter in so einer Situation machen konnte. Sie hielt sich raus.
    Für mein zweites Tattoo ließ ich mir sieben Jahre Zeit. Ich hatte bereits meinen Vertrag bei Aggro Berlin unterschrieben, und als mir Specter mein Logo zeigte, das er für mich entworfen hatte, war ich so begeistert davon, dass ich es mir auf der Stelle stechen lassen wollte. Beim Rasieren kam mir auch die Idee mit dem Hals. Sofort erzählte ich meinen Kumpels davon, die das ausnahmslos zu krass fanden.
    »Ein Tattoo am Hals?«, fragten sie mich entsetzt. »Puhhh. Das ist auf jeden Fall ein Statement, Alter!«
    Genau das wollte ich hören. Das »B« symbolisiert meine Existenz, also sollte es auch jeder sehen können. Ich ließ es mir in der Nähe des Berliner Gleisparks stechen. Meine Mutter schüttelte nur den Kopf, als sie es sah. Sie war schockiert.
    Dann kam auch schon der Berlin-Schriftzug auf meinem linken Unterarm. Ich hatte mal kurz Kontakt zu einem Mädchen aus Wien, die ich über das Internet kennengelernt hatte. Irgendwann kam sie übers Wochenende nach Berlin, und als sie am Sonntag wieder abreisen wollte, fuhr ich spontan mit ihr nach Wien. Sie war einfach zu scharf. Ich hatte noch nicht genug von ihr. Am Abend sind wir sogar noch auf ein komisches Rockkonzert gegangen. Was macht man nicht alles für einen ordentlichen Fick? Einer ihrer Kumpels, so ein seltsamer Heavy-Metal-Vogel, holte uns ab und irgendwie kamen wir während der Autofahrt auf das Thema Tätowierungen zu sprechen. Er erzählte von einem Typen namens Napo, der angeblich supergeil mit Tinte umgehen könnte und schwärmte mir den ganzen Abend einen vor. Mit dem Ergebnis, dass ich Napo am nächsten Tag anrief und einen Termin vereinbarte. Mit einem Tattoo mehr fuhr ich zurück nach Berlin. Meine Mutter hatte sich an den Anblick bereits gewöhnt und sagte gar nichts mehr.
    Ende 2004. Mittlerweile hatte ich Aggro Berlin verlassen und bei Universal unterschrieben. Es war eine seltsame Situation für mich. Schwer zu beschreiben, aber ich öffnete ein neues Kapitel in meinem Leben. Und wie hätte ich das besser untermauern können, als mit einem neuen – na, was wohl – Tattoo. Juhu!
    Auf meinem ersten Carlo-Cokxxx-Nutten-Album rappte ich ja schon vom Electro Ghetto – der Begriff befand sich also schon eine Weile in meinem Kopf. Außerdem war ich gerade auf der Suche nach einem neuen Albumtitel und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr freundete ich mich damit an. Auf den ersten Blick ergibt der Begriff Electro Ghetto für die meisten Menschen zwar keinen Sinn, aber dafür klingt er für sie einfach nur saucool. Da der Schriftzug auch schon existierte, dachte ich mir: »Cool! Mein erstes Major-Album kommt raus. Gleichzeitig ist das der Beginn einer neuen Karriere. Scheiß

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