Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bushido

Bushido

Titel: Bushido Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Fuchs-Gamboeck , Georg Rackow
Vom Netzwerk:
saß, das Fenster runter.
    »Yo, Bushido. Yo, was geht ab, Mann?«
    Ich nickte kurz und lief an ihm vorbei, um eine neue Kiste zu holen. Gedanklich war ich sowieso schon ganz woanders. Auf dem Rückweg fing der Schwarze wieder an, nur dass sein Tonfall nun eine Spur lauter und aggressiver war.
    »Eeey, Bushido, komm mal her. Ich rappe auch. Ich rappe viel besser als du.«
    »Ja, ist okay. Glaube ich dir. Lass mich einfach in Ruhe, okay?«
    Tim, mein Tourmanager hat ihn dann freundlich darum gebeten, nicht so einen Alarm zu machen, wohl wissend, was sonst passieren würde.
    »Du hast mir gar nichts zu befehlen«, schrie ihn der Schwarze in einer Lautstärke an, dass alle ihn hören konnten. »Und weißt du was: Fick deine Mutter!«
    Nyze, Gino Casino, D-Bo, Adieb und ich blieben auf der Stelle stehen. Wir ließen, einer nach dem anderen – klack, klack, klack, klack, klack – unsere Kisten fallen, schauten uns an und gingen, ohne ein Wort zu sagen, den Weg zurück zum Auto. Vorbei an Tim, um bei dem Typen nachzufragen, wie er denn das mit dem »Fick deine Mutter!« gemeint hätte. Tim lief uns aufgeregt hinterher: »Jungs, ruhig bleiben. Wartet doch mal. Ist doch egal.«
    Zu spät. Er konnte uns nicht mehr umstimmen. Wenn einer unsere Freunde beleidigt, bekommt er aufs Maul. Das war damals so und ist heute nicht anders. Da gibt es keine Ausnahme. Niemals. Der Typ krabbelte aus dem Auto raus und war eine Sekunde lang unachtsam, sein Pech – baaaam – gab ich ihm eine erste Bombe ins Gesicht. Er ging zu Boden und war für einen kurzen Augenblick orientierungslos, rappelte sich aber schnell wieder auf. Zu schnell für meinen Geschmack. Alles klar, wir hatten einen soliden Burschen am Start. Er war etwa einen Kopf größer als ich, und als er wieder vor mir stand, dachte ich, dass ich gleich kassieren würde. Doch es kam schlimmer: Der Hurensohn hatte plötzlich ein Messer in der Hand – keine Ahnung, wo er das so schnell her hatte – ging einen Schritt auf mich zu und holte mit voller Wucht aus. Reflexartig drehte ich mich mit meinem Körper zur Seite weg, spürte aber sofort, dass ich erwischt wurde. Die Klinge des Messers ritzte die ganze linke Seite meiner Jacke auf. Zum Glück hatte ich nach dem Auftritt meine Cordon-Lederjacke angezogen, sonst wäre die Klinge voll in mich rein. Das zähe Leder hat mir wahrscheinlich das Leben gerettet.
    D-Bo arbeitete damals während unserer Konzerte noch am Merchandise-Stand und hatte eine Eisenschatulle mit dem Kleingeld bei sich. Ich lag am Boden, war noch total perplex, als er sich von hinten an den Schwarzen heranschlich. Er wollte mir mit seinem Messer gerade den Rest geben, als – baaaaam – D-Bo ihm die Schatulle übelst krass über den Schädel zog. Feierabend! Der Brother klappte zusammen wie ein Kartenhaus. Jetzt erst erkannte ich seine Tätowierung am rechten Oberarm. Er hatte sich die Silhouette von Afrika stechen lassen. Na, da war er bei uns ja genau an der richtigen Adresse.
    Seine Kumpels machten übrigens keine Anzeichen, ihm zu helfen. Sie blieben ängstlich im Auto sitzen. Nach vielleicht 15 Sekunden stand er aber schon wieder auf den Beinen und rannte weg, an mir vorbei, den Hof entlang Richtung Halle und genau dem Richtigen direkt in die Arme.
    »Willst du hier an mir vorbei?«, fragte Nyze.
    »Ja, Mann. Lass mich durch«, keuchte er.
    »Sorry, aber hier ist Endstation!«, meinte Nyze cool wie immer und gab ihm einen Box auf die Nase, der selbst den stärksten Bullen umgehauen hätte. Nun war die Party für ihn endgültig vorbei. Und für uns ging der Spaß erst richtig los. Wenn wir kommen, gibt es Wodka Ohhh, wenn wir kommen, bist du Opfer… Hehe.

Hast du eins, willst du mehr
    Es stimmt wirklich, was man über Tattoos sagt: Hast du erst mal eins, wirst du süchtig nach mehr. Mein erstes habe ich mir stechen lassen, als ich 18 war. Ich hatte das nicht unbedingt geplant, aber ich fand das schon cool irgendwie. Was mir allerdings noch fehlte, war ein passendes Motiv. Sich die Umrisse vom »Motherland« tätowieren lassen, konnte ja jeder. Es musste schon etwas Besonderes sein.
    Mit der U-Bahn bin ich zum Hugendubel am Kudamm gefahren, um mir ein Lexikon für japanische Symbole zu kaufen. In diesem Buch habe ich dann auch das Zeichen gefunden, das zu mir passte: ein japanisches Schriftzeichen für das Wort »Wahrheit«. Ich suchte ja unbedingt nach einem Symbol mit einer zeitlosen Aussage. Es gibt auch diese Idioten, die sich einfach irgendwelche

Weitere Kostenlose Bücher