Bushido
habe. Liegt denn ein Haftbefehl gegen mich vor?«
»Nein.«
»Dann komme ich auch nicht mit. Und jetzt bitte ich Sie, mich zu entschuldigen. Ich muss duschen.«
Die Bullen verschwanden wieder und ich erzählte D-Bo, was gerade geschehen war. Er schlief in einem separaten Zimmer der Suite und hatte von der ganzen Aktion nichts mitbekommen. Dann sprang ich unter die Dusche. 20 Minuten später standen die Bullen wieder vor meiner Tür. Diesmal mit Haftbefehl. Ich las mir den Wisch durch und erkannte sofort, dass ich jetzt keine Wahl mehr hatte.
»Alles klar. Ich komme mit«, sagte ich gelassen und drehte mich zu D-Bo um.
»Bleib du hier und pack schon mal alles zusammen. Und schick das Mädchen nach Hause. Keine Ahnung, wie lange das dauert!«
Auf dem Flur fingen die Bullen plötzlich an, den Affen zu schieben, entsicherten vor meinen Augen ihre Knarren, einer von ihnen holte sogar seine Handschellen raus.
»Hört mal, ich komme doch mit. Lasst uns alle cool bleiben. Wir laufen jetzt da unten durch die Hotellobby, in der überall Gäste beim Frühstücken sind. Können wir die Handschellen nicht weglassen? Ich versichere Ihnen, keinen Ärger zu machen.«
Der Bulle schaute mich grinsend an.
»Nein! Ich fühle mich in meiner Sicherheit bedroht«, sagte er kühl. Ich verstand. Sie wollten ein Spielchen spielen. Kein Problem. Wenigstens legten sie mir beim Rausgehen meine Jacke über die Hände, um die Handschellen zu verdecken.
Auf dem Weg zum Revier meinte einer der Bullen zu mir: »Sie sind doch Deutscher! Wenn Sie möchten, können wir die Deutsche Botschaft davon verständigen, dass Sie verhaftet wurden. Die helfen Ihnen dann mit den Formalitäten und geben Tipps in Sachen Rechtsschutz und so.«
»Brauche ich das denn?«, fragte ich. Ich wusste ja immer noch nicht, was mir genau vorgeworfen wurde.
»Also, wenn ich ehrlich sein soll, brauchen Sie das eigentlich nicht. Ist nur Zeitverschwendung!«, meinte er und drehte sich wieder um.
»Okay«, sagte ich, ohne wirklich darüber nachzudenken.
»Brauchen Sie also nicht, ja?«, fragte er noch mal fürs Protokoll.
»Nö.«
Ich machte mir keine weiteren Gedanken.
Auf dem Revier steckten sie mich zuerst in eine Einzelzelle, was mich wenig beeindruckte, da ich das alles schon aus Berlin kannte. Ich hatte nichts zu tun, also legte ich mich schlafen. Nach drei Stunden holten mich die beiden Bullen, die mich schon verhaftet hatten, zum Verhör. Natürlich ging es um die Schlägerei vor dem Club. So viel war mir auch klar, aber mehr wollten sie noch nicht verraten.
»Herr Ferchichi, erzählen Sie bitte mal die Geschichte, so wie Sie sie erlebt haben«, wurde ich aufgefordert.
Ich fing also an zu erzählen, doch schon nach einer Minute merkte ich, dass die Bullen mir überhaupt nicht zuhörten. Während der eine das Verhör leitete, lud sich der andere meine Songs aus dem Internet runter. Er grinste mich die ganze Zeit an und gab permanent bescheuerte Kommentare ab. Nur um mich zu provozieren.
»Sie sind also ein bekannter Rapper«, lachte er. »Ah, ich sehe schon: Drogen, Sex, Gangbang! Haben Sie sonst nichts zu sagen?«
Dann fing er an, seinem Kollegen ein paar Textzeilen aus Nie ein Rapper vorzulesen.
»Guck mal, was unser Herr Ferchichi hier rappt: Er war nie ein Rapper, er hat sich alles selber beigebracht und sein bester Freund sitzt seit fünf Jahren in Einzelhaft! Ach, wenn das mal keine Ironie des Schicksals ist. Aber es geht ja noch weiter im Text: Er war nie ein Rapper, er hat für die Straßen gekämpft! Na, das haben Sie wohl etwas zu wörtlich genommen, was, Herr Ferchichi?« Ich versuchte, cool zu bleiben.
»Sie wissen schon, dass es illegal ist, was sie da gerade machen«, sagte ich. »Wenn Sie sich schon meine Songs downloaden, dann bezahlen Sie gefälligst auch dafür!«
Der Bulle guckte mich amüsiert an.
»Wir sind Polizisten. Wir dürfen das!«
Korrekt.
Ich beendete meine Aussage und wurde zurück in die Zelle geführt. Nach einer halben Stunde durfte ich erstaunlicherweise schon wieder raus und bekam sogar meine Sachen zurück: Meine Breitling-Uhr, die beiden Handys, mein Geld, und einen Zettel, mit dem ich mich im Untergeschoss melden sollte. Sofort rief ich bei Heiner an, der in Bonn schon auf mich wartete, und erklärte ihm die Situation. Ich würde zwar nicht mehr rechtzeitig da sein, aber vielleicht konnte er den Termin ja aus gegebenem Anlass verschieben. Außerdem hatte ich am Nachmittag noch eine Autogrammstunde in einem
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